[AT][CH] Der Vermunt-Pass

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  • Andreas L
    Alter Hase
    • 14.07.2006
    • 4351

    • Meine Reisen

    [AT][CH] Der Vermunt-Pass

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Österreich / Schweiz
    Reisezeit: Januar 2009
    Region/Kontinent: Mitteleuropa




    Planung:

    Anreise: per Zug bis Tschagguns. Weiter mit dem Postbus nach Gaschurn-Partenen.
    Mit der Vermuntbahn (an der Bundesstrasse, neben den Ill-Werken) bis zur Bergstation Trominier. Zu Fuß weiter nach Süden, am Westufer des Vermuntsees entlang. Am Eingang des Kromertals nach Osten abbiegen, zur Bielerhöhe am Sylvrettasee. Weiter am See entlang nach Süden. Bivak am Südende des Sees oder im unteren Ochsental. Bis hier ab Bergstation Trominier: 10 - 12 km und ca. 300 hm.
    Weiter zur Wiesbadner Hütte über den Vermunt-Gletscher und Pass bis ins Pass-Tal: 10 km / 400 hm Aufstieg. Pause an der Wiesbadener Hütte, Wetter abklären. Spätestens gegen 13:00 weiter, wenn ich den etwas schwierigen Abstieg in das Pass-Tal noch bei Tageslicht schaffen will.
    Bivak am Platz von letztem Jahr im Pass-Tal auf ca 2800 m. Vom Bivakplatz im Passtal bis zur Tuoi-Hütte: 5 km / 550 hm Abstieg. Weiter nach Guarda (1650m). Ankunft am Nachmittag bzw Abend.

    Vorbereitung:

    Es geht um die Überquerung eines Alpenkamms im Sylvretta-Gebiet, auf Schneeschuhen. Über einen 2800 Meter hohen Pass zwischen den Gipfeln des Piz Buin und der Dreiländerspitze, von Partenen (1000 m) in Österreich rüber in die Schweiz nach Guarda (1650 m) im Inntal. Luftlinie etwa 26 km, Wegstrecke ca 35 bis 40 km. 1800 Meter rauf (davon 750 mit der Seilbahn) und 1100 Meter wieder runter. Zwei Übernachtungen im Bivak-Zelt sind geplant, einmal auf etwa 2200 Metern, das zweite Mal auf knapp 2800 Metern.
    Ich werde alleine unterwegs sein. Losgehen soll’s am 02.01.09, gegen Mittag. Ankommen möchte ich am 04. am Nachmittag bzw Abend. (Ich treffe dort meine Frau und ein befreundetes Paar, die per Auto angereist sind. Wir werden noch eine Woche in Guarda bleiben.)

    So eine Tour steht und fällt mit einer guten Wetterprognose und einer akzeptablen Lawinensituation. Zwei Tage vorher, am 31.12. 08, fange ich an, die Daten dafür abzufragen - vorher macht das wenig Sinn, weil die Prognosen, die über einen längeren Zeitraum gehen, in der Regel nicht zuverlässig sind.
    Die Vorgeschichte des Wetters: Im November und Dezember 08 hat es in dem Gebiet sehr viel geschneit, die Lawinengefahr war in der Folge dann auch recht hoch. Dann hat der Schnee sich gesetzt, die Gefahr wurde kleiner. In der zweiten Dezemberhälfte gab es einen leichten Fön-Einbruch, mit steigenden Temperaturen und der Folge, dass die Gefahr wieder höher eingeschätzt wurde. Da es aber keine nennenswerten Schneefälle mehr gab, entspannte sich die Situation wieder.

    Mittwoch 31.12.08. 10:00 Uhr
    Bericht des Schweizer SLF (Institut für Schnee- und Lawinenforschung) für die Gegend um den Piz Buin: Lawinen-Gefahrenstufe 1 (gering), Schneehöhen in 2000 m 80-120 cm, in 3000 Meter bis 160 cm. Mittagstemperaturen auf 3000 Meter um die minus 10 Grad.
    DAV-Wetterprognose für dieses Gebiet: Der Föneinfluss lässt nach, Donnerstag Durchzug einer kleinen Störung, dann klares, kaltes Winterwetter bis etwa Sonntag.
    Sehr viel besser geht’s nicht - nur sehr kalt wird es werden. Also habe ich die Fahrkarten und Verpflegung gekauft.

    Donnerstag 01.01.09, 09:30 Uhr
    SLF: Lawinen-Gefahrenstufe 1-2 (gering bis mäßig), also leicht erhöht - wegen geringen Neuschneemengen in der Nacht und wegen Triebschneeansammlungen (svw Schneeverwehungen).
    at/lawine für Vorarlberg meldet im Wesentlichen dasselbe.
    Es gab leichten Neuschnee, etwa 3 cm auf der Schweizer Seite, 10 auf der Österreichischen.

    Die DAV Wettervorhersage leidet am Sylverstersyndrom: Am 01.01.09 um 0930 wird die nächste Aktuallsierung für den 31.12.08 1600 angesagt - also für gestern, vor rund 20 Stunden.
    Die Wetterprognosen der Schweizer und Österreicher sind aktuell und sehr gut. Kaltes und sonniges Wetter mindestens bis Sonntag wird angesagt. Ganz Mitteleuropa liegt unter einem stabilen Hoch. Daran ändert sich auch bis zum Abend nichts wesentlich. Auch der DAV hat jetzt aktualisiert und sagt dasselbe.
    Das heißt: Keine Probleme, im Gegenteil: beste Aussichten. Morgen früh kann es losgehen.


