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Mitreisende | |
Land: Deutschland
Reisezeit: April
Region/Kontinent: Mitteleuropa
Harzer Hexenstieg in 29 Stunden? Nein, das ist natürlich übertrieben, es waren 29 Stunden und 7 Minuten vom Hauptbahnhöfchen Thale zum Bahnhof Osterode-Mitte.
Warum tut man sowas?
1. „Mein Ego ist größer als Deins!“ (Harzer Hexenstieg in 48 Stunden)
2. „Das muss ich mir nicht bieten lassen!“
3. „Ich wollte eigentlich schon immer wissen, was nachts auf dem Brocken abgeht“
4. „Wie wirkt der Hexenstieg eigentlich als Gesamtkunstwerk?“
5. „Wie will man rausfinden, wo die eigenen Grenzen sind, wenn man sie nicht auslotet?“
Aber schön der Reihe nach.
Samstag
9:54 Abmarsch von Barleybreeder und Pfad-Finder in Thale. Behutsam lässt sich Barleybreeder an der Seilbahn vorbeisteuern. Das Bodetal ist wirklich sehenswert, wir legen zahlreiche Fotostops ein. Die Entscheidung, die Strecke in umgekehrter Richtung zu gehen, war richtig. Es wäre schade gewesen, hier zum Schluss und in wer-weiß-welchem-Zustand durchzurauschen.
13:10 Unweit Altenbrak erreichen wir die Baumgrenze.
15.00 Kurz vor Hasselfelde unsere erste „Siesta“. Um die Laufzeit substanziell zu verkürzen, haben wir Übernachtung (-en) ausgeplant und setzen auf die Wunderwirkung von „Power-Napping“. Nach einer Stunde geht es weiter.
17.40 Wir erreichen den Bahnhof Hasselfelde. Pfad-Finder lässt sich die Einfahrt des Zuges um 17:48 entgehen und hetzt weiter. Dass man das noch mal erleben darf! Hinter Hasselfelde ein völlig überladener Wegweiser-Baum.
17:30 Not-OP an Pfad-Finders Füßen. Eine Blase hat sich gebildet. Es wird nicht die einzige bleiben. Aber schon nach 33 km – das ist ungewöhnlich.
20:00 Tankstopp am Wasserfall Königshütte. In der Dämmerung frischen wir unsere Wasservorräte auf. Das bisher gesehene Wasser war uns zu nah an Gülleausbringungsflächen (=Feldern) oder schäumte schon verdächtig.
21:00 Drei Annen-Hohne. „Erst wenn der letzte Zug gefahren, der letzte Bus verpasst ist, werdet ihr lernen, dass die Nacht lang ist.“ Am Forsthaus humpelt uns ein sichtlich schwer fußkranker Wanderer im Rentenalter entgegen. Uns geht es ja noch Gold.
23:45 Von der Brockenstraße ist ein Dampfzug zu hören, der talwärts fährt. Sonderzug? In dichter Folge donnern auch noch Kleinbusse vom Brockenwirt an uns vorbei nach Schierke.
Sonntag
0:30 War irgendwann Mitternacht? Pfad-Finder fehlt die Erinnerung. Jetzt steht er am Brockenbahnhof und erzählt wirres Zeug von „Laufen auf Autopilot“. Das Schlimme: Barleybreeder bestätigt den Eindruck, den er von ihm hatte. Was macht der Brocken mit uns? Gibt es doch Brockenhexen? Ist es Höhenkrankheit?
2:15 Nach einer Siesta in der Schutzhütte geht es weiter. Eine Primaloft-Jacke verschafft Barleybreeder einen entspannten Schlaf. Pfad-Finder hingegen, erstmalig annähernd UL unterwegs (ohne Futter und Getränke ca. 3 kg) fröstelt es unter dem Poncho, den er als zusätzlichen Wärmehalter zusätzlich zur Windstopper-Fleecejacke über sich ausgebreitet hat. Die inzwischen drei Blasen genießen die kurze Erholung vom feucht-heißen Schuhklima.
4:00 Wir erreichen Torfhaus und stolpern weiter zum Magdeburger Weg. Kein echtes Vergnügen im Dunkeln. Die holprige Passage endet praktisch gleichzeitig mit der Dunkelheit.
7:00 Siesta am Dammgraben. Barleybreeder ratzt sich wieder einen ab. Lustlos quetscht er sein Müsli die Speiseröhre runter, Pfad-Finder mümmelt seine letzten Kekse und eine kleine Tafel Schokolade weg.
9:30 Siesta am Parkplatz an der Zufahrt zum Polsterberger Hubhaus. Barleybreeder hatte schon fast jede Gelegenheit genutzt, sich zu setzen. Der Lärm der Motorräder verhindert gefährlichen Tiefschlaf. Ansonsten hält sich Pfad-Finder mit spitzen Bemerkungen zu JW-Extremwanderern wach, die ihren Autos entsteigen.
