Gestängeanordnung bei Geodäten

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  • derMac
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    • 08.12.2004
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    #21
    AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

    Zitat von Becks Beitrag anzeigen
    Sttooop, nicht Birnen und Äpfel mixen. Kein Zelt ist wirklich steif gebaut, jedes besitzt eine gewisse Flexibilität.
    Ich mix nix und hab auch nirgends behauptet Geodäten wären ideal steif.

    Der Punkt ist: bei einem Tunnelzelt existieren keine Gestängelemente , um das Zelt in alle Richtungen zu stabiliesen.
    Ok, dann wenden wir uns doch mal dem ominösen Wort stabil zu. Die Stabilität bezeichnet in diesem Fall nichts weiter als die Fähigkeit unter einer einwirkenden Kraft die Form zu behalten. Wenn sich etwas verbiegt ist es nicht stabil (im obigen Sinne), aber noch lange nicht zwingend kaputt. Es kann die Ausgangsform schließlich nach Entfernen der Kraft möglicherweise wieder einnehmen.

    Hier muss schlichtweg eine einwirkende Kraft von einem Nichtgestängeelement aufgefangen werden.
    1. Warum ist es schlimm wenn dies ein Nichtgestängeelement tut?
    2. Nein, muss ich nicht. Im Sinne von Form erhalten zwar schon, jedoch nicht im Sinne von kaputt gehen (siehe oben).

    Und falls das immer noch nicht eindrücklich genug ist: schnappt Äste, und baut daraus einmal ein Dreieck und ein Viereck. Verwendet bei dem kreuzungspunkten z.B. etwas Panzertape zum Verbinden.
    Auf diese Konstrukte muss man nur etwas Druck ausüben, um zu erkennen, dass das Viereck sich durch Scherkräfte zu einem Parallelogramm deformieren lässt. Das dreieck deformiert sich dagegen kaum, ist also in der Lage einwirkende Kräfte abzufangen.
    In diesem Abschnitt erklärst du eigentlich prima selbst, wo dein Denkfehler liegt.

    Oder wieder anders gesagt: Was nutzen mir 20mm Stahlträger, wenn sie sich gegeneinander verschieben lassen, anstelle die einwirkenden Kräfte aufzunehmen. Alles, was das Gestänge nicht schluckt, muss woanders gepuffert werden. Im Zweifelsfall über das Zeltgewebe zwischen den Stangen oder den Heringen.
    So ein Zeltgewebe kann ne Menge ab. Im Falle von Knicken und Dehnen sogar deutlich mehr als ein Gestänge.

    Mac

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    • Becks
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      • 11.10.2001
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      #22
      AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

      Stephan Kiste hat da ein ganz nettes Bild in einem anderen thread gepostet.
      Das ist ein Trango 2 (geodät), unabgespannt, nachdem ein kurzer, heftiger Sturm über den Campingplatz gefegt ist.



      http://blog.mountainhardwear.com/200..._the_blus.html

      Sieht verdammt verdellt aus, aber es steht.

      Alex
      Zuletzt geändert von Becks; 15.01.2009, 10:35.
      After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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      • skywalker
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        • 31.01.2008
        • 117

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        #23
        AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

        Kann nur bestätigen, dass das erwähnte Trango extrem stabil steht. Es hat halt fünf Gestängebögen und ist dafür relativ kompakt. Daher existieren nur vergleichsweise kleine Flächen am Außenzelt, die nicht durch Gestänge gestützt werden. Mein (geringes) technisches Verständnis sagt mir, dass Sturmstabilität dadurch erreicht wird, indem (bei sonst gleichen Bedingungen) möglichst wenig Zeltstoff unmotiviert im Raum hängt. Ein Bergzelt bzw. Expeditionszelt ist jedoch meistens ein Kompromiss aus Gewicht und Stabilität.

        Wenn hauptsächtlich Flexibilität der Gestänge und Stoffe entscheidend wäre, müsste man diese schließlich aus gummiartigen Materialien fertigen.

        Hat jemand etwa Windkanaltests zu verschieden Geodätformen bzw. Tunnelformen vorliegen?

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        • Becks
          Freak

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          • 11.10.2001
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          #24
          AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

          Moin,
          zurück zum Thema.