    Die Ausrüstung:
    Lowe alpin Appalachian ND, 50 + 10 Liter, Schneeschuhe von MSR (Denali ascent), Stöcke von Komperdell, LVS F1 von Ortovox, L-Schaufel von Salewa, L-Sonde (MYOG).

    Küche:
    Spezieller Hochtouren-Gaskocher (Prototyp, MYOG), Feuerzeug, Thermosflasche, Becher. löslicher Kaffee, Haferflocken mit Milchpulver und Nüssen, Fruchtriegel und Nudeln mit Gemüsebrühe. Mineraltabletten (Magnesium und Kalzium)

    Für die Nacht:
    Modifiziertes Bivakzelt (Solo von Jurek). Daunenschlafsack (NoName, 15 Jahre alt, außen Nylon, innen Baumwolle, 1000 Gramm Daunen), 2,5 cm - Matte von TAR (lang).
    Sweatshirt aus Baumwolle, Wollsocken.

    Kleidung:
    Stiefel; "Outback" von Baffin mit Leder-Innenschuh von Lowa. Hochtouren-Gamaschen von Vaude, Thermohose von Maul. Fleecejacke von Salewa, Nylonjacke von Salewa. Polyester T-shirt, kurze BW-Unterhose und normale BW-Socken. Thermohaube (MYOG), Seiden- und Fleecehandschuhe, Fäustlinge aus Cordura (MYOG), Basecap. Wenn es ganz kalt werden sollte und beim Lager Auf- und Abbau: eine Hochtourenhose von Lowe alpin.

    Außerdem:
    Erste-Hilfe-Pack, Brille, Messer, Uhr, Höhenmesser, Thermometer. Kleine Digital-Kamera (Nikon) und Fernglas (Zeiss, 10 x 40). UV-400er Sonnenbrille, Sonnencreme und Lippenbalsam. Reparatur-Material und Ersatzteile. Ein Psion- PDA (damit habe ich diesen Bericht geschrieben).


    Tourbericht:

    Freitag, 02.01. und Samstag, 03.01.2009
    Kurz nach 05:00 mit dem Stadtbus zum Bahnhof, die Bahn geht ab Reutlingen um 05:32. Nach Umsteigen in Plochingen, Ulm, Friedrichshafen, Lindau und Bludenz Ankunft in Tschagguns gegen 11:00 Alles super pünktlich. Weiter mit dem Bus nach Gaschurn-Partenen und mit der Seilbahn nach oben. Nebel im Tal bei 1050 Meter, oben Sonne auf 1732. An der Bergstation erfahre ich, dass der Wanderweg von da bis zum Vermuntsee wegen Lawinengefahr gesperrt wurde. Das hat nichts mit der allgemeinen Lawinensituation zu tun - es ist nur so, dass der Weg durch eine Steilwand führt und sich dort Wächten gebildet haben, die jederzeit runterkommen können.
    So muss ich den ersten Teil des Weges mit den "Tunnelbus" zurücklegen. Der fährt durch zwei einspurige Stollen, die, soweit ich weiß, zum Material-Transport für die Bauarbeiten am Vermunt und Sylvretta-See angelegt wurden. Da die Sylvretta-Hochalpenstraße im Winter gesperrt ist (ebenfalls wegen Lawinengefahr) werden die Touristen zum Sylvrettasee jetzt mit diesen Tunnelbussen transportiert. Ich muss mitfahren, wenn ich weiterkommen will, mindestens bis zum Südende des Vermuntsees. Da verliere ich also 5 Kilometer meiner Tour, schon bevor es überhaupt losgegangen ist.
    Gegen 12:30 werde ich also am Südende des Vermunt-Sees ausgeladen, der Rest fährt weiter zum Sylvrettasee. Um 12:45 bin ich dann soweit, dass ich losgehen kann.


    Deshalb fährt man hierher - um dem Nebel im Tal zu entkommen.


    An dem Gebäude da unten am See endet der Tunnel, dort bin ich losgegangen.

    Der den See beherrschende Berg ist der Grossmaderer, ein 2800er. Am Eingang des Kromertals biege ich links ein und gehe immer in Sichtweite der gesperrten Strasse und der mächtigen Rohrleitung des Sylvretta-Sees nach Osten. Ich gehe immer im Schatten, die Sonne schiebt die Lichtlinie vor mir her und ist immer schneller als ich. Es ist kalt, die Spur macht aber keine Schwierigkeiten. Ab und zu ein Loch mit lockerem Schnee, in das man auch mit den Schneeschuhen bis zum Schritt einsinkt. Gegen 14:45 bin ich am Sylvrettahaus am See und mache eine kurze Pause.


    Das "Hohe Rad" am Sylvrettasee.

    Weiter geht’s, nach einer Kanne Tee, um 15:15, über den Damm am Sylvrettasee vorbei. Wer hier Weg und Zeit sparen will, kann auch über das Eis des Sees gehen, wenn dieser Weg freigegeben ist. (Außerdem wird bei genügend Eisdicke auf dem See eine "Höhenloipe" angelegt.)
    Am Endes des Damms kommen dann die obligatorischen Schilder: "Sie verlassen den markierten Pistenbereich und betreten hochalpines Gelände" ... "weitergehen nur auf eigene Gefahr" ... usw usf.


    Aufwärts.