12:30 Siesta am „Mangelhalber Tor“ (heißt echt so) oberhalb von Osterode. Wir hatten uns geeinigt, die letzte Siesta erst dann einzulegen, wenn die Restkilometer stabil im einstelligen Bereich liegen. Die Ausschilderung überrascht immer wieder mit Sprüngen durch das Raumkontinuum: Erst sind es nur noch 9,3 km bis Osterode, am nächsten Schild wieder 10,6 km. Die Blasen-Inspektion ergibt bei Pfad-Finder ein wenig erfreuliches Ergebnis: Fünf Blasen, davon eine unter einem Zehnagel. Mit Rücksicht auf die jugendlichen Mitleser verzichten wir an darauf, Fotos dieser entsetzlichen Bluttat einzustellen. Barleybreeder geht zwar auch wie auf Eiern und hängt sich in seine Trekkingstöcke als wären es Krücken, aber er hat „nur“ allgemeinen dumpfen Fußschmerz.
14:33 Wir erreichen den „Ziel“-Pavillon des Hexenstieges. Extra zu unseren Ehren ist dahinter an diesem Wochenende ein Rummelplatz aufgestellt, uns ist aber gar nicht zum Feiern zumute. Mit letzter Kraft humpeln wir zum Bahnhof Osterode-Mitte.
15:01 Wir sind da!
Pfad-Finders GPS-Track ergab – nach Bereinigung um offensichtliche Ausreißer sowie Hin- und Hergezappel in den Pausen – 101 Kilometer (Aufzeichnungsintervall: 30 Sekunden). Woher die Differenz zu den sonst üblichen Kilometerangaben von rund 97 km kommt, ist bisher unklar. Verlaufen haben wir uns definitiv nicht.
Was Pfad-Finder gelernt hat:
Reisezeit: April
Region/Kontinent: Mitteleuropa
Harzer Hexenstieg in 29 Stunden? Nein, das ist natürlich übertrieben, es waren 29 Stunden und 7 Minuten vom Hauptbahnhöfchen Thale zum Bahnhof Osterode-Mitte.
Warum tut man sowas?
1. „Mein Ego ist größer als Deins!“ (Harzer Hexenstieg in 48 Stunden)
2. „Das muss ich mir nicht bieten lassen!“
Zitat von Freak
4. „Wie wirkt der Hexenstieg eigentlich als Gesamtkunstwerk?“
5. „Wie will man rausfinden, wo die eigenen Grenzen sind, wenn man sie nicht auslotet?“
Aber schön der Reihe nach.
Samstag
9:54 Abmarsch von Barleybreeder und Pfad-Finder in Thale. Behutsam lässt sich Barleybreeder an der Seilbahn vorbeisteuern. Das Bodetal ist wirklich sehenswert, wir legen zahlreiche Fotostops ein. Die Entscheidung, die Strecke in umgekehrter Richtung zu gehen, war richtig. Es wäre schade gewesen, hier zum Schluss und in wer-weiß-welchem-Zustand durchzurauschen.
13:10 Unweit Altenbrak erreichen wir die Baumgrenze.
15.00 Kurz vor Hasselfelde unsere erste „Siesta“. Um die Laufzeit substanziell zu verkürzen, haben wir Übernachtung (-en) ausgeplant und setzen auf die Wunderwirkung von „Power-Napping“. Nach einer Stunde geht es weiter.
17.40 Wir erreichen den Bahnhof Hasselfelde. Pfad-Finder lässt sich die Einfahrt des Zuges um 17:48 entgehen und hetzt weiter. Dass man das noch mal erleben darf! Hinter Hasselfelde ein völlig überladener Wegweiser-Baum.
17:30 Not-OP an Pfad-Finders Füßen. Eine Blase hat sich gebildet. Es wird nicht die einzige bleiben. Aber schon nach 33 km – das ist ungewöhnlich.
20:00 Tankstopp am Wasserfall Königshütte. In der Dämmerung frischen wir unsere Wasservorräte auf. Das bisher gesehene Wasser war uns zu nah an Gülleausbringungsflächen (=Feldern) oder schäumte schon verdächtig.
21:00 Drei Annen-Hohne. „Erst wenn der letzte Zug gefahren, der letzte Bus verpasst ist, werdet ihr lernen, dass die Nacht lang ist.“ Am Forsthaus humpelt uns ein sichtlich schwer fußkranker Wanderer im Rentenalter entgegen. Uns geht es ja noch Gold.
23:45 Von der Brockenstraße ist ein Dampfzug zu hören, der talwärts fährt. Sonderzug? In dichter Folge donnern auch noch Kleinbusse vom Brockenwirt an uns vorbei nach Schierke.
Sonntag
0:30 War irgendwann Mitternacht? Pfad-Finder fehlt die Erinnerung. Jetzt steht er am Brockenbahnhof und erzählt wirres Zeug von „Laufen auf Autopilot“. Das Schlimme: Barleybreeder bestätigt den Eindruck, den er von ihm hatte. Was macht der Brocken mit uns? Gibt es doch Brockenhexen? Ist es Höhenkrankheit?
