[UK] Schottischer Winter

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    [UK] Schottischer Winter

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schottland
    Reisezeit: 02.02. - 06.02.2009
    Region/Kontinent: Nordeuropa

    Schottischer Winter

    oder: Eine kurze Einführung zu Schottland


    Seit Herbst studiert mein Bruder nun schon an der Universität zu Edinburgh. Anfang Februar besuchen wir ihn; das heißt Mutter und ich. Leider haben wir nur wenige Tage Zeit um Natur, Landschaft und Menschen kennen zu lernen – eine kurze Einführung zu Schottland.

    Am Flughafen erfahren wir vom Schneechaos in Großbritannien. Alle Flüge nach London sind gestrichen. Unser Flug nach Edinburgh ist verspätet und zunächst ist ungewiss, ob wir überhaupt fliegen. Schließlich starten wir mit fast eineinhalb Stunden Verspätung Richtung Schottland.

    Edinburgh begrüßt uns mit einer weißen Winterlandschaft und dicken Schneeflocken. Schottland erlebt die stärksten Schneefälle seit Jahren und vor allem die Stadtmenschen kommen damit nicht so gut zurecht. Für deutsche Verhältnisse liegt aber fast gar kein Schnee.

    Die nächsten Tage werden wir im gleichen Gästehaus übernachten, in dem mein Bruder nun schon seit etwa fünf Monaten weilt. Dort werden wir sehr herzlich aufgenommen und fühlen uns wie zu Hause. Besonders der Haushund "Guinness" ist sofort unser neuer Freund.


    Arthur's Seat



    Am Rande der Stadt liegt Arthur's Seat. Der 251 Meter hohe Hügel vulkanischen Ursprungs befindet sich im Holyrood Park. Man darf sich das nicht als Parkanlage vorstellen, sondern vielmehr als eine 260 Hektar große weitläufige Hügellandschaft mit vielen verschlungenen Pfaden, Felsen, Klippen und vereinzelten Tümpeln. Nur der Verkehrslärm am Anfang der Wanderung erinnert einen daran, dass man sich direkt an der schottischen Hauptstadt befindet. Ein steiler Weg führt uns nach oben, an den Felsen wachsen teilweise niedrige Büsche, ansonsten wächst in dem baumfreien Gelände nur Gras und krautige Vegetation. Leider ist das Wetter nicht so optimal. Der Schnee ist zwar größtenteils schon wieder weg (sonst wäre der Weg wohl nicht passierbar gewesen), aber die Aussicht ist gering und der Wind weht kräftig. Oben auf einem Plateau unterhalb des Gipfels trifft uns dann die volle Kraft des Windes. Durch eine Art Rinne erklimmen wir die letzten Meter, ehe wir auf dem Arthur's Seat stehen. Wolken treiben an uns vorbei und Wassertropfen (Regen oder Wolken) bleiben an uns hängen. Wir genießen das Wetter und sind froh, dass wir ordentliche damitkannichauchinHimalaya-Kleidung anhaben, als plötzlich wie aus dem nichts ein Jogger in T-Shirt auftaucht und ebenso schnell wieder in den Wolken hinter den Felsen verschwindet. Kurz darauf erscheinen noch zwei Parkranger. Dann sind wir wieder mit dem schottischen Wetter alleine und machen uns auf den Weg nach unten. Wir schauen uns noch einen weiteren Hügel an und bewundern die teilweise in kräftigem Gelb blühenden Büsche. Aufgrund des Windes verzichten wir lieber auf eine Gratwanderung entlang der Klippen. Anschließend laufen wir entlang einer kleinen Straße, die sich an die Felsen schmiegt, vorbei an einem kleinen See wieder in Richtung Zivilisation.
    Nachmittags bessert sich dann das Wetter und bei Sonnenschein gibt es noch eine Tour zu den Sehenswürdigkeiten von Edinburgh.


    Pentland Hills



    Die Pentland Hills sind das Naherholungsgebiet im Süden der schottischen Hauptstadt. Fast 600 Meter erheben sich dort die Hügel.

    Wegen einer Straßensperrung lässt uns der Busfahrer eine halbe Meile vorher aussteigen. Deshalb müssen wir zunächst an einer Straße entlang laufen, ehe ein Schafsgatter den Beginn unser eigentlichen Wanderung markiert. Im Hintergrund liegen die schneebedeckten Berge und die Sonne erstrahlt von einem blauen Himmel. Rechts neben dem eisigen Weg befindet sich ein militärisches Übungsgelände. Auf Schildern wird vor kreuzenden Truppen, plötzlichen Geräuschen, Rauch und Illuminationen gewarnt. Zudem soll man lieber nichts anfassen, da es explodieren könnte. Wir verzichten daher die Schafe zu streicheln.