          Ok, dann wenden wir uns doch mal dem ominösen Wort stabil zu. Die Stabilität bezeichnet in diesem Fall nichts weiter als die Fähigkeit unter einer einwirkenden Kraft die Form zu behalten. Wenn sich etwas verbiegt ist es nicht stabil (im obigen Sinne), aber noch lange nicht zwingend kaputt. Es kann die Ausgangsform schließlich nach Entfernen der Kraft möglicherweise wieder einnehmen.
          Stabil ist nicht stabil, es gibt unterschiedliche Definitionen.

          Stabilität Teil 1) (Hinsichtlich Energieaufnahmevermögen)
          Ein Viereck verzerrt sich bei einer Belastung, welche nicht entlang der Achsen erfolgt, zu einem Parallelogramm. Dabei wird jedoch keinerlei Energie durch Deformation aufgenommen (Sprich: die Stangen verbiegen sich nicht). Anders liegt die Sache beim Dreieck, denn dort nimmt die Konstruktion Energie durch Deformation auf. Umgekehrt kehrt nun das Dreieck in seine Ursprungsform zurück, sobald der Druck nachlässt, während das Parallelogramm dies nicht tut.


          Stabilität Teil 2) (Hinsichtlich maximal Belastbarkeit eines Systems, bevor es zerstört wird)
          Energie, die von einer Komponente nicht absorbiert wird, muss vom Rest des Systems geschluckt werden. Und egal wieviel einzelne Komponenten auch aushalten mögen, die Summe der Aufnahmefähigkeiten von zwei Komponenten ist immer höher als der Wert, den ich mit einer einzelnen davon erreiche. Anders gesagt: Gestänge plus Stoff hält mehr als lediglich Stoff.
          Oder wieder anders ausgedrückt: Wenn ich es schaffe, einen Teil der Energie durch eine Komponente abzufangen, dann muss ich dies nicht über eine dritte Kompononente erreichen. Sprich: wenn Gestänge und Stoff dies können, muss ich nicht auch noch Leinen anbringen. Dies ist nur der Fall, wenn z.B. das Gestänge in dieser Richtung keine Energie aufnehmen kann. Man sieht es ganz deutlich am Tunnelzelt, welches ohne Abspannpunkte an den Kopfenden einfach umfällt. Damit ergibt auch letztendlich die Aussage, dass bei gleichen Materialien ein Geodät stabiler ist als ein Tunnelzelt. Beim Geodät schluckt das Gestänge in allen Richtungen Energie, beim Tunnel nicht.


          Stabilität Teil 3) mechanische Belastung.
          Stellt man ein Zelt bei starkem Wind auf (der quasi nie konstant ist), so wackelt dieses im Wind hin & her (je nach Böenstärke). Ein Zelt mit weicher Konstruktion wackelt mehr als eins mit steifer Konstruktion, verbiegt sich also stärker. Je öfters und je stärker ich jedoch etwas verbiege, desto eher ermüdet das Material (kann man mit einer Büroklammer austesten). Zudem kann bei zu starker Belastung das Material brechen.



          Damit sollte endlich die Frage geklärt sein, was ein Geodät (hinsichtlich Zeltform) ist und was die Stabilität bewirkt. Es ist nichts anderes als ein Körper mit möglichst angenäherter kreisförmiger Fläche, bei dem durch Überkreuzen der Gestängebögen dreieckige Flächen erzeugt werden, welche das System stabilisieren. Die dreieckigen Flächen müssen rings herum befinden, damit Kräfte aus allen Richtungen vom Gestänge aufgenommen werden können.

          Alex
          After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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          • Christian Wagner
            Fuchs
            • 28.02.2002
            • 1305

            • Meine Reisen

            #25
            AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

            Hat jemand etwa Windkanaltests zu verschieden Geodätformen bzw. Tunnelformen vorliegen?
            Es gab mal in der Outdoor vor Jahren einen recht interessanten Windkanaltest.

            Tunnels von den Enden her angeblasen- gut, seitlich eher nicht, nur mit guter Abspannung zu verwenden.

            Kuppelzelt mit 2 Bögen- nicht soo dolle- da ist einfach zuviel Stoff der von den 2 Stangen gestützt werden muß. Aber mit 3 Gestängebögen (Staika)schon deutlich besser- auf Geodätenniveau. Werden mit steigender Windgeschwindigkeit langsam flachgedrückt.

            Geodäten stehen gut von allen Seiten, werden allerdings im Gegensatz zu den Staikas ab einer gewisen Windgeschwindigkeit "zusammenschnappen".