    Am Südende des Sees biegt der Weg halblinks ins Ochsental ab. Der Weg wird beherrscht vom Hohen Rad, einem einzeln stehenden "Fast-Dreitausender". Ich gehe solange weiter, wie ich noch Licht habe, schaue mich aber schon nach einem geeigneten Bivak-Platz um. Der sollte unbedingt einigermaßen windgeschützt sein, und das ist nicht immer ganz einfach zu finden - vor allem in einem Bergtal oberhalb der Baumgrenze. Ich bin vor einigen Jahren drauf gekommen, dass Stürme an großen Felsbrocken Rinnen in den Schnee fräsen. Dazu trägt sicher auch bei, dass diese Felsen tagsüber Wärme speichern und der Schnee an ihren Flanken deshalb mürber ist, als weiter weg. Am Grund dieser Rinnen ist es meistens recht windgeschützt - natürlich nur, wenn kein Sturm herrscht, sonst werden sie zu regelrechten Windkanälen. Auf jeden Fall kann man, bei sicheren Wettersituationen, ein kleines Bivakzelt in so eine Rinne stellen. Wenn doch Wind aufkommen sollte, ist er am Grund dieser Rinnen viel schwächer als auf der Fläche und es wird höchstens Schnee ans Zelt getrieben, was zur Isolation und Windfestigkeit beiträgt.


    Das Zelt in der Rinne.

    Eine solche Rinne finde ich gegen 17:00, etwa auf halber Strecke zur Wiesbadener Hütte. Um 18:00 liege ich im Schlafsack, trinke mein geschmolzenes Schnee-Wasser und versuche, meine steifgefrorenen Finger wieder aufzutauen. Etwa 2 Stunden später fängt es an, gemütlicher zu werden. Im Zelt hat es 12 Grad minus, draußen sind es dann erfahrungsgemäss etwa 4 Grad weniger. Das ist halt im Winter der Preis für das gute Wetter.


    Die Küche.

    Gegen 20:00 schlafe ich ein, und um 04:00 wache ich wieder auf - wegen einer dieser Angelegenheiten, auf die man gerne verzichten könnte - vor allem bei inzwischen 19 Grad minus Außentemperatur. Dann schlafe ich weiter bis 07:00 und frühstücke - kalt, im Schlafsack, den Kocher werfe ich erst an, wenn ich angezogen bin, der darf dann Schnee schmelzen und Kaffee kochen, während ich das Zelt abbaue. Um 08:00 ist es hell genug dazu.
    Um diese Jahreszeit dauert die Dunkelphase 14 bis 15 Stunden. Und weil es im Hochgebirge nicht ratsam ist bei Dunkelheit rumzurennen - mal davon abgesehen, dass es dazu auch zu kalt ist, liegt man diese Zeit dann eben im Schlafsack rum. Zum Glück bin ich kein nervöser Typ und kann schlafen wann und solange ich will.

    Also: Acht Uhr und 20 Grad minus. Ich friere mir fast - alles ab. Vor allem der Daumen an der rechten Hand ist besonders kälteempfindlich, seit ich mir bei einem Unfall zwei Nerven und die Fingerschlagader durchschnitten habe. Aber weh tut er trotz der gekappten Nerven, wenn er wieder auftaut. Das ist jetzt der Moment, wo ich mich immer frage, ob ich langsam nicht zu alt bin, für solche Sachen. Aber eine Stunde später, auf dem Weg zur Wiesbadener Hütte, ist das vergessen. Die Sonne kommt über den Berg, und während ich gestern die ganze Zeit dem Sonnenlicht hinterhergelaufen bin, rennt sie heute hinter mir her. Kurz bevor sie mich einholt wird es noch mal schlimm: Ein eiskalter Wind kommt auf, eine mit Eiskristallen gesättigte Mischung, die einem fast das Leben aus dem Körper bläst. In dem Moment, wo die Schattenzone an mir vorbeizieht, schläft der Wind wieder ein und es wird sofort wärmer. Diese tiefstehende Wintersonne kann das aber eigentlich nicht leisten, soviel Kraft hat die noch nicht. Das ist dem Nachlassen des Windes und der psychologischen Wirkung des Sonnenscheins geschuldet, denk ich mal.

    Kurz nach 11:00 komme ich dann an der geschlossenen Wiesbadener Hütte auf 2473 Meter an. Der Standort der Hütte (inzwischen eher so was wie ein kleines Hotel) ist der Logenplatz für das umgebende Amphitheater aus Bergen und Gletschern.

    Von links nach rechts: Der Vermuntkopf mit 2851 Metern, der Ochsenkopf mit 3057, die Dreiländer-Spitze (3197), der "Chef" des Ganzen, der Piz Buin (3312 Meter), Mittagsplatte (2886), Signalhorn (3210), Sylvrettahorn (3244) - das sind nur die wichtigsten. Zwischen Dreiländerspitze und Sylvrettahorn liegen der einfache Vermunt-Gletscher und der gefährliche und steile Ochsental-Gletscher, getrennt durch das "Wiesbadener Grätle" und die anschließende Grüne Kuppe.
    Zwischen einem Vorgipfel der Dreiländer-Spitze und dem Piz Buin liegt auf 2797 Meter der Vermunt-Pass, über den ich will. Er bildet gleichzeitig die Grenze zwischen Österreich und der Schweiz. Auf der vielleicht 30 Meter breiten Passhöhe gibt es also einen Grenzpfahl und eine kleine, vernachlässigte Steinhütte - ein alter Unterstand für die Grenzer, würde ich denken. Als ich das letzte Mal reingeschaut habe, war zwar die Tür repariert, aber der Raum bis zur halben Höhe mit Schnee gefüllt. Diese Hütte kann man schon von der Mitte des Ochsentals aus erkennen, wenn man weiß, wo man hinschauen muss.

