[GB]Scotlandfan in Schottland 2003 + Fotos

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  • Scotlandfan
    Erfahren
    • 23.06.2003
    • 499

    • Meine Reisen

    [GB]Scotlandfan in Schottland 2003 + Fotos

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schottland
    Region/Kontinent: Nordeuropa

    Sodele, hier der erste Teil meines Tagebuchs. Wer eine typische Trekkingreise erwartet, wird enttäuscht sein, ich war schließlich mit 3 Freunden unterwegs, deren erster Rucksackurlaub das war. War aber trotzdem schön! Fotos kommen noch (sind beim Entwickeln)...

    Tag 1, 3.9.03

    Mitten in der Nacht (morgens um 7:30) holt Siegrids Papa uns ab und auf gehts zum Flughafen Hahn. Ich hab beim Gepäck so weit gespart, dass ich (inkl. Essen für 9 Tage) nur 18 kg im Rucksack hab. Davon nehm ich 3 kg als Handgepäck (sehr schick in ner Plastiktüte) und schon passts mit den von Ryanair als Obergrenze angegebenen 15 kg. Aber so'n Scheiss: ich hab seit Sonntag ne Mandelentzündung (oder so, jedenfalls tierisch Halsweh). Egal, ich hab mir Grippostad besorgt, wird schon gehen. Auf den Urlaub verzichten kommt jedenfalls nicht in Frage! Mit etwas Verspätung (ungewöhnlich für Ryanair) startet unser Flieger und weniger als 2 Stunden später sind wir auf schottischem Boden! Da wir mit dem Ryanair-Ausdruck die Zugfahrt zum halben Preis kriegen und der Zug außerdem schneller ist als der Bus, beehren wir natürlich Scotrail. Dominic hat seine 1. FC Kaiserslautern-Kappe dabei ("Die kennt hier eh keiner") und wird prompt vom Schaffner drauf angesprochen! Soviel dazu. ) In Glasgow Central Station stürmen dann vier hungrige Deutsche den dortigen Burger King, bevor wir den Outdoorladen "Adventure1" ansteuern. Wer da hin will: man muss nicht um den Bahnhof (das ist dann Queen Street) herumgehen, sondern muss nur den richtigen Ausgang finden, dann ist es nur 10 m die Straße hoch. Ausgestattet mit Gaskartuschen fahren wir dann nach Milngavie, wo der West Highland Way beginnt. Allerdings laufen wir heute nicht mehr los, sondern übernachten auf der Bankell Farm 2 km außerhalb vom Stadtzentrum den Hügel hoch. Unterwegs holen wir uns noch schnell 4 Dosen Tennant-Bier ("You can't get it more scottish!"). Der Campingplatz ist richtig schön - sowas gibt es in Schottland ja öfters, eine Farm hat noch eine Wiese übrig und denkt sich, die kann man ja auch als Zeltplatz vermieten. Die hier kostet £ 2,50 pppn und die sanitären Einrichtungen sind gut. Wir schlagen die Zelte auf und prompt geht der Reissverschluss von Dominics und Melas Zelt kaputt. So'n Scheiss, gleich am ersten Abend! Naja, lässt sich nicht ändern. Außer uns kommt nur noch ein anderes Pärchen mit seinem Zelt, also haben wir die Aussicht fast für uns allein. Wir spielen noch ein bisschen Karten, kochen uns was, trinken unser Bier und kriechen dann ins Zelt, wo wir uns (dank dem Bier) ein Schnarchduell liefern...



    Tag 2, 4.9.03

    Ich bin als erste wach und denk mir, dann kann ich auch gleich duschen gehen. Danach leg ich mich mit meiner Nikon und dem Tele auf die Lauer, hab nämlich gestern wilde Hasen hier rumrennen sehen. Die seh ich zwar wieder, aber aus meinem Wunschbild (ein Hase im Rennen oder so) wird leider nix, die Viecher denken gar nicht dran, sich zu bewegen. Irgendwann sind auch Mela, Dominic und Siegrid wach und lachen mich aus wegen meiner morgendlichen Fotosafari. Wir essen Müsli mit angerührter Milchpulver-Milch (bissel dünn, das muss ich noch üben), bauen ab, bezahlen und machen uns auf den Weg Richtung Stadtzentrum, wo der West Highland Way beginnt. An dieser Säule, die eigentlich jeder fotografiert, treffen wir Mario und Torsten aus Leipzig. Die beiden sind mit dem Bus nach Schottland gefahren, hat ca. 32 Stunden gedauert. Torsten wirft eine Tüte voll Kassetten mit Musik weg - er hat den Walkman daheim vergessen. ) Wir verabschieden uns von den beiden und gehen los - für den Abend haben wir das gleiche Etappenziel, wir werden uns also sowieso wiedersehen. Die erste Etappe des WHW wird (meiner Meinung nach) zu Recht von einigen Wanderern ausgelassen, landschaftlich wird recht wenig geboten. An einem See treffen wir Torsten und Mario wieder, und schon bald haben die beiden uns überholt. Ich muss mir von meinem 3 Mitwanderern nette Sachen anhören wie Direktleitung von der Gaskartusche in den Hintern, weil ich wohl ein bisschen schnell bin. Irgendwann tut Siegrid der Knöchel weh und ab da werden wir etwas langsamer. Das letzte Stück für heute führt über eine ganz und gar nicht reizvolle asphaltierte Straße, aber da müssen wir durch. Glücklich erreichen wir schließlich endlich den Campingplatz der Easter Drumquhassle Farm (wieder in der Art wie gestern), nur um festzustellen, dass er zum größten Teil belagert wird von irgendwelchen jungen Engländern mit ihren Betreuern. Die Jungen kramen ihr letztes deutsch raus (z.B. "Wo gehts hier zum Puff?") und finden sich selber furchtbar witzig. Die beiden Leipziger haben noch eine Ecke für ihr Zelt gefunden, aber wir gehen lieber auf die untere Wiese. Es gibt einen Unterstand, wo man sitzen und seinen Gaskocher benutzen kann, da verbringen wir den größten Teil des Abends mit Torsten und Mario. Die sanitären Einrichtungen auf diesem Platz sind unter aller Sau, außerdem kostet er sage und schreibe £ 4 pppn, wer kann, sollte woanders übernachten! Wir sind alle ziemlich groggy und noch vor 22:00 h im Schlafsack, war doch ein langer Tag...