            So nebenbei weitere Erkenntnisse aus dem Test:
            Gestänge müssen unten eher steil stehen, sonst werden sie schon bei wenig Wind ganz auf den Boden gedrückt.
            Abspannpunte machen nur an den Gestängen Sinn, da diese die einzigen Bauteile sind die das Zelt oben halten und eben entsprechend unterstützt werden müssen. Hier sind gerade die unteren Gestängeabschnitte besonders wichtig. Die meisten Abspannleinen setzen viel zu weit oben an.
            Leinen müssen möglichst lang und flach verlaufen.
            Abspannungen in der Stoffmitte bringen gar nix.

            Der Artikel war so ziemlich der einzig brauchbare Artikel aus der Outdoor den ich je gelesen habe.
            Gruß, Christian
            ______________
            "I' ve had many problems in my life and most of them never happened!"

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            • derMac
              Freak
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              • 08.12.2004
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              #26
              AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

              Zitat von Becks Beitrag anzeigen
              Stabilität Teil 1) (Hinsichtlich Energieaufnahmevermögen)
              Ein Viereck verzerrt sich bei einer Belastung, welche nicht entlang der Achsen erfolgt, zu einem Parallelogramm. Dabei wird jedoch keinerlei Energie durch Deformation aufgenommen (Sprich: die Stangen verbiegen sich nicht). Anders liegt die Sache beim Dreieck, denn dort nimmt die Konstruktion Energie durch Deformation auf. Umgekehrt kehrt nun das Dreieck in seine Ursprungsform zurück, sobald der Druck nachlässt, während das Parallelogramm dies nicht tut.
              Ja.

              Stabilität Teil 2) (Hinsichtlich maximal Belastbarkeit eines Systems, bevor es zerstört wird)
              Energie, die von einer Komponente nicht absorbiert wird, muss vom Rest des Systems geschluckt werden. Und egal wieviel einzelne Komponenten auch aushalten mögen, die Summe der Aufnahmefähigkeiten von zwei Komponenten ist immer höher als der Wert, den ich mit einer einzelnen davon erreiche. Anders gesagt: Gestänge plus Stoff hält mehr als lediglich Stoff.
              Oder wieder anders ausgedrückt: Wenn ich es schaffe, einen Teil der Energie durch eine Komponente abzufangen, dann muss ich dies nicht über eine dritte Kompononente erreichen. Sprich: wenn Gestänge und Stoff dies können, muss ich nicht auch noch Leinen anbringen.
              Ja.

              Dies ist nur der Fall, wenn z.B. das Gestänge in dieser Richtung keine Energie aufnehmen kann. Man sieht es ganz deutlich am Tunnelzelt, welches ohne Abspannpunkte an den Kopfenden einfach umfällt. Damit ergibt auch letztendlich die Aussage, dass bei gleichen Materialien ein Geodät stabiler ist als ein Tunnelzelt. Beim Geodät schluckt das Gestänge in allen Richtungen Energie, beim Tunnel nicht.
              Die faire Frage wäre aber, ob es bei gleichem Gewicht und gleichem Innenraum stabiler ist. Gleiche Materialien sagt ja erst mal nicht viel.
              Aber das Problem deiner Argumentation ist, dass du diesen Punkt mit maximale Belastung vor der Zerstörung überschrieben hast, aber inhaltlich wieder bei Teil 1 landest. Du ignorierst nämlich weiterhin die Möglichkeit, dass bei der Verformung die angreifende Kraft oft nicht konstant bleibt und ein sich stark verformendes Zelt somit nicht zwingend die gleichen Kräfte aufnehmen muss wie ein sich weniger verformendes weil es der Kraft "ausweicht". Es ist dann zwar nicht stabil im Sinne von Punkt 1, sehr wohl aber im Sinne von Punkt 2. Das von skywalker erwähnte Gummizelt ist nämlich gar nicht so wenn es um Punkt 2 geht. Um auf dein Dreieck und Viereck zurückzukommen: Stell dir vor, die wären an den Ecken mit einem Gummiband zusammengebunden. Die Kraft wirkt auf die stehende Figur von der Seite. Wir betrachten mal 3. Fälle.
              1. geringe Kraft - weder Viereck noch Dreieck verformen sich merklich
              2. mittlere Kraft - Viereck verformt sich an den Ecken, bis die resultierende Kraft (die ja mit zunehmender Verformung immer kleiner wird) nicht mehr groß genug ist. Die Kraft wird dabei praktisch nur vom Gummi an den Ecken aufgenommen. Das Dreieck nimmt die Kraft hauptsächlich über die Kanten auf. Es wird, weil diese "stabiler sind" seine Form besser behalten.
              3. sehr große Kraft - Das Viereck wird praktisch platt gedrückt, kommt aber bei nachlassen der Kraft wieder in seine Ausgangsform zurück. Das Dreieck wird entweder an den Kanten brechen oder an den Ecken reißen. Es ist nach einbringen der Kraft immer noch kaputt.