    Vorerst mache ich Pause und koche mir mein Mittagessen und einen Kaffee. 4 Schweizer Tourenskifahrer leisten mir Gesellschaft, wollen auch über den Vermunt, das erste Mal, und ich kann ihnen ein paar Tips geben.
    Dann überlege ich mir, wie es für mich weiter gehen soll. Diese Nacht auf etwa 2200 Metern mit ihren 20 Grad minus ging an die Grenzen meiner Ausrüstung. Auf 2800, im Hochtal am Vermunt-Pass kann ich da locker noch mal mindestens 5 Grad dazurechnen. Das geht zwar dann gerade noch so, aber es darf dann nichts mehr passieren. Da ich einen Heidenrespekt vor den Bergen habe, und speziell vor den Gefahren der Unterkühlung, beschließe ich, diesmal nicht auf der Passhöhe zu bivakieren, sondern noch heute vom Pass zur Tuoi-Hütte abzusteigen. Selbst wenn die auch geschlossen sein sollte, kann ich an der Hütte und in ihrem Windschutz bivakieren, die Höhe ist in etwa dieselbe wie gestern im Ochsental - also dürfte es keine Probleme geben.
    Das ist das sichere Konzept und deshalb werde ich es so machen.

    Der in der Karte eingezeichnete Winterweg von der Wiesbadener Hütte zum Vermunt-Pass geht direkt und gerade über den Gletscher hoch. Zur Zeit folgt aber die Aufstiegsspur eher dem Sommer-Wanderweg um den Gletscher herum. Da der Vermunt kaum nennenswerte Spalten hat. ist das eigentlich unnötig - aber die werden sich schon was dabei gedacht haben, denke ich. Die vier Schweizer folgen dieser Spur und ich ebenfalls.


    Blick zurück zur Wiesbadener Hütte.

    Um das klar herauszustellen: Die Wege und damit auch die Markierungen liegen unter dem Schnee und sind nicht zu sehen. Man geht entweder nach Karte oder folgt der Aufstiegsspur derer, die vor einem gegangen sind. Dabei gibt es einige Gefahren: Gletscherspalten, die unter der Schneedecke liegen, sind eine - wobei oft auch gar nicht zu erkennen ist, wo der Gletscher anfängt oder aufhört. Im Talboden haben sich Wasserläufe Tunnels durch den Schnee gegraben - wenn sie schnell genug laufen, gefriert das Wasser auch bei 10 Grad minus noch nicht. Man kann sie hören - oder man bemerkt sie erst, wenn die Schneedecke einbricht und man im Wasser steht. Ich habe das bei starken Abläufen auch schon so gesehen, dass der Tunnel 2 Meter hoch war und das Wasser darunter einen Meter tief. Wenn die Schneedecke darüber zu dünn wird, kann das ganz übel werden - und einiges Wild verendet jedes Jahr in solchen Einbrüchen, weil die Tiere nicht mehr herauskommen. Wenn man nach Karte geht, sollte man also genau drauf achten, wo die Wasserläufe eingezeichnet sind und dort wegbleiben.


    Selbstportrait.

    Als ich am oberen, flachen Teil des Gletschers vorbeikomme, biege ich auf den Gletscher ab und ziehe meine eigene Spur, direkt auf die Passlücke zu, die nur noch etwa 100 Meter über mir liegt. Das kann ich mir leisten, weil ich den Gletscher recht genau kenne. Ich war im Sommer hier, als der Gletscher aper, das heißt schneefrei war und weiß deshalb, dass er in diesem oberen, flachen Teil keine Spalten hat. Natürlich ist es ein großer Vorteil, wenn man im Winter in einer Gegend wandert, die man vom Sommer her kennt. Sonst würde ich jedem empfehlen, den ausgetretenen Spuren zu folgen. Warnhinweise, Verbots- oder Gebotsschilder sucht man hier vergebens - so was wird außerhalb der präparierten Pisten nicht aufgestellt, hier hat jeder auf sich selber aufzupassen.


    Das Sylvrettahorn und der obere Teil des Vermunt-Gletschers.

    Gegen 14:30 bin ich dann am Vermunt-Pass (2793 m). In dem folgenden Hochtal, wo ich im Februar 2008 bivakiert habe, gibt es ein paar heikle Stellen, aber die kenne ich. An meinem alten Bivakplatz komme ich fast in Versuchung doch hier oben zu bleiben, vor allem, weil der Wind wieder eine sehr einladende Rinne fürs Zelt ausgeblasen hat. Aber ein Blick auf den Thermometer beendet diese Überlegungen - er steht schon wieder bei minus 12 Grad - und es ist erst kurz nach 15:00 Uhr.


    In dieser Rinne habe ich letzten Februar bivakiert. Sie ist etwa 120 cm tief.


    Der erste Blick aufs Ziel: Ganz da vorne, an dem Querriegel liegt das Inntal.

    Ein paar Minuten später stehe ich am Abhang und kann mit dem Fernglas die Fahne über der Hütte im Tal erkennen. Das heißt, die Hütte ist offen und das finde ich sehr angenehm: Sie ist bekannt für ihr gutes Abendessen und ihre Weinkarte.


    Vor dem letzten Abstieg des Tages: Der scharze Fleck in der Bildmitte ist die Camunna Tuoi (Tuoi-Hütte).

    Der Abstieg zur Camunna Tuoi – so heißt die Hütte im örtlichen Dialekt - geht über sehr steile Hänge und es ist immer von der Art des Schnees abhängig, ob man da gut runterkommt oder nicht. Letztes Jahr gab es über Nacht, während ich oben bivakiert hatte, massig Neuschnee. Dann kann man auch einen 40 Grad steilen Hang einfach gerade runterstiefeln. Die Hacke des Schneeschuhs sinkt ein und der lockere Schnee wird unter dem vorderen Teil zusammengeschoben und bildet fast so etwas, wie eine Stufe. Geht ganz prima - aber viel Neuschnee auf einer Altschneedecke in einem steilen Hang treibt die Lawinengefahr schlagartig nach oben. Deshalb war mir letztes Jahr gar nicht wohl, als ich diese Hänge so bequem herunterkam. Dieses Jahr ist es ganz anders: Es gibt ausgedehnte Triebschneefelder, wo der Schnee zwar tief und locker ist, aber aufgrund der Kälte hat er halt auch keinerlei Zusammenhalt, verhält sich wie Pulver und rutscht einfach nach unten weg, wenn er belastet wird. Man kommt ins Rutschen - weil Schneeschuhe aber keine Ski sind, geht das nur etwa 5 - 10 Meter weit gut, dann liegt man drin in diesem kalten, weißen Puder und das dringt sofort unter alle Kleidungsschichten - einschließlich der Unterhose.