    Tag 3, 5.9.03

    Siegrid und Mela beschließen, uns ab heute zu verlassen. Sie lassen sich von dem Besitzer der Farm nach Drymen fahren und nehmen ab da den Bus nach Crianlarich nördlich vom Loch Ness, wo sie 2 Tage auf Dominic und mich warten werden. Wir wandern nämlich weiter. Zuerst noch mit den beiden Jungs, aber die werden irgendwann wieder zu schnell für uns und kurz vor einem Waldstück lassen wir sie von dannen ziehen. Wir sehen uns ja sowieso heute Abend wieder. Dominic und ich schenken uns den Conic Hill und nehmen die Alternativroute über eine Straße. Die zieht sich zwar wie Kaugummi, aber dafür haben wir eine schöne Sicht auf den Conic Hill. Schneller als gedacht sind wir in Balmaha, am Ufer des Loch Lomond. Schee, erstmal Pause machen und Müsliriegel essen. Die Enten hier sind voll aufdringlich, aber das kenn ich ja noch von vor 2 Jahren. Unser Weg führt uns weiter auf den kleinen Hügel Craigie Fort, von wo man eine supergeniale Aussicht auf den Loch Lomond hat - der wird zu Recht Schottlands schönster See genannt! Ab hier wird der Weg etwas anstrengender und ich muss öfters mal stehenbleiben und husten (ja, meine Mandeln nerven immer noch). Als wir dann kurz vorm Ziel an noch einen Hügel kommen, hab ich keine Lust mehr. Wir umgehen ihn über eine Straße und sind ca. eine Stunde später endlich an der Jugendherberge. Gleich beim Einchecken sehen wir Mario und Torsten, sie sind erst ne Viertelstunde da. Obwohl sie so schnell sind, wie kommt das? Sie haben sich bei dem Hügel, auf den ich keine Lust mehr hatte, verlaufen und Torsten hat mit beiden Beinen im Moor festgesteckt. Naja, und bis er da wieder raus war und sie den richtigen Weg gefunden hatten... Egal, wir fühlen uns alle wohl hier! Das Hostel ist schön, nur leider ist hier auch eine Gruppe pubertierender Schulkinder. Ich bin mit einer netten Schweizerin und einer Engländerin im Zimmer. Nach einer ausgiebigen Dusche (bei mir ca. 25 min., herrlich!) kochen wir uns was und quatschen noch ein bisschen. Aber lange bleiben wir nicht mehr wach, morgen gehts ja weiter. Die beiden Leipziger und ich wollen uns ab morgen diesen Travellite-Service teilen, die transportieren einem das Gepäck entlang des West Highland Way von einem Ort zum andern. Wir packen einfach unsere schwersten Gepäckstücke in einem Müllsack. Sollte doch einiges an Erleichterung bringen, bei mir bedeutet das 4 kg weniger.