              Stabilität Teil 3) mechanische Belastung.
              Stellt man ein Zelt bei starkem Wind auf (der quasi nie konstant ist), so wackelt dieses im Wind hin & her (je nach Böenstärke). Ein Zelt mit weicher Konstruktion wackelt mehr als eins mit steifer Konstruktion, verbiegt sich also stärker. Je öfters und je stärker ich jedoch etwas verbiege, desto eher ermüdet das Material (kann man mit einer Büroklammer austesten). Zudem kann bei zu starker Belastung das Material brechen.
              Das ist eigentlich fast das gleiche wie Punkt 2.

              Damit sollte endlich die Frage geklärt sein, was ein Geodät (hinsichtlich Zeltform) ist und was die Stabilität bewirkt. Es ist nichts anderes als ein Körper mit möglichst angenäherter kreisförmiger Fläche, bei dem durch Überkreuzen der Gestängebögen dreieckige Flächen erzeugt werden, welche das System stabilisieren.
              Im Sinne von Punkt 1. Was ich die ganze Zeit kritisieren, ist, dass du daraus auf Punkt 2 folgerst. Diese Folgerung ist so trivial nicht möglich.

              Mac

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              • Shorty66
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                • 04.03.2006
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                #27
                AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

                Wenn man die stabilität nach punkt 2 definiert kann man auch gleich nn biwaksack nehmen. Bei dem wird kein gestänge zusammenbrechen und bis der wind den zerfetzt muss schon echt was passieren.

                Der Trick beim schlafen im zelt ist doch gerade, dass man eben nicht die zeltwand auf der nase hat sondern in einem halbwegs definierten raum übernachten kann.

                Zum Outdoortest: Die abspannpunkte in der mitte der zeltplane mögen zwar kaum zur stabilität beitragen, aber um ein maximales innevolumen auch bei wind zu erhalten sind sie sehr nützlich.
                Ich meine den test auch gelesen zu haben und was dort fehlte waren windkanaltests aus anderen richtungen als Längs und quer zumk zelt wie bspw. 45°. Gerade da sind sechseckigestrukturen wie bei den älteren VE25s sicher gut dran.

                Meines wissens nach sind solche windkanaltests aber ganz schön teuer und die wenigsten hersteller machen die daher. MSR hatte zwar mal für die "Wind" serie tests gemacht, die waren allerdings nur von der schmalseite.
                Ist wohl gar nicht so einfach einen so großen windkanal günstig zu mieten...
                φ macht auch mist.
                Now there's a look in your eyes, like black holes in the sky. Shine on!

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                • derMac
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                  • 08.12.2004
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                  #28
                  AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

                  Zitat von Shorty66 Beitrag anzeigen
                  Wenn man die stabilität nach punkt 2 definiert kann man auch gleich nn biwaksack nehmen. Bei dem wird kein gestänge zusammenbrechen und bis der wind den zerfetzt muss schon echt was passieren.
                  Ja. Aber es geht ja hier um die Extreme. Bis zu hohen Windgeschwindigkeiten sollte das Zelt einfach halbwegs stehen. Bei Windspitzen ist es mir aber lieber, wenn es sich völlig platt drückt als wenn es kaputt geht. Natürlich werden sowohl Tunnel als auch Geodät kaputt gehen und es ist auch gar nicht leicht zu sagen, welches eher kaputt geht. Ich will ja nur zeigen, dass man sich dabei nicht einfach auf irgendwelche Dreiecke berufen kann.

                  Mac

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                  • thefly
                    Lebt im Forum
                    • 20.07.2005
                    • 5382
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                    #29
                    AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

                    Zitat von derMac Beitrag anzeigen
                    Natürlich werden sowohl Tunnel als auch Geodät kaputt gehen und es ist auch gar nicht leicht zu sagen, welches eher kaputt geht. Ich will ja nur zeigen, dass man sich dabei nicht einfach auf irgendwelche Dreiecke berufen kann.
                    Mac
                    Hmm.. ich würde sagen bei hohen Windgeschwindigkeiten von der Seite zerlegts eher den Tunnel. Beim Geodäten haben die Stangen mehr Freiheitsgrade auszuweichen. Die angreifende Kraft verformt das Gestänge anders.