    Gefährlich sind diese Triebschneefelder eigentlich nicht, solange sie nicht zu ausgedehnt sind. Der umgebende Schnee ist hartgefrorener Firn - und auch auf dem gehe ich wie auf Eiern, aber er hält gut und bietet den Zähnen der Denali ausreichend Halt. Der Witz ist halt der, dass man den Triebschnee von der Oberfläche her fast nicht von dem Firn unterscheiden kann - gerade noch ist er hart und fest, einen Schritt weiter rutscht alles weg und rums, liegt man wieder drin. Na ja, irgendwann ist es geschafft. Gegen 17:00 komme ich an der Hütte an. Noch als ich mir im Vorraum die Gamaschen runtermache, werde ich von der Wirtin angesprochen: "Salü! Hast du wieder oben bivakiert?" Ich kann es kaum glauben, aber die junge Frau erinnert sich noch an mich, vom letzten Jahr her.

    Sonntag, 04.01.09
    Das Abendessen war gut, das Lager bequem und das Frühstück noch besser. Gemütlich, gegen 0900 mache ich mich auf den Weg ins Inntal runter, nach Guarda. Dort werde ich am Nachmittag meine Frau und ein befreundetes Paar treffen, wir haben eine Ferienwohnung in einem der alten Bauernhäuser im Ort gemietet. Eine Woche Wandern. Langlaufen, auch mal ins Thermalbad nach Scuol. Das machen wir jetzt im 3. Jahr so, mit wechselnder Besetzung, mal zu viert, mal zu sechst.


    Ein Blick zurück: links der Piz Buin (3312 Meter). Auf dem Gipfel war ich im Sommer 2007. Die Tuoi-Hütte liegt hinter einer Geländefalte versteckt am Talboden.

    Ein alter Schweizer Kameramann, mit dem ich mal im Winter in Rotterdam zusammengearbeitet habe, hat mir vor langer Zeit diesen Tipp gegeben, als ich mich über den hässlichen europäischen Winter beklagt habe. Er gehe mindestens einmal im Jahr für zwei oder drei Wochen in die Berge - dort sei es im Winter ruhig und besonders schön und man bekäme ein Gefühl für die Welt, die einen umgibt. Dort droben, sagte er, habe sich die Welt seit Hunderten von Jahren kaum verändert.

    Und die Landschaft im Val Tuoi ist genau das: ruhig, weiß, gewaltig und schön. Vor allem, weil es hier (noch) keinerlei Pistenbetrieb gibt. Keine Lawinenverbaue, keine Seilbahnen. Hier trifft man nur Wanderer auf Schneeschuhen, und wer abfahren will, steigt den Berg auf Tourenski hinauf. Keine Menschenmassen und keine Gipfelrestaurants. Man fragt sich, wenn man die Schönheit der Landschaft sieht, die Herrlichkeit der Berge - und die Möglichkeiten, die sich hier bieten - wie lange das noch so bleiben wird.


    Und hier die ganze Westseite der Val Tuoi: Piz Chapisun, Piz Champatsch, Piz Fliana, der kleine und der große Piz Buin. Der Sattel direkt rechts davon ist der Vermunt-Pass, über den ich gekommen bin.

    Und weil ich noch Zeit habe bis zu unserem vereinbarten Treff, lasse ich den Talweg rechts liegen, steige noch mal 200 Höhenmeter auf zu einem anderen Weg, der zur Alp Sura führt, einem Aussichtspunkt über dem Inntal und dem Ort Guarda, in etwa 2100 Metern. Der Weg führt am Abhang des Piz Cotschen entlang, gegenüber auf der anderen Talseite die Schneehänge der Fast-Dreitausender Piz Champatsch und Piz Chapisun. Mitten im endlosen Weiß ein winziger schwarzer Punkt, der sich bewegt. Durchs Fernglas erkenne ich einen Tourengeher beim Aufstieg, der gerade einen eindeutigen, sehr steilen Lawinenzug quert. Das würde ich auch bei einer Stufe von 1, die wir heute wieder haben, nicht machen. Schon gar nicht alleine. Aber das dort ist ein Profi, er hat ein Tempo drauf, das mir den Atem verschlägt.

    Das ist das Unglaublichste an dieser Landschaft hier: In einem Umkreis von etwa 3 Kilometern nach Süden, Westen und Norden, den ich überblicken kann, sehe ich 3 weitere Menschen: Den einsamen Tourengeher am Berg und zwei Wanderer unten auf den Talweg, unterwegs zur Tuoi-Hütte. Sonntags, bei besten Wetter, mitten am Tag.
    An der Alp angekommen, koche ich mir mein Mittagessen und steige nach dem Kaffee langsam über einen kleinen, steilen Weg durch einen Zauberwald aus Arven (eine Lärchenart) nach Guarda ab.


    Fast am Ziel.