    Tag 4, 6.9.03

    Ich bin (wie immer) früh wach und dementsprechend früh im Speisezimmer. Die Jungs hatten sich gestern noch beschwert, weil Dominic und ich so früh weiter wollten, dementsprechend überrascht bin ich, dass sie schon wach sind. Ist aber gut, wir wollen ja noch den Travellite-Sack packen. Dominic und ich gehen früher los, wir sind ja sowieso langsamer. Am Anfang ist der Weg super, aber ich krieg immer schlechter Luft. Torsten und Mario überholen uns an einem schönen Aussichtspunkt und machen ein Foto von uns. Wir sehen auch den einen Kerl, der in dem Zimmer von den 3 Jungs morgens um 6 minutenlang mit einer Plastiktüte geraschelt hat. Uuuuund - es ist der Freund von der netten Schweizerin aus meinem Zimmer! Aber der hat 2 Hörgeräte an, ich glaub kaum, dass das Absicht von dem war. Der Weg wird immer anstrengender und ich hab regelrechte Hustenanfälle. Ich hab das Gefühl, als würde mir jemand den Hals zuschnüren. Nee, so macht Wandern keinen Spass mehr. Am Inversnaid Hotel verlass ich Dominic und nehm die Fähre ans andere Seeufer. Wir treffen uns dann am Campingplatz, das macht uns beiden keinen Spass, wenn ich ihn nur aufhalt. Die Fähre ist mini, wir sind zu sechst und das Bootchen ist voll. Drei von den komischen Engländern haben auch aufgegeben. Drüben müsste ich fast 2 Stunden auf den Bus warten, da hab ich keine Lust drauf. Also versuchen 2 junge Holländer und ich uns beim trampen. Wir haben Glück, nach ca. 10 min. hält ein junger Kerl. Der hat die Rückbank umgeklappt und da liegt ein Mountainbike drin, aber irgendwie passen wir alle noch ins Auto. Ich darf mit meinem Rucksack auf den Beifahrersitz. Der Typ ist voll nett, hat aber einen starken Akzent und wir lachen viel auf der Fahrt. Ich bin noch vor Torsten, Mario und Dominic auf der Beinglas Farm und bezahl schonmal für die Zelte. Der Travellite-Sack ist auch schon da, ich such uns einen schönen ebenen Platz auf der Wiese und fang an, unser Zelt aufzubauen. Da kommen die Leipziger über die kleine Brücke. Ich wink und kann sogar aus der Entfernung ihren ungläubigen Gesichtsausdruck erkennen. Torsten meint ich hätte gecheatet, aber ich erklär ihnen, dass ich sie nicht überholt, sondern abgebrochen hab. Da sind sie wieder beruhigt. Mario erzählt noch ein bisschen mit mir, Torsten fängt schon mit ihrem Zelt an. Irgendwann reicht es ihm und er ruft "Hey Kleiner, du könntest mir ruhig mal helfen!" --> Zur Erklärung, Torsten ist ein ganzes Stück kleiner als Mario, der ist schätzungsweise 190 cm oder so. Als Dominic kommt, stehen unsere Zelte schon (zum Glück, es fängt an zu regnen) und wir setzen uns in den Schuppen, wo man auch kochen kann. Mario philosophiert über vollwertiges Essen und wir erfahren, dass er viel Wert auf Naturbelassenes und so legt (böse Zungen würden ihn einen Öko nennen *grins*). Torsten dagegen träumt jetzt schon von dem Miniladen morgen in Crianlarich, wo es Chips und Schokolade gibt. Ab und zu erntet er dafür einen so vorwurfsvollen Blick von Mario, dass man sich grad fortschmeißen könnte! Die 2 sind echt klasse! Die Engländer sind übrigens auch wieder da, die machen bis spät in die Nacht Halligalli und pinkeln neben den Schuppen, statt 10 m weiter zur Toilette zu gehen. Als wir endlich im Zelt liegen, bin ich echt am Überlegen, ob ich rausgehen und rumbrüllen sollte, aber dazu müsste ich ja aufstehen und draussen isses kaaaaalt... *bibber* Irgendwann schlaf ich halt doch ein.

    ***Fortsetzung folgt***
    Zuletzt geändert von November; 06.11.2011, 15:57.
    It\'s better to remain silent and be thought a fool than to speak out and remove all doubts.
    Thomas Jefferson

  • Shirkan
    Fuchs
    • 12.09.2002
    • 1901

    • Meine Reisen

    #2
    hi,

    netter Bericht - der sich hinter denen von Luna und Bubu nicht verstecken braucht!

    übrigens verliefen meine ersten 2 1/2 Tage ähnlich. Meine RyanAirMaschine hatte auch Verspätung (1h), hab auch in Glasgow Benzin (ihr Gas) und einen Burger bei McDoof (ihr BurgerKing) gegönnt. Abends bin ich dann auch nur noch bis zu dieser Farm gelaufen.
    Am nächsten Morgen hab ich dann auch die wilden Kaninchen gesehn, waren bei mir glaube 2.
    Bin dann Mittags los und hab mich auch 2 Leuten (1 Australier, 1 Südafrikanerin) angeschlossen, waren mir aber auch zu schnell, kurz vor der Asphaltierten Straße hab ich sie dann allein weiter sprinten lassen.
    Bin dann abens bis kurz vor den Conic Hill gekommen und dann am nächsten Tag bis zu der Zeltaufstellgelegenheit hinter dem Hostel am Loch Lomond.
    Aber bis zur Beinglas Farm hab ichs am nächsten Tag nicht mehr geschafft. Der Weg war echt schwer. Ich glaube das Stück nach dem Inversaid Hotel war mit am schwersten des gesamten WHW. Oft auf und ab, viele Steine und Felsen, enge Passagen.
    Alle achtung vor deinem Begleiter Dominic. Das er das allein so gut geschafft hat.

    Bin schon auf deinen nächsten Teil gespannt und natürlich auf die Fotos

    Aber sag mal wieso habt ihr nicht mal wild gecampt? Die Stelle hinter dem Hostel in Rowardenan ist echt schön. Da konnte man früh morgens noch ein Morgenbad nehmen und sich die Dusche im Hostel schenken.
    War sicherlich am Ende keine billige Fahrt oder ?

    mfg
    Sebastian
    mfg
    Sebastian

    --
    Liebe das Leben. Lebe die Liebe.

    Kommentar


    • alfi
      Erfahren
      • 16.02.2003
      • 252

      • Meine Reisen

      #3
      Hi Scotlandfan,

      ich freue mich immer, wenn Forumsmitglieder ihre Reiseberichte direkt ins Forums schreiben.
      Vor Kurzem habe ich mich auch auf deiner interessanten Homepage umgesehen und wollte auch was ins Gästebuch eintragen. Hat aber, wie mir scheint, nicht funktioniert - ich kann es nicht mehr aufmachen.