                    Experimentell lässt sich das zum Teil belegen. Letzten Herbst hat es uns in der Hardangervidda ziemlich erwischt. Der Sturm hat im Laufe der Nacht gedreht, so dass der Wind dann auf die Breitseite gedrückt hat.
                    Das Zelt war eine Kreuzung aus Tunnel und Kuppel, also das Innenzelt ist als Kuppel aufgebaut, die Apsis dann als Tunnel weitergeführt. (Salewa irgendwas)
                    Das Gestänge in der Apsis ist irgendwann gebrochen, der Wind hat das Gestänge soweit gedrückt, dass der Bogenradius auf der Leeseite immer kleiner geworden ist, irgendwann war es dann zuviel.
                    Das Gestänge des Innenzeltes hingegen hat sich verdreht und verbogen, hat aber gehalten.

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                    • Becks
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                      • 11.10.2001
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                      #30
                      AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

                      Zitat von thefly Beitrag anzeigen
                      Das Gestänge in der Apsis ist irgendwann gebrochen, der Wind hat das Gestänge soweit gedrückt, dass der Bogenradius auf der Leeseite immer kleiner geworden ist, irgendwann war es dann zuviel.
                      Das Gestänge des Innenzeltes hingegen hat sich verdreht und verbogen, hat aber gehalten.
                      genau das ist das Problem. Ein "weiches" Gestänge weicht zwar aus, aber man erreicht mit weniger Kraft den Punkt, an dem der minimale Radius unterschritten wird. Und dann bricht das Ganze schlichtweg.

                      Wäre dem nicht so, dann bräuchte kein Tunnelzeit seitliche Abspannpunkte. denn diese verhindern eben das Ausweichen und Nachgeben. Stehen tun solche Zelte jedoch auch ohne diese Leinen.

                      Bei dem Bild vom Trango sieht man die Auswirkungen auch, vor allem wenn man die anderen Bilder auf der Seite noch anschaut. Da hat der Sturm schlichtweg das Gestänge verbogen. Mit Abspannleinen wäre diese bleibende Deformation möglicherweise ausgeblieben.


                      Immerhin bekomme ich nun keinen Widerspruch mehr zu den punkten: Was ist ein Geodät und warum steht dieser stabil (im Sinne von: ohne Anspannleinen).

                      Inwiefern sich nun die Gestängekonstruktion auf die allgemeine Windanfälligkeit auswirkt, da bin ich mir nicht so sicher. Ein tunnelzelt quer zur Windrichtung ist relativ mies, da die steilen Seitenwände sehr viel Angriffsfläche bieten. Längs dagegen liegt solch ein Zelt recht schnittig im Wind.



                      Alex
                      After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                      • Becks
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                        • 11.10.2001
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                        #31
                        AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

                        Hier noch ein Punkt, der gegen flexibles Gestänge spricht.

                        http://www.mountainhardwear.com/imag...a_EvoArch.html

                        MH versteift die Konstruktion, indem die Stoffbereiche entlang der Stangen durch unflexible Materialien ersetzt werden. Die Technik wird vor allem bei den Expeditionszelten angewendet.

                        Alex
                        After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                        • Dirk N.
                          Dauerbesucher
                          • 17.07.2005
                          • 579

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

                          Zitat von Becks Beitrag anzeigen
                          Hier noch ein Punkt, der gegen flexibles Gestänge spricht.

                          http://www.mountainhardwear.com/imag...a_EvoArch.html

                          MH versteift die Konstruktion, indem die Stoffbereiche entlang der Stangen durch unflexible Materialien ersetzt werden. Die Technik wird vor allem bei den Expeditionszelten angewendet.

                          Alex
                          Machen andere Hersteller, wie Hilleberg, ja auch. Doch flexibel sind diese Materialein ja, nur eben nicht dehnbar wie das AZ Material. Warscheinlich würde die Aufhängung mit Clipsen/Haken sonst garnicht gescheit funktionieren bzw. einen spürbaren Stabilitätsmangel mit sich bringen.