    Fazit:
    Sehr schöne Tour, schade um das zweite Bivak, aber es war besser so: Am Sonntagabend, nachdem ich wieder durchgewärmt bin, merke ich, dass ich mir die Fingerspitzen an beiden Händen angefroren habe. Das ist nicht so schlimm, hab ich schon mal gehabt, fühlt sich an, wie eine leichte Verbrennung, tut aber weh - das Tippen auf meinem Psion geht nur unter Schmerzen. Ich wüsste jetzt auch nicht, was ich in Zukunft dagegen tun könnte - zum Zeltaufbauen, Kochen und Lagereinrichten muss ich halt immer wieder die Fäustlinge ausziehen und die verbleibenden zwei Schichten (Seide und Fleece) reichen dann nicht mehr aus. Minus 20 Grad scheinen meine persönliche, technisch-physiologische Grenze zu sein.

    Was die Tour selbst angeht:
    Bitte nicht nachmachen, ohne dass man einige Erfahrungen in den Bergen und vor allem in größeren Höhen gesammelt hat. Die Ausrüstung muss das mitmachen können, krasse UL-Ideen, die im Sommer sicher nicht von der Hand zu weisen sind, werden im Winter schnell lebensgefährlich. Kompromisse irgendwelcher Art sind keine Option.

    Ich persönlich würde diese Tour nur mit MSR Denali- oder Lightning- Schneeschuhen machen – wegen der steilen Hänge im Abstieg nach dem Pass. Diese Schneeschuhe sind dafür stabil genug und auf die Traktions-Wirkung durch die seitlichen Harscheisen würde ich nicht verzichten wollen. Mit diesen Typen ist man auf der sicheren Seite – solange das überhaupt geht.
    Und dann reicht es sicher nicht aus, den Lawinenbericht lesen zu können, man muss ihn im Gelände, im jeweiligen Hang auch interpretieren können. Dazu muss man eine entsprechende Ausbildung (Kurs) absolviert haben, Fachliteratur lesen und sich den Rest durch Übung und Beobachtung aneignen. Das betrifft auch den Umgang mit dem Rettungsgeräten.


    FÜr mich eine unschlagbare Kombination: MSR Denali ascent und Baffin-Outback, allerdings mit einem anderen Innenschuh. Dazu eine Hochtourengamasche von Vaude.


    Gilt auch für den Rucksack: Lowe alpin Appalachian 50+10 ND. In den roten Taschen am Hüftgurt sind Fernglas und Kamera untergebracht.

    Und ganz zum Schluss noch ein großes Lob an die neuen Baffin-Outback-Schuhe: Ich hatte keinen Augenblick lang kalte Füsse - zum ersten Mal auf einer Wintertour. Ich werde in den nächsten Tagen einen Testbericht ins Forum stellen.

    Danke für eure Aufmerksamkeit: Andreas

    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 06.11.2011, 08:58. Grund: Reisecharakter eingestellt
    "Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will." Jean-Jacques Rousseau

    BTW: "Hit the road, Jack" (Wolfskin)!

  • luschnouar
    Erfahren
    • 17.09.2008
    • 109
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: Der Vermunt-Pass

    Klasse Bericht, und schöne bilder.....
    einige gipel kenn ich ausm sommer im Winter war ich aber noch nie da oben


    grüsse stefan

    Kommentar


    • hotdog
      Freak

      Liebt das Forum
      • 15.10.2007
      • 16106
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: Der Vermunt-Pass

      Von mir auch ein herzliches Dankeschön für diesen sehr informativen Bericht!
      Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

      Kommentar


      • Flachlandtiroler
        Freak
        Moderator
        Liebt das Forum
        • 14.03.2003
        • 28955
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: Der Vermunt-Pass

        Besten Dank für den schönen Bericht und vor allem in die detaillierten Einblicke in Deine Tourenplanung und Entscheidungsfindung unterwegs -- schön zu sehen, wie sich manche Dinge trotz schulmäßiger Vorplanung doch erst auf der Tour ergeben.

        Denke da kann man Vieles draus mitnehmen.

        Bist Du bei der Kälte nicht in Versuchung gekommen, den ersten Tag noch die eine Stunde dranzuhängen und in der Wiesbadener Hütte zu übernachten?

        Gruß, Martin
        Meine Reisen (Karte)

        Kommentar


        • Andreas L
          Alter Hase
          • 14.07.2006
          • 4351

          • Meine Reisen

          #5
          AW: Der Vermunt-Pass

          Ja - vielen Dank für das Lob - und die Sterne! Weiss nicht, ob ich die verdient habe - nachdem ich auf dem Pass so feige gekniffen habe!

          Martin: Die Wiesbadener macht nur noch auf, wenns sichs lohnt, hab ich so den Eindruck. Das wäre also über Fasching, das nächste mal. - Im Ernst, die hatte zu, und das wusste ich. Ich wusste auch, dass die Schweizer aller Wahrscheinlichkeit nach offen hatten - von daher war es eine sicher Sache. Aber so gerne ich im Freien bin und so ungern in den Hütten rumhocke, wollte ich auf jeden Fall EINE Nacht bivakieren. Dieser Sternenhimmel über dem Zelt - da musst du heute bis Afrika reisen, um so was noch zu sehen - oder ins Gebirge gehen. Der Winterraum der Wiesbadener oder auch der Holzschopf war aber in der Notfallplanung mit drin. Und ja, flexibel muss man sein, sonst sieht man eventuell schnell alt aus (oder: noch älter )

          Danke: Andreas
          "Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will." Jean-Jacques Rousseau

          BTW: "Hit the road, Jack" (Wolfskin)!

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          • Schwede
            Erfahren
            • 09.10.2008
            • 134
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: Der Vermunt-Pass

            Hallo, Andreas!

            Schöner Bericht!

            Mal eine nahe Alternative zu Skandinavien.

            Als Nahziel sicherlich interessant. Für uns.