      Alfons

      Kommentar


      • Scotlandfan
        Erfahren
        • 23.06.2003
        • 499

        • Meine Reisen

        #4
        Hi alfi, mach ich doch gern. Ich kopier einfach den Text von meiner HP hierher. Was da mit meinem GB los ist, weiß ich nicht, aber danke für deinen guten Willen!

        Shirkan, der Weg am Loch Lomond ist echt happig. Ich bin ihn vor 2 Jahren schon mal gelaufen und wusste, was mich erwartet. Deshalb hab ich ja auch aufgehört. Bin heute übrigens immer noch krank (*piens* ), schon seit 4 Wochen!
        Wir haben in Rowardennan in der JH gepennt, um uns mal den Luxus einer Dusche und einer Waschmaschine zu gönnen. Wegen der Fahrt: sagen wir's mal so, wenn ich alleine fahr, kommts mich billiger. Ich hätte z.B. öfter gezeltet, wäre nicht mit dem Jacobite Steam Train gefahren, nicht so oft in den Pub gegangen, usw.

        Egal, hier die Fortsetzung meines Berichtes:

        Tag 5, 7.9.03

        Ich bin wieder als erste wach. Das war ne kurze, kühle Nacht und irgendwie bin ich froh, dass sie rum ist. Ich hab tierisch Halsweh und mein Grippostad ist fast all. Das wars, ich brech die Wanderung komplett ab. Torsten und Mario machen weiter, Dominic hört auch auf. Am Frühstückstisch essen Dominic und ich unser Schokomüsli und die beiden anderen ihre Mischung aus Kürbiskernen, Leinsamen, Haferflocken, usw. Für Mario ist das gar keine Umstellung, das gleiche frühstückt er jeden Morgen daheim. Torsten sieht weniger begeistert aus. Dominic hat Mitleid und schenkt ihm sein restliches Schokomüsli. Selten hab ich jemanden so strahlen sehen! Und wieder ein vorwurfsvoller Blick von Mario... *rofl* Dominic läuft heute noch die 11 km bis Crianlarich mit, ich nehm gleich den Bus. Besser gesagt, ich will den Bus nehmen. Irgendwie verpeil ich das total, also trampe ich halt wieder. Daumen raus und lächeln! OK, klappt nicht. Mitleiderregend schauen? Auch nicht. Ich probier es wieder mit lächeln und prompt hält einer an! Wieder ein junger Schotte, der hier hat ein Kanu auf dem Dach und ist unterwegs in den Norden. Sportliches Volk. In Crianlarich treff ich grad noch Mela, sie will den Jungs entgegengehen. Und die 2 Mädels auf der Bank, mit denen sie sich unterhält, kenn ich von irgendwo. Hey, die sind vor 2 Jahren mit mir heim geflogen! Denise, eine der beiden, schüttelt den Kopf und sagt "Die Welt ist ein Dorf!" Recht hat sie. Ihre Schwester Anja arbeitet im Moment in der JH in Crianlarich. Irgendwann taucht Mela mit den Jungs wieder auf und wir gammeln rum, bis die Rezeption um 17 h auf macht. Torsten kauft sich Chips und isst die erste kleine Tüte gleich vor dem Minimarkt, Mario ist enttäuscht über die kleine Auswahl an frischem Gemüse und die trotzdem hohen Preise. Ich hol mir eine Dose Haggis, Kartoffeln und Karotten als Abendessen, lecker! Wie gesagt, wir gammeln halt rum, ich bau einen Jenga-Turm, Siegrid puzzelt, usw. Beim Abendessen kochen unterhalt ich mich mit einem Engländer (aber keinem von denen vom Campingplatz, die sehen wir zum Glück nie wieder!). Nach dem Essen machen wir uns schick (guter Witz, das heisst so viel wie ein frisches T-Shirt anzuziehen) und gehen in den Pub. Torsten und Mario bleiben nicht lange, ich will eigentlich auch schon heim, da kommt der Engländer vom Abendessen und verwickelt mich in ein Gespräch. Erst ist er ganz nett, aber irgendwann nervt er total, außerdem bin ich müde und der Rauch tut meinem Hals auch nicht gut. Also geh ich alleine zurück ins Hostel. Und wer steht vor dem Waschraum auf einmal wieder vor mir? Der Engländer, obwohl er noch ein fast volles Bier hatte, als ich gegangen bin! Jetzt merk ich ganz klar, dass er versucht, mich anzumachen, also erfind ich schnell einen Freund und nach 10 min. bin ich ihn endlich los. Ganz leise geh ich ins Bett (Torsten und Mario pennen schon), nur um mehr als ne Stunde später von meinen 3 besoffenen Mitwanderern wieder geweckt zu werden. Aber müde wie ich bin, schlaf ich schnell wieder ein.