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                          • Christian Wagner
                            Fuchs
                            • 28.02.2002
                            • 1305

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

                            Interessant fände ich noch die Frage was passieren würde wenn ich bei einem Tunnelzelt genauso viel Gestängematerial einsetzen würde wie bei den Geodäten- also beispielsweise ein Nallo(!!) mit vier oder fünf(!!) Gestängebögen. Wie sieht es dann mit der Windstabilität aus. Gefühlt dürfte das dann ähnlich stabil sein wie ein normaler Geodät. Niemand kann ernsthaft erwarten das ein Zweimannzelt mit 400 gr. Gestänge genauso stabil ist wie ein Zweimannzelt mit 800 gr. Gestängematerial. Zumindest im Vergleich zu den "Pseudogeodäten" wie z. B. Saivo sollte da kaum ein Unterschied sein, da diese in Querrichtung auch nicht wirklich Gestängedreiecke haben welche die Scherkräfte aufnehmen könnten.
                            Gruß, Christian
                            ______________
                            "I' ve had many problems in my life and most of them never happened!"

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                            • Torres
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                              Liebt das Forum
                              • 16.08.2008
                              • 30737
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

                              Logisch, trotzdem musst du bei starken Wind das Gestänge mittels Abspannleinen auf Spannung halten sonst zerlegt es dir auch einen Geodäten.
                              Sorry, mein Dragonfly ist so klein und windschnittig, dass ich das nicht muss. Ich muss allerdings die Heringe rein machen, damit ich nicht mit dem Wind zusammen wegkugele, da es sehr leicht ist. Nur deshalb spanne ich persönlich es dann auch ab, allerdings habe ich gerade mal 4 Leinen dafür..... Beim Torres übrigens nicht anders, war ein 3 Personen Geodät mit verlängertes Apsis, d.h. einem zusätzlichen Tunnelbogen und es hatte ebenfalls nur 4 Abspannleinen - 3 davon nämlich, um das Tunnelelement zu stabiliseren....

                              Torres
                              Oha.
                              (Norddeutsche Panikattacke)

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                              • Becks
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                                Liebt das Forum
                                • 11.10.2001
                                • 19612
                                • Privat

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                                #35
                                AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

                                Zitat von Christian Wagner Beitrag anzeigen
                                Interessant fände ich noch die Frage was passieren würde wenn ich bei einem Tunnelzelt genauso viel Gestängematerial einsetzen würde wie bei den Geodäten- also beispielsweise ein Nallo(!!) mit vier oder fünf(!!) Gestängebögen. Wie sieht es dann mit der Windstabilität aus. Gefühlt dürfte das dann ähnlich stabil sein wie ein normaler Geodät.
                                Moin,
                                da wäre ich mir nicht so sicher. Tunnelzelte besitzen ja lediglich Gestängebögen, die wie Rippen quer zur Längsachse ausgerichtet sind. Kreuzungspunkte, an denen z.B. Kräfte von der einen auf die andere Stange übertragen werden können, fehlen. das wäre eine potentielle Schwachstelle, wenn z.B. der Wind nicht 90° quer zur Aufbaurichtung weht. Ein weiteres Problem stellt die steile Seitenwand dar, die eine grosse Angriffläche bietet.
                                -> Schau hier mal den Querschnitt von den Geodäten und Pseudogeodäten an. Die sind da meistens abgeflacht.

                                Längs zur Aufbauachse besitzen Tunnel keine Stabilisierung. Die Kräfte müssen also vom Stoff/Heringen/Leinen aufgefangen werden. Dürfte aber noch eher unproblematisch sein, da in diese Richtung die Zeltwände weit weniger steil sind und somit geringere Kräfte auftreten.

                                Alex
                                After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                                • Gast-Avatar

                                  #36
                                  AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

                                  Zitat von Becks Beitrag anzeigen
                                  OT: Das Bild ist genial! Ich habe zuerst nur das Zelt gesehen und dachte mir so "hm, das hat aber ganz schön was abgekriegt". Erst auf den zweiten Blick habe ich dann die umgestürzten Wohnwagen gesehen.

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                                  • T.R.
                                    Gerne im Forum
                                    • 04.10.2007
                                    • 61

                                    • Meine Reisen

                                    #37
                                    AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

                                    Zitat von derMac Beitrag anzeigen
                                    Einige hier schmeißen Statik und Dynamik durcheinander.
                                    Wir wollen keine Räder unters Zelt schrauben, sondern wir wünschen uns ein Zelt in aller Regel stabil.