            Gruß
            Schwede
            "Wir haben hier eine merkwürdige Grenze überschritten"
            "Unsere Welt ist zu einer unwirklichen Welt geworden."

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            • NRWStud
              Alter Hase
              • 02.05.2007
              • 2526
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: Der Vermunt-Pass

              Sehr schöner Bericht und wunderschöne Fotos.
              Hat richtig Spaß gemacht Deinen Bericht zu lesen und vielmehr auch die Fotos zu bewundern.

              Hast ja eine schöne Ausrüstung Man sieht, es müssen nicht immer extreme Sachen (an Stelle von Sweatshirt aus Baumwolle, Wollsocken;kurze BW-Unterhose und normale BW-Socken;...) gekauft werden, um Spaß zu haben bzw solche Touren machen zu können.

              Vorallem die MYOG Projekte gefallen mir. Was hat das denn mit dem "Speziellen Hochtouren-Gaskocher (Prototyp, MYOG)" auf sich? Der Windschutz davon gefällt mir. Hoffe, das ist der MYOG Teil

              LG

              Chris
              unser Blog HikingGear.de

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              • Andreas L
                Alter Hase
                • 14.07.2006
                • 4351

                • Meine Reisen

                #8
                AW: Der Vermunt-Pass

                Na ja - die Wollsocken und das BW-Sweatshirt trage ich eigentlich nur nachts im Schlafsack. Das Sweatshirt kann ich natürlich auch tagüber noch dazunehmen - wenns noch kälter wird. Und in den Stiefeln habe ich mein ganzes Leben lang noch nichts anderes getragen als Baumwollsocken (und an gewisse andere Stellen kommt mir auch kein Plastik!).

                Ich denke, es kommt daruf an, welchen Erfahrungen du gemacht hast. Ich hab vor 35 Jahren, mit 18 angefangen. Ausrüstung? Ach du Sch ... Das Zelt war nicht viel grösser als das, was ich diesmal dabei hatte und hat fast 4 Kilo gewogen. Die Rucksäcke waren von der spanischen Inquisition geprüft und als Folterwerkzeug zugelassen, der Benzinkocher von der IRA als Attentats-Instrument. Funktionswäsche? Von wegen. Heute hab ich das, was ich brauche, nicht mehr und nicht weniger. Und das wichtigste: im Vergleich zu damals wiegt es fast nichts.

                Der Kocher ist ein heisses Ding. Unter dem, was du richtig als Windschutz erkannt hast, steckt ein Wärmetauscher, der zwischen 30 und 40 % Energieeinsparung bringt. Der Windschutz hat dabei eine Dreifach-Funktion: einmal als Windschutz, dann als Mantel der Wärmetauschereinheit, der das Abfliessen der rückgehaltenen Wärme verhindert und dann noch als Spannvorrichtung - die ganze Einheit wird um den Topf herum gespannt. An dem Ding baue ich seit über einem Jahr rum und in zwei, drei Wochen werde ich soweit sein, ihn im Forum vorzustellen zu können.

                Danke für das Lob: Andreas
                "Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will." Jean-Jacques Rousseau

                BTW: "Hit the road, Jack" (Wolfskin)!

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                • Randonneur
                  Alter Hase
                  • 27.02.2007
                  • 3373

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: Der Vermunt-Pass

                  Schoener Bericht.

                  OT: Schon Seume bevorzugte Baumwollsocken.
                  Je suis Charlie

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                  • Andreas L
                    Alter Hase
                    • 14.07.2006
                    • 4351

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: Der Vermunt-Pass

                    ja, ja - ich nähere mich ihm langsam an: ich lass mir gerade auch zwiegenähte Bergstiefel vom Schuster machen. Hoffentlich kann ich dann in einem Jahr auch solche Loblieder auf meinen Schuster singen, obwohl ich nicht vorhabe, so weit zu wandern wie er. Und mein Schuster sitzt im Schwäbischen, nicht in Dresden.

                    Danke: Andreas
                    "Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will." Jean-Jacques Rousseau

                    BTW: "Hit the road, Jack" (Wolfskin)!

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                    • Werner Hohn
                      Freak
                      Liebt das Forum
                      • 05.08.2005
                      • 10870
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [AT, CH] Der Vermunt-Pass

                      Schön, sogar für Winterweicheier, zu denen ich mich zähle.

                      Sag mal Andreas, fehlt da ein Foto?

                      Von links nach rechts: Der Vermuntkopf mit 2851 Metern, der Ochsenkopf mit 3057, die Dreiländer-Spitze (3197), der "Chef" des Ganzen, der Piz Buin (3312 Meter), Mittagsplatte (2886), Signalhorn (3210), Sylvrettahorn (3244) - das sind nur die wichtigsten. Zwischen Dreiländerspitze und Sylvrettahorn liegen der einfache Vermunt-Gletscher und der gefährliche und steile Ochsental-Gletscher, getrennt durch das "Wiesbadener Grätle" und die anschließende Grüne Kuppe.
                      Das liest sich wie eine Bildunterschrift.

                      Grüße, Werner
                      .

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                      • Andreas L
                        Alter Hase
                        • 14.07.2006
                        • 4351

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [AT, CH] Der Vermunt-Pass

                        Moin Werner!

                        Leider nein: Ich hatte an der Stelle um die Mittagszeit schon so ein brutales Gegenlicht, dass mit der kleinen Sucher-Digital-Kamera nichts Gescheites mehr zu machen war. Und den Profikram schleppe ich in der Freizeit nicht mit mir rum - das ist mein Zweites Gebot! Deshalb hab ich es bei einer Beschreibung belassen.

                        LG: Andreas
                        "Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will." Jean-Jacques Rousseau

                        BTW: "Hit the road, Jack" (Wolfskin)!