        Tag 6, 8.9.03

        *Heute haben meine Eltern Silberne Hochzeit! Torsten hat sogar daran gedacht, mich zu erinnern, aber ich wusste es auch selber noch.*

        Mir gehts gut, den anderen 3 wohl eher nicht so... hihi ! Aber viel steht heute ja zum Glück nicht auf dem Programm, wir fahren mit dem Zug nach Fort William. Ich geb Torsten und Mario meine Visitenkarte und bekomm dafür von beiden die email-Adresse und Torstens Handynummer. Die beiden haben die gleichen Etappen wie wir ursprünglich geplant und am Donnerstag wollen wir uns in Fort Willie treffen. Der Zug geht zu ner echt menschlichen Zeit (so um 11). Im Zug werd ich von so ner komischen Frau mit Mundgeruch zu ner Umfrage überredet, mit der die schottischen Züge bewertet werden sollen oder so. Ich hab eigentlich keine große Lust dazu und sag ihr knallhart, dass ich die Züge viel zu teuer find. Wie auch immer, irgendwann ist auch die Zugfahrt rum und wir sind in Fort William. Ich freu mich richtig, wieder hier zu sein. Die anderen motzen zwar bisschen, weil das Backpackers auf einem Hügel liegt, aber dann gefällt es ihnen doch. Vor allem die kostenlose heiße Schokolade hat es allen angetan. Leider haben wir getrennte Zimmer, davon ist Dominic mit seinen super Englischkenntnissen (*lol*) sehr begeistert. Aber wat solls, ist ja nur zum pennen. Nach dem Einchecken gehen wir ins Ort und zur Touri-Info, Prospekte sammeln. Währenddessen fängt es an zu regnen wie Sau und wir beschliessen, Fish & Chips essen zu gehen. Die Bedienung hätte in Deutschland glaub ich noch nicht mal einen Hauptschulabschluss bekommen, aber irgendwie schafft sie es doch, unsere Bestellung aufzunehmen und uns abzukassieren. Es hat aufgehört zu regnen und wir gehen bummeln. Aber auf einmal fängt Mela aus unerfindlichem Grund (warum, wusste sie selber hinterher nicht mehr genau) an zu heulen und hört nicht mehr auf. Siegrid und ich denken, es ist das Beste, Mela und Dominic bissel allein zu lassen und ziehen allein los. Wir gehen am Wasser spazieren und in den Safeway-Supermarkt. Zurück im Hostel hat Mela sich wieder gefangen. Der Abend wird doch noch ganz lustig, wir lernen Markus aus Berlin kennen, der nach nur 5 Tagen Schottland sein Portemonnaie verloren hat und jetzt wahrscheinlich heimfahren muss. Und 3 Jungs aus Dresden, Michael, Florian und Robert (obwohl Florian eigentlich aus der Nähe von Bad Kreuznach kommt). Ich hab immer noch mit meinen Mandeln zu kämpfen und Markus gibt mir was von seinem Rum "Das hilft!" Naja, immerhin nett gemeint. Ich glaub ich werd nie mehr gesund, von allen werd ich umsorgt - Mela gibt mir was von ihrem Essen ab. Ich hab mir in der Stadt Tabletten gekauft. Mela sagen die Wirkstoffe nix, aber im Backpackers gibts ein Medizinlexikon. Bei einem der Inhaltsstoffe steht dabei: "Zu giftig für innere Anwendung." Na klasse, und ich lutsch das Zeug. Wir schauen uns die Fotos an, die Dominic bis jetzt mit der Digi gemacht hat. Mela zoomt die Gesichter gross und ich krieg einen Lachkrampf bei einigen. Lachen macht scheinbar müde und Klein-Anabelle geht früh ins Bettchen. Wir sind zu dritt in einem 6er Zimmer, also hätte Dominic ruhig zu uns gekonnt. Aber egal...

        Tag 7, 9.9.03

        Vier Tage am Stück in Fort William ist den anderen zu viel, also fahren wir mit dem Bus Richtung Inverness. Während der Busfahrt fallen mir wieder die Zoom-Gesichter vom Vorabend ein und ich krieg einen Lachflash. Die anderen fragen sich langsam, was noch so alles in meinen Tabletten ist. Ich soll Mela eine übrig lassen, sie will sie daheim analysieren... Unsere erste Zwischenstation ist Urquhart Castle, das auf jeder 2. Postkarte vom Loch Ness abgebildet ist. Der Eintritt kostet £ 5,50 und ich war ja vor 3 Jahren schon mal drin. Mela will nicht, also gehen Dominic und Siegrid allein. Zwei Stunden später geht der nächste Bus, mit dem wir weiter nach Drumnadrochit zur Loch Ness 2000 Monster Exhibition fahren. Das gleiche Spiel: Mela hat keine Lust, ich kenns schon, also warten wir. Wir kaufen uns in einem Souvenirshop eine Wintermütze mit schottischer Flagge. Später behaupten alle, ich seh damit aus wie Tom Gerhard. Der nächste Bus hat ziemlich Verspätung, aber scheinbar kümmert das hier außer ein paar blöden Deutschen niemand. Egal, irgendwann sind wir in Inverness und stiefeln los Richtung Hostel. Natuerlich schlafen wir im Bazpackers (auf einem Hügel)! Die haben jetzt weiter unten in der Straße noch eine Wohnung dazu gekauft und wir haben unser eigenes Reich mit kleiner Küche, einem Bad, einem Wohn- und einem Schlafzimmer. Und das zu Hostelpreisen, für £ 11 pppn! Mela und Dominic legen sich ihre Matratzen ins Wohnzimmer, Siegrid und ich pennen in den normalen Betten. Ich flitz schnell zum co-op, dann essen wir was und gehen noch ein bisschen spazieren. Inverness gefällt mir (und den anderen) voll gut, bei Nacht erst recht, wenn alle Kirchen und so beleuchtet sind. Bei uns direkt am Eck ist ein Pub, den beehren wir natürlich auch noch. Ich schlaf wie ein Baby in der Nacht.