                                    Stabilität: lat. stabilis = »standhaft, stabil«

                                    »Ein stabiles System neigt dazu, seinen momentanen Zustand beizubehalten, auch wenn Störungen von außen einwirken.« (Wikipedia)

                                    Die Zeltbauer unternehmen *erhebliche* Bemühungen, um mit lediglich 2 bis 3 kg Material genau das hinzubekommen, und sei es, daß massenhaft Abspannungen angebracht werden.

                                    Das dafür zuständige Fachgebiet heißt Statik.

                                    Statik: gr. statikos »zum Stillstand bringend«

                                    Daß (Trekking-) Zelte dennoch auch labil sind, liegt einleuchtender Weise daran, daß sie möglichst leichtgewichtig konstruiert werden. Stabil bekommt man sie jedoch nur allein mit den Mitteln der Statik.

                                    Mal angenommen, Zelte seien tatsächlich beweglich gewünscht, dann wäre auch dies ein Fall für die Statik:

                                    »Die Statik ... beschäftigt sich unter anderem mit ... der Verformungsberechnung und der Stabilität.« (Wikipedia)

                                    »Stabilität ist die Fähigkeit eines Systems nach einer Störung wieder in den Ausgangszustand zurückzukehren.« (Wikipedia)

                                    Niemand wünscht sich dauerhaft verformte Zelte. Damit dies nicht geschieht, braucht es Statik.

                                    Zitat von derMac Beitrag anzeigen
                                    Ich will ja nur zeigen, dass man sich dabei nicht einfach auf irgendwelche Dreiecke berufen kann.
                                    Ohne Dreiecke oder Aussteifungen mit vergleichbarer Wirkung (z.B. Wandscheiben) hätten wir kein Dach über dem Kopf, weil sämtliche Hütten und Häuser früher oder später sang- und klanglos zusammenfallen würden. Seit Urzeiten werden Dreiecke zur Aussteifung verwendet.

                                    Zwei Beipiele
                                    - Windaussteifungssysteme (PDF)
                                    - Fachwerkhaus (Wikipedia)

                                    Bei heutigen Bauten sind Dreiecke äußerlich meist nicht mehr zu sehen, da sie konstruktiv anderweitig untergebracht werden. Aber es gibt dennoch Beispiele.

                                    Dockland Hamburg:


                                    Quelle Bildzitat: linear.de

                                    Bank of China:


                                    Quelle Bildzitat: maxpine.com

                                    *

                                    Sorry für den kleinen architektonischen Ausflug. Eigentlich paßt er nicht in die Gruppe. Aber zur Verdeutlichung ist es vielleicht ganz gut. Letztlich sind auch Zelte »Hochbauten« ... . (und des geringen Materials wegen sogar relativ anspruchsvolle »Hochbauten«)

                                    Grüße
                                    TR

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                                    • T.R.
                                      Gerne im Forum
                                      • 04.10.2007
                                      • 61

                                      • Meine Reisen

                                      #38
                                      AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

                                      Zitat von Becks Beitrag anzeigen
                                      Das ist ein Trango 2 (geodät), unabgespannt, nachdem ein kurzer, heftiger Sturm über den Campingplatz gefegt ist.
                                      Wir sind ansonsten auf einer Linie, aber das Trango 2 ist kein Geodät.


                                      Quelle Bildzitat: blog.mountainhardwear.com

                                      Das Foto zeigt sehr schön den Schwachpunkt dieser »Röhrengitter-Konstruktionen«, nämlich den Querschnitt. Genau hier wurde das Zelt bleibend und nicht unerheblich eingedellt. Das Mountain Hardwear Trango 2 ist ansonsten konstruktionsgleich mit dem Hilleberg Saivo.

                                      Bei den Globetrotter-Kritiken habe ich ein passendes Zitat (Sherpa Dome) zur obigen Situation gefunden:

                                      Andreas Ruhstorfer: »Auch an Windstabiltät nicht zu übertreffen. In Griechenland hat es neben mir einen Wohnwagen vom Wind umgeschmissen und mein Sherpa Dome (nur mit 4 Haken gesichert) blieb stehen wie eine Eins. Ich selbst saß dabei im Auto ..

                                      Ich poste am Wochenende nochmal so ein / zwei wieder etwas längere Postings ...