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                        • Andreas L
                          Alter Hase
                          • 14.07.2006
                          • 4351

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [AT, CH] Der Vermunt-Pass

                          Ich melde mich hier nochmal, um das abzuschliessen und gewisse "Nachwirkungen" zu vermelden:

                          Ich hatte mir beim Lagerabbau am 2. Tag die Fingerspitzen an beiden Händen ganz leicht "angefroren": In der Folge taten sie ein paar Tage lang weh, dann war es wieder in Ordnung. In einem Finger hielt allerdings ein leichter Schmerz an und vor drei Tagen wurde der plötzlich stärker - bis sich gestern abend unter der Haut eine Eiterblase abzeichnete. Ich habe die mit einer sterilen Nadel aufgestochen und konnte eine Unmenge Eiter (gemessen an der Grösse des Fingers ) herausdrücken, dann mit Alkohol behandelt. Heute morgen war ich aber schon wieder fast schmerzfrei (wie man sieht, kann ich schon wieder recht gut tippen ).

                          Anscheinend kann sich eine solche Sepsis auch unter der Haut bilden - durch erfrorenes, abgestorbenes Gewebe wahrscheinlich. Bisher kannte ich das nur von der Oberfläche, wenn es zu Abstossungen kommt. Wenn man länger unterwegs ist, müsste man das sorgfältig beobachten, auch wegen den schwierigen hygienischen Verhältnissen auf einer Tour. Ein, zwei sterile Nadeln und Alkohol wären dann recht nützlich.

                          Was die Erfrierungen selbst angeht, werde ich beim nächsten Mal ein paar dieser kleinen Heizkissen mitnehmen, die Cody in dem Thread "Draussen ohne Schlafsack" empfohlen hat und die Fingerspitzen beim Lager Auf-und Abbau damit auf "Betriebstemperatur" halten.

                          Andreas
                          "Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will." Jean-Jacques Rousseau

                          BTW: "Hit the road, Jack" (Wolfskin)!

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                          • pl24.de
                            Erfahren
                            • 01.07.2005
                            • 202
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [AT, CH] Der Vermunt-Pass

                            Spannend und informativ, liest sich fast wie aus der Arktis oder ähnliches.

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                            • Andreas L
                              Alter Hase
                              • 14.07.2006
                              • 4351

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [AT, CH] Der Vermunt-Pass

                              Ja - vielen Dank!

                              Schöne Landschaftsbilder sind das, auf deiner Seite!

                              Andreas
                              "Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will." Jean-Jacques Rousseau

                              BTW: "Hit the road, Jack" (Wolfskin)!

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                              • Onyx
                                Fuchs
                                • 21.06.2007
                                • 1082
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [AT, CH] Der Vermunt-Pass

                                Hi,

                                danke für den tollen Bericht und die Bilder, hat Spaß gemacht das zu Lesen. Das absterbende Gewebe ohne äuserliche Erfrierungen ist mir auch neu, aber es gibt eben doch nichts was es nicht gibt.


                                Gruß

                                Chris
                                Die Wahrheit ist ein wegloses Land

                                - Northernworld.de | Bilder von Unterwegs
                                - Bewaehrungsprobe.de | Das Outdoor Portal

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                                • Peter1960
                                  Gerne im Forum
                                  • 05.08.2007
                                  • 56

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [AT, CH] Der Vermunt-Pass

                                  Da ich mehr Winter- als Sommermensch bin, habe ich habe deinen niveauvollen Bericht mit Genuss gelesen, besten Dank dafür. Dir wünsche ich noch viele Touren, die dir Freude bereiten!

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                                  • Andreas L
                                    Alter Hase
                                    • 14.07.2006
                                    • 4351

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    AW: [AT, CH] Der Vermunt-Pass

                                    Peter: Vielen Dank!

                                    Chris: Dir auch vielen Dank. Ich hatte an dem Finger schon so was wie ein bisschen weisse Haut, wie eine Schwiele, die nach der ersten Dusche aber so gut wie weg war. Und du hast recht, ich hab sowas auch noch nicht gehört - aber wie du ja sagst: Es gibt nichts ...

                                    Schönes WE!

                                    Andreas
                                    "Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will." Jean-Jacques Rousseau

                                    BTW: "Hit the road, Jack" (Wolfskin)!

                                    Kommentar


                                    • Becks
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                                      • 11.10.2001
                                      • 19609
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [AT, CH] Der Vermunt-Pass

                                      Eigentlich sollte man Dich treten.
                                      Da wohn ich gerade mal 30 Autominuten von Bluedenz entfernt, hätte ne Bude für die Unterbringung von überflüssigem Material (und ne Dusche), hab ein neues Zelt welches getestet werden will, und der meldet sich nicht.

                                      Alex
                                      After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                                      • Andreas L
                                        Alter Hase
                                        • 14.07.2006
                                        • 4351

                                        • Meine Reisen

                                        #20
                                        AW: [AT, CH] Der Vermunt-Pass

                                        Du hast recht - ich übernehmen das mal für dich (mich treten, meine ich).
                                        So wie's aussieht, bin ich im Sommer aber wieder in der Gegend - dann melde ich mich vorher - vielleichts passt ja auf ein Bier, in Bludenz oder am Sylvretta - See? Den Piz Linard und das Sylvretta-Horn hab ich mal angepeilt (bin dann für etwa eine Woche in einer kleinen Hütte ganz in der Nähe bei der Camunna Tuoi). Ich sag Bescheid, so bald ich es weiss.

                                        LG, Andreas
                                        "Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will." Jean-Jacques Rousseau

                                        BTW: "Hit the road, Jack" (Wolfskin)!

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