        Tag 8, 10.9.03

        Wir haben gestern Abend noch im co-op einen Großeinkauf veranstaltet und gönnen uns heute ein 1a schottisches Frühstück mit Rührei und so. Danach entern wir die Touri-Info und das Hector Russell Kiltmaker Visitor Centre. Schon interessant zu sehen, wie so ein Kilt genäht wird. Obwohl, das kannte ich ja auch schon. Dann gehen wir getrennt, Siegrid und ich zusammen. Obwohl ich keinen Kirchen-von-innen-ankucken-Marathon mag, schauen wir uns die winzige St. Mary's Church an, die ist voll goldig von innen. Dann gehen wir zum Pancake Place, Siegrid will einen probieren. Das Eastgate Shopping Centre muss auch sein, das ist wie die Malls in Amerika. Und ich will nochmal in die Touri-Info, ins Internet gehen. Und wen treffen wir dort? Die 3 Dresdner! Siegrid gibt Michael ihre Handynr., die sind nämlich auch Anfang nächster Woche in Edinburgh. Mal sehen, ob die sich melden. Dann hetzen wir zum Hostel, wo wir unser Gepäck untergebracht haben und nehmen den Bus zurück nach Fort William. Dort schauen wir uns im Backpackers in der Lounge das Fussballspiel Deutschland - Schottland auf einem Mini-Fernseher an und trinken Bier aus der Dose. So richtig stilecht assi! :wink: Und wir treffen Bert aus Berlin, den sehen wir vielleicht in Oban wieder. Deutschland gewinnt natürlich, also gehen wir gutgelaunt ins Bett. Obwohl, mir ist das ja eigentlich egal...
        It\'s better to remain silent and be thought a fool than to speak out and remove all doubts.
        Thomas Jefferson

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        • Scotlandfan
          Erfahren
          • 23.06.2003
          • 499

          • Meine Reisen

          #5
          Und hier mal ein paar Bilder:


          Ein erster Blick auf den Loch Lomond


          Geschnatter in Balmaha am Loch Lomond


          Blick vom Craigie Fort auf den Loch Lomond


          Dominic und ich


          nochmal Loch Lomond (ja, der hat's mir angetan!)


          Beinglas Farm am West Highland Way


          Regen auf dem Campingplatz der Beinglas Farm (mit der Action-Einstellung gemacht)


          ein Schaf (ach nee... :wink: )


          So sieht es aus, wenn 6 Leute packen (links meine beste Freundin Melanie, rechts Mario aus Leipzig)


          Fort William


          Urquhart Castle am Loch Ness


          Drumnadrochit am Loch Ness


          Bei Drumnadrochit (schee, gell? )


          *grins* ohne Worte...


          Das Rathaus von Inverness


          Das Schloss von Inverness, im Vordergrund die Statue von Flora McDonald


          Inverness und der River Ness ("inver" heißt übrigens "Flussmündung")

          ...Fortsetzung folgt...
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          Thomas Jefferson

          Kommentar


          • Thomas
            Alter Hase
            • 01.08.2003
            • 3118
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            Sag mal, gibts am Urquhart Castle immer noch diese riesen Baustelle? War 2001 dort und da haben die gerade damit angefangen, irgend so ein Touristenzentrum da hin zu klatschen.

            In Rowardennan haste echt 'ne super Campsite verpasst:

            Midgesalarm!
            Nur wo du zu Fuß warst, bist du wirklich gewesen.

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            • Scotlandfan
              Erfahren
              • 23.06.2003
              • 499

              • Meine Reisen

              #7
              Ja, das Touristenzentrum ist da mittlerweile hingeklatscht. Man erreicht jetzt die Burg über einen unterirdischen Zugang, in den man nur rein kommt, wenn man vorher bezahlt. Nicht mal Toiletten gibts da! Ich musste mich in die Büsche gegenüber der Straße schlagen (die Böschung hoch).

              Da bin ich ja froh, dass wir in der JH gepennt haben! Obwohl, wir hatten eigentlich eh kaum midges. September halt. *juhu*
              It\'s better to remain silent and be thought a fool than to speak out and remove all doubts.
              Thomas Jefferson

              Kommentar


              • Shirkan
                Fuchs
                • 12.09.2002
                • 1901

                • Meine Reisen

                #8
                der Bericht wird immer besser ! *lob*

                siehste Anabelle, noch einer der die Campsite in Rowardenan besser findet ;)

                den Weg vom Urqhuart Castle bis Drumnadrochit hätte man aber locker laufen können (bergab, 30min) *kopfschüttel* ;)
                Ist natürlich scheisse wenn man unterwegs krank wird.

                Ich fand Inverness nicht so toll, war aber auch nur 2-3h dort,
                hab aber vielleicht nicht die Sachen gesehn die du gesehn hast (Kiltmaker Vis. Centre, ...) Fand da Ft. William schöner!

                Mal guckn was du von Oban berichtest, da hatte ich am 1.Abend gegen 20Uhr noch vergeblich versucht ein Bett in der JH zu bekommen und hab dann am Ausgang der Stadt ( noch hinter diesem kleinen Leuchtturm) auf ner Wiese geschlafen und musste extra ne mauer dafür überklettern,
                war dann auf Iona und Mull und am nächsten Tag hatte ich mir dann ein Bett in der JH reservieren lassen. Schön engl. JH wie ich fand.