2:15 Nach einer Siesta in der Schutzhütte geht es weiter. Eine Primaloft-Jacke verschafft Barleybreeder einen entspannten Schlaf. Pfad-Finder hingegen, erstmalig annähernd UL unterwegs (ohne Futter und Getränke ca. 3 kg) fröstelt es unter dem Poncho, den er als zusätzlichen Wärmehalter zusätzlich zur Windstopper-Fleecejacke über sich ausgebreitet hat. Die inzwischen drei Blasen genießen die kurze Erholung vom feucht-heißen Schuhklima.
4:00 Wir erreichen Torfhaus und stolpern weiter zum Magdeburger Weg. Kein echtes Vergnügen im Dunkeln. Die holprige Passage endet praktisch gleichzeitig mit der Dunkelheit.
7:00 Siesta am Dammgraben. Barleybreeder ratzt sich wieder einen ab. Lustlos quetscht er sein Müsli die Speiseröhre runter, Pfad-Finder mümmelt seine letzten Kekse und eine kleine Tafel Schokolade weg.
9:30 Siesta am Parkplatz an der Zufahrt zum Polsterberger Hubhaus. Barleybreeder hatte schon fast jede Gelegenheit genutzt, sich zu setzen. Der Lärm der Motorräder verhindert gefährlichen Tiefschlaf. Ansonsten hält sich Pfad-Finder mit spitzen Bemerkungen zu JW-Extremwanderern wach, die ihren Autos entsteigen.
12:30 Siesta am „Mangelhalber Tor“ (heißt echt so) oberhalb von Osterode. Wir hatten uns geeinigt, die letzte Siesta erst dann einzulegen, wenn die Restkilometer stabil im einstelligen Bereich liegen. Die Ausschilderung überrascht immer wieder mit Sprüngen durch das Raumkontinuum: Erst sind es nur noch 9,3 km bis Osterode, am nächsten Schild wieder 10,6 km. Die Blasen-Inspektion ergibt bei Pfad-Finder ein wenig erfreuliches Ergebnis: Fünf Blasen, davon eine unter einem Zehnagel. Mit Rücksicht auf die jugendlichen Mitleser verzichten wir an darauf, Fotos dieser entsetzlichen Bluttat einzustellen. Barleybreeder geht zwar auch wie auf Eiern und hängt sich in seine Trekkingstöcke als wären es Krücken, aber er hat „nur“ allgemeinen dumpfen Fußschmerz.
14:33 Wir erreichen den „Ziel“-Pavillon des Hexenstieges. Extra zu unseren Ehren ist dahinter an diesem Wochenende ein Rummelplatz aufgestellt, uns ist aber gar nicht zum Feiern zumute. Mit letzter Kraft humpeln wir zum Bahnhof Osterode-Mitte.
15:01 Wir sind da!
Pfad-Finders GPS-Track ergab – nach Bereinigung um offensichtliche Ausreißer sowie Hin- und Hergezappel in den Pausen – 101 Kilometer (Aufzeichnungsintervall: 30 Sekunden). Woher die Differenz zu den sonst üblichen Kilometerangaben von rund 97 km kommt, ist bisher unklar. Verlaufen haben wir uns definitiv nicht.
Was Pfad-Finder gelernt hat:
- Für notorische Schweißfüßler sollten die Schuhe bei der Abwägung zwischen Gewicht und Härte/Verwindungssteifheit eher in Richtung Härte tendieren. Wo sich nichts gegeneinander bewegt, kann auch keine Blase entstehen.
- Bei der Abwägung zwischen Packgewicht und Komfort mehr in Richtung Komfort tendieren. Die BW-Faltmatte hat ihren Job getan, mehr aber nicht. Für Ruhepausen mehr warme Sachen oder eine weitere Zwiebelschicht mitnehmen. Nachts ist es kälter, vor allem draußen.
- Die 370 Gramm Leergewicht des H&M-Rucksacks sind nicht schlecht. Aber das Volumen (20-25l?) ist zu gering, man muss häufig „auf Kante“ packen. Zum Beispiel tagsüber, wenn zwei Ziebelschichten mehr hineinmüssen. Mehr Rucksack schont die Nerven. Es muss ja nicht gleich die legendäre „Grüne Schrankwand“ sein, es gibt ja auch Sideboards oder Schubladenschränke.
- Stirnlampen trägt man auf rumpeligen Wegen besser in der Hand bzw. um die Hand gewickelt, weil dann die Schatten eine bessere Einschätzung der Unebenheiten ermöglichen. Eine zweite Lampe mit größerer Reichweite und schärferer Bündelung im unmittelbaren Zugriff war sehr nützlich, um zB Wegmarkierungen aus größerer Entfernung auszumachen (im konkreten Fall Fenix LD10)
- Mehr Pflaster mitnehmen!
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