                                      Grüße
                                      TR

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                                      • Stev
                                        Erfahren
                                        • 17.01.2006
                                        • 440
                                        • Privat

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                                        #39
                                        AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

                                        Ein sehr schönes Bild das genau das rüberbringt was ich eigentlich ausdrücken will. Ein Geodät ist sehr stabil aber wenn du nicht willst das es so wie auf dem Bild aussieht, musst du ihn trotsdem abspannen.
                                        Nur deshalb spanne ich persönlich es dann auch ab, allerdings habe ich gerade mal 4 Leinen dafür..... Beim Torres übrigens nicht anders, war ein 3 Personen Geodät mit verlängertes Apsis, d.h. einem zusätzlichen Tunnelbogen und es hatte ebenfalls nur 4 Abspannleinen - 3 davon nämlich, um das Tunnelelement zu stabiliseren....
                                        Ob jetzt mit 3 o. 4 oder wie bei meinem Tunnel 8 Leinen ist doch konstruktionsbedingt. Warum wird hier die gesammte Stabilität eines Zeltes ohne Abspannleinen betrachtet. Ein Tunnel hat weniger Gestänge und das gleicht er mit mehr Abspannleinen aus. Richtig Interessant wäre es wenn da ein gut abgespannter Tunnel zu sehen wäre. Ich glaube der Tunnel würde besser aussehen als das Trango, und da würde keiner auf die Idee kommen zu behaupten ein Tunnel wäre windstabiler. Ein stabiles Zelt ist für mich, wenn ich alle möglichkeiten der Stabilisierung die mir der Herrsteller in die Hand gibt nutze und es dann jedem Schweinewetter trotzt Ein gutes Beispiel ist auch das z.B. das HB Keron welches einer der Standartzelte für Arktisexpeditionen ist. Ein sehr gutes Raum/Gewichtsverhältnis und dabei trotsdem so stabil um den dort vorrherschenden Wetter zu trotzen.

                                        Vor ein paar Jahren stand ich mit meinem HS Fjellheimen im Jontuheimen an einer ziemlich ungünstigen Stelle( zumindest in der Nacht). Der tagsüber kräftige Wind hat ist über Nacht noch deutlich stärker geworden. Das Zelt hat es durchgeschüttelt wie verrückt. Ich bin eigentlich davon ausgegangen das das Ding irgendwann seinen Geist aufgibt. Aber es hat gehalten. Die Naht vom Lüfter wurde da über Nacht ca. 5 cm auf aufgerissen. Weiterhin haben sich einige Nähte an den Heringsschlaufen geöffnet.

                                        Dieses Jahr im Oktober hatte ich eine ähnliche Nacht in der Finnmark gehabt. Diesmal hatte ich ein HB Nammatj dabei. Das hat sich deutlich besser geschlagen als der Fjellheimen. Es hat hat ein kräftigeres Gestänge, 2 zusätzliche Abspannleinen an den Enden des Tunnels und justierbare Befestigungsschlaufen für Heringe. Das alles hat zur deutlichen Stabiltätssteigerung des Zeltes geführt. Wie sich im vergleich dazu ein Geodät verhalten hätte, weiß ich nicht da da keiner rumstand.
                                        Ich jedenfalls traue dem Nammatj jedemenge zu und das es dabei in der Konstruktion keine Dreiecke aber dafür 8 Abspannleinen hat, verzeihe ich ihm gerne

                                        Deshalb halte ich die Aussage
                                        Aber in nicht ganz so windigen Regionen sind Tunnelzelte natürlich sehr beliebt und haben sich daher sicherlich durchgesetzt.
                                        schlichtwegt für falsch.

                                        Ein schönes Wochenende noch
                                        Stev
                                        Zuletzt geändert von Stev; 17.01.2009, 15:18.
                                        Die 3 Feinde der Programmierer: Sonne, Frischluft und das ewige Gebrüll der Vögel.

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                                        • Stephan Kiste

                                          Lebt im Forum
                                          • 17.01.2006
                                          • 6773
                                          • Privat

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                                          #40
                                          AW: Gestängeanordnung bei Geodäten

                                          Also was soll denn das Trango sonst sein?
                                          4 Stangen und 7 (!!!) Kreuzungspunkte, somit sogar 2 mehr als beim EV3, sprechen
                                          doch eigentlich für ein Geodät, oder?

                                          Was mich nur wundert ohne die Trangos oder EV`s bis jetzt
                                          live gesehen zu haben, da sind auf Fotos (Danke an Becks für den Zelttest!) keine
                                          Möglichkeiten zu sehen, ähnlich wie bei Tunneln, das das Zelt
                                          in halber Höhe abzuspannen. Ist das bei diesen Bauformen
                                          nicht vorgesehen oder hab ich das nur übersehen?

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