                Ach ich war übrigens in Inversaid in diesem Hotel und hab dort nebst feinen alten Herrschaften (bestimmt alles schott. Landadel) Sandwichs gefuttert und Cola getrunken

                mfg
                Sebastian, der ab jetzt ein Halbes Jahr in Ulm arbeitet
                mfg
                Sebastian

                --
                Liebe das Leben. Lebe die Liebe.

                Kommentar


                • LuNAtiC
                  Fuchs
                  • 05.06.2002
                  • 1212
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  klang nach einer netten tour

                  alles schön locker... da kann einem selbst ein kleiner husten den spaß nicht verderben

                  Crianlarich nördlich vom Loch Ness
                  ... das solltest du nochmal korrigieren (ganz oben), bevor sich hier andere verplanen hoh:
                  In jedem steckt ein Kapitän Ahab, der an seinem Dämon zugrunde geht.

                  Was ist dein Dämon?

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                  • Scotlandfan
                    Erfahren
                    • 23.06.2003
                    • 499

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Und wieder eine Folge von Anabelles Fortsetzungsroman...

                    @Shirkan: Klar hätten wir nach Drumnadrochit laufen können, wollten wir aber nicht! Inverness ist viiiiiel schöner als Fort Willie (obwohl mir das auch gut gefällt), da musst du dir echt mal mehr Zeit für nehmen! Oban: siehe unten. (Jeremy Inglis ).

                    @ Luna: Was ist denn daran so falsch? OK, vielleicht 11 km nordwestlich vom Loch Ness, aber ist das so ein riesiger Unterschied? Ich denk mal, wer eine Reise plant, wird schon vorher mal ne Karte zur Hand nehmen und nicht das glauben, was so'n doofer Scotlandfan im Forum schreibt... :wink:

                    Tag 9, 11.9.03

                    Wir haben für heute eine Fahrt mit dem Jacobite Steam Train nach Mallaig gebucht, angeblich eine der schönsten Eisenbahnstrecken der Welt. Der Zug fährt um 10:20 h in Fort Willie ab, also können wir lang schlafen und haben genug Zeit, gemütlich an den Bahnhof zu laufen. Ich hab wieder meine Tom Gerhard-Mütze auf, was bei den anderen für Erheiterung sorgt. Jaja, mit mir kann mans ja machen... Die Strecke ist wirklich schön, wenn uns langweilig ist, lachen Siegrid und ich mit dem kleinen Mädchen schräg gegenüber. Wir fahren über das Harry Potter-Viadukt, nur leider wird nix aus nem Foto - wie auch, wenn wir genau drüber sind!?! In Glenfinnan haben wir 20 Min. Pause. Meine 3 Mitreisenden freuen sich über die Zigarettenpause, ich bin enttäuscht, dass man von hier aus das Glenfinnan Monument nicht sehen kann und auch die Zeit zu knapp ist, um hinzulaufen. Mittags um 14 h sind wir dann in Mallaig, wo wir 2 h Aufenthalt haben, bis der Zug wieder zurück fährt. Der Ort gefällt mir und Mela (Nordsee-Fan) total gut, für die andere riecht er einfach nur nach Fisch. Wir beschliessen, essen zu gehen und finden ein goldiges, nicht zu teures Restaurant. Ich ess vorher 1/2 Pint Krabben (in einem Glas serviert, deshalb der Name) und dann Fish & Chips. Merkt man, dass ich auf Meeresfrüchte steh? Das Essen dauert relativ lang und wir haben nur noch 20 Min., bis der Zug wieder fährt. Egal, kaufen wir halt noch Postkarten. Auf dem Rückweg ist die beste Unterhaltung ein Mann im Abteil nebenan, der ständig aus vollem Hals lacht. Er unterhält damit sein ganzes Abteil. Ich find die Lache so genial, dass ich jedesmal mitlachen muss - und damit unser Abteil unterhalt! Den anderen isses schon bissel peinlich, mir aber nicht. So bin ich halt! Zurück in Fort Willie gehen die 3 anderen noch spazieren und in den Supermarkt. Ich brauch nix und geh schon mal ins Hostel, eine heiße Schokolade trinken. Ich geh in unser Zimmer - und das erste, was ich seh, ist Mario, der auf dem Bett sitzt. Waaaaah, freu! Ich mach die Tür weiter auf und da sitzt auch Torsten! Cool, die sind ja schon voll früh da! Mario sagt, dass sie seit frühmorgens ohne Pause gelaufen sind (die letzte Strecke auf dem WHW sind 23 km!) und schon seit knapp 2 h im Ort sind. Sie haben erst das Backpackers nicht gefunden (Torsten meinte ja, sie brauchen keine Wegbeschreibung *grins*) und haben sich im Ort durchfragen müssen. Egal, jetzt sind sie ja da. Wir machen uns eine heiße Schokolade, gehen in die Lounge und erzählen uns gegenseitig, was uns so passiert ist die letzten Tage. Irgendwann kommen auch die anderen 3 heim. Die Leipziger (oder wie ich sie nenn: die 2 liebsten Leipziger der Welt ) gehen noch in den Supermarkt. Später essen wir zusammen und Mario verdrückt doch tatsächlich fast ein ganzes Brot mit Frischkäse und 2 Tomaten (die hab ich ihm geschenkt)! Dann gehen wir in den Pub, wo die beiden Jungs uns die erste Runde ausgeben, weil wir ihnen ein paar Kleinigkeiten geschenkt haben. Wäre nicht nötig gewesen, ist aber nett. Bei der zweiten Runde geh ich mit an die Theke zum tragen helfen. Mario will sich einen Saft bestellen und fragt nach den Sorten. Er versteht den Barkeeper mit seinem Akzent nicht ganz und ich übersetz ihm. Mario überlegt, schaut dann den Barkeeper an und sagt "Ananas". *rofl* Und ich hätte gern Ginger Ale, das gibts nur in Mini-Flaschen. Ich frag den Typ, ob er nicht auch ein großes hat ("big one"). Er lacht und sagt, nen Großen hätte er schon, aber das Ginger Ale gibts nur in kleinen Flaschen. Allgemeine Erheiterung an der Theke... Um 11 macht der Pub zu und wir trollen uns zurück ins Hostel. Dominic lässt beinah seine neue Kappe liegen, aber dank einem kurzen Spurt kriegt er sie dann doch noch wieder.