    An einem Wäldchen biegen wir nach links ab und wandern hinunter zum Glencorse Reservoir. Das Gewässer ist teilweise mit Eis bedeckt, am Ufer wachsen Kiefern und eine alte Steinmauer trennt die schmale Straße vom See. Es geht weiter an einem kleinen Fluss entlang, den wir dann überqueren und endlich mit dem Aufstieg beginnen können. Die Landschaft um uns herum ist einfach herrlich. Wenn man es nicht besser wüsste, kann man die Gegend leicht mit den Highlands verwechseln. Es geht steil nach oben und an Schafen vorbei. Die sind offensichtlich eher defensiv eingestellt, dennoch befürchten wir, sie könnten sich hinter dem Hügel formieren und uns unerwartet angreifen. Dies ist aber dann doch nicht der Fall.
    Ein Stück weiter oben wachsen vom Wind gezeichnete Bäume und Büsche. Der Wind ist auch heute wieder deutlich spürbar, so dass wir versuchen uns mit Mützen und Kapuzen davor etwas zu schützen. Die Temperatur fühlt sich wie zweistellige Minusgrade an. Immer weiter geht es in die Höhe, bis wir den ersten Hügel erreichen und den Blick hinunter zum See genießen. Auf dem Boden haben sich in Folge der Kälte und des Windes faszinierende Eisformationen gebildet. Nach einem weiteren Hügel, von dem die Aussicht weiter in Richtung Süden und Osten geht, führt uns der Pfad zunächst nach unten. Der Schnee wird immer tiefer, große Schneewehen haben sich gebildet und die Umgebung sieht mehr nach Hochgebirge aus als nach schottischer Hügellandschaft. Dann überqueren wir einen Viehzaun beziehungsweise eine Mauer und machen uns an den Aufstieg auf den 573 Meter hohen Carnethy Hill. Da wir langsamer vorankommen als geplant und wir zudem noch wegen der Busverbindung in die nächste Stadt laufen müssen, ist dieser Berg der Höhepunkt und gleichzeitig das Ende unserer Wanderung in den Pentland Hills. Aber erst müssen wir dort hinauf. Teilweise ist der Pfad nach oben in Folge des Tiefschnees nicht so gut passierbar, teilweise hat der Wind den vereisten Fels freigelegt. Immer weiter windet sich der Weg in die Höhe, bis wir schließlich auf dem windigen Gipfel angelangt sind. Der Rundumblick ist auch hier grandios. Lang lässt es sich allerdings dort oben nicht aushalten. Der Wind ist einfach zu stark. In der Ferne tauchen allmählich andere Wanderer auf. Und so begeben wir uns wieder nach unten bis zu der Mauer, die in einer Senke zwischen den Hügeln Richtung Stadt führt. Wir wandern an ihr entlang und müssen auf der weiteren Strecke noch mehrere Zäune über- und unterqueren. Irgendwann sind wir wieder in der Zivilisation, suchen in der stinkenden Stadt Penicuik eine Bushaltestelle und fahren wieder Richtung Edinburgh. Das Ende eines traumhaften Wandertages.


    North Berwick Law



    Mit dem Zug geht es in das Hafenstädtchen North Berwick. Auch hier herrscht stürmischer Wind, den wir zunächst bei einem kleinen Strandspaziergang zu spüren bekommen. Das Meer ist ziemlich aufgewühlt und im Sand liegen überall Seegras und vereinzelt Muscheln. Im Meer selbst erheben sich große Felsinseln von denen eine der Bass Rock ist. Der Felsen beherbergt eine der größten Kolonien von Basstölpeln. Leider fahren nur in den Sommermonaten Boote dort hin.
    Später besuchen wir einen weiteren schottischen Vulkanhügel – den North Berwick Law. Dieser befindet sich direkt im Süden der Stadt und ist 187 Meter hoch. Zunächst nehmen wir einen schmalen steinigen Pfad, der im Zickzack nach oben verläuft, dann führt ein grasiger Weg Richtung Gipfel. Überall sind Felsen, die stellenweise mit Eis überzogen sind. Der Wind wird immer stärker. Oben auf dem felsigen Gipfel fällt es einem teilweise schwer sich aufrecht zu halten, so ungehindert kann der Wind vom Meer angreifen. Auf dem Berg befindet sich eine Ruine aus napoleonischer Zeit und ein Ausguck aus dem zweiten Weltkrieg. Gekrönt wird der Law von zwei Walfischknochen, die vor einigen Jahren aber durch Exemplare aus Fiberglas ersetzt werden mussten. Die Aussicht ist auch hier fantastisch und geht auf die See mit den gigantischen Felsen, über flaches mit Feldern übersätes Land bis nach Edinburgh, wo man den markanten Arthur's Seat erkennt. Auf dem Weg nach unten gönnen wir uns noch ein ganz besonderes Erlebnis. Inspiriert von Jan Vincent und Pempi (siehe "The Human Sledge") nutzen wir ein vereistes Hangstück, um sitzend und mit atemberaubenden Tempo ein paar Höhenmeter zu sparen. Wir haben den Spaß unseres Lebens! Nach diesem Erlebnis ist die weitere Reise eher ereignislos.


    Fazit: Das war auf jeden Fall nicht mein letzter Besuch in Schottland und sobald es geht werde ich wieder dort hin reisen. Wenn schon die Landschaft und Natur um die Hauptstadt so genial ist, wie muss dann erst das schottische Hochland sein.
    Die Schotten selbst sind sehr gastfreundlich und nett.

    Ach ja, ich hatte auch die Gelegenheit das schottische Nationalgericht Haggis zu kosten. Schmeckt wie Presssack (oder Presskopf), nur etwas würziger und andere Konsistenz. Wer's mag.


    Fotos der Tour im Blog meines Bruders unter panoramaleben.de/edinburghdiaries, interaktive Panoramabilder auf meiner Seite unter panoramaleben.de


    Weblinks:

    Arthur's Seat

    Topographische Karte Pentland Hills

    Fotos und Informationen zu den Pentland Hills

    North Berwick Law
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 06.11.2011, 12:50. Grund: Reisecharakter eingestellt

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    • 18.04.2008
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    #2
    AW: [UK] Schottischer Winter

    Ein schöner Beleg dafür, dass man auch ohne große Aktion was outdoors erleben kann. Arthur's Seat habe ich übrigens erst im dritten Anlauf ohne Nebel, Regen oder Wind erlebt.

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