                    Tag 10, 12.9.03

                    Torsten und Mario praktizieren heute "Work & Travel", wie es Mario nennt. Für 2 Stunden Putzen kann man nämlich kostenlos hier übernachten, das machen die beiden heute (wie Uwe, der Zimmermann vor 2 Jahren). Mela, Siegrid, Dominic und ich gehen ins Städtchen, wir treffen uns dann später mit ihnen. Wir schauen uns das West Highland Museum an, ein nettes Sammelsurium mit viel Material über Bonnie Prince Charlie und die Jakobiten (das interessiert mich ja eh). Und ich kauf mir ein Buch über William Wallace (Braveheart), schmacht! Eigentlich ist Mel Gibson ja voll die Fehlbesetzung gewesen, der echte Wallace war nämlich u.a. für seine überragende Körpergröße bekannt... Wir gehen dann ins "Crofters", wo Siegrid was isst. Und dann fahren wir zusammen mit den Leipzigern in die Ben Nevis Distillery. Ich übersetz den anderen die Führung und hinterher bekommen wir eine Extra-Aufführung des Filmes (den man sich eigentlich vorher anschaut) auf deutsch. Mario und Torsten begleiten uns noch bis zur Bushaltestelle (sie wollen zurück laufen und sich unterwegs ein Schloss anschauen), dann heißt es drücken und Abschied nehmen. Im Hostel leg ich ihnen noch eine lustige Karte aufs Bett, wo wir alle unterschrieben haben. Sie sind umgezogen, Torsten hat das Bett "Claire" im "Brady Bunch Room", das hatte ich vor 2 Jahren 3 Nächte lang! Um 16:30 kommt der MacBackpackers-Bus, mit dem wir nach Oban fahren. Unser Fahrer heißt Paul, trägt einen Kilt und ist total lustig - wenn man seinen Humor versteht. Wir sind z.B. "cheating german bastards", weil Deutschland Schottland im Fußball geschlagen hat. Wir machen im Glencoe Halt, nachdem uns Paul die Geschichte von dem Massaker schon vorher im Bus erzählt hatte. Schade, wir gehen auf keinen Berg hoch, da wirkt das Ganze noch viel mehr... In Oban schlafen wir heute im "Jeremy Inglis Hostel", da kostet die Nacht inkl. Frühdtück nur £ 6,50! Ich hab aus dem Internet einen Stadtplan ausgedruckt, der führt uns sowas von in die Irre (den Hügel hoch...)! Irgendwann finden wir es doch. Jeremy ist sicher schon über 70 und etwas senil, aber unser Zimmer ist nett und sauber, mit uralter Bettwäsche mit Blumenmuster drauf! Süüüüß! Wir gehen noch ein bisschen spazieren und treffen Bert aus Fort William wieder. Zusammen gehen wir in den Pub (bzw. Dominic und ich erst zu einem Fast Food-Takeaway) und lassen den Abend gemütlich ausklingen.

                    Tag 11, 13.9.03

                    Irgendwie hab ich voll schlecht geschlafen heute Nacht. Ich hatte wohl nen Alptraum, nach meinen Schlafgeräuschen zu urteilen. Hm, keine Ahnung, ich fühl mich jedenfalls wie gerädert. Egal, erst mal Frühstück. Die Hostelküche ist genauso groß und sieht aus wie eine normale Küche von einer Wohnung. Es gibt einen Tisch und 5 Stühle. Siegrid und ich bekommen noch 2 freie Plätze, Mela und Dominic kommen später. Man kann (fast) alles frühstücken, was das Herz begehrt: Kaffee, Tee, Cornflakes, Müsli, Frosties, Milch, Brötchen, Scones (süße Brötchen) mit Rosinen, Butter und Marmelade. Und zwar von Jeremy selbstgekochte Marmelade, die ist super lecker! Es ist alles ein bisschen eng, aber gemütlich und die Leute, die hier übernachtet haben, sind auch voll nett. Aber in Hostels trifft man ja eigentlich fast nur nette Leute! Gepackt haben wir schon, also ziehen wir nach dem Essen los. Ich mach noch ein Foto von Jeremy vor seinem Hostel, dann gehts zum Tesco (Supermarkt), wo wir uns mit Trinken für die Busfahrt nach Glasgow eindecken. Wir haben noch ewig Zeit, also ab in die Touri-Info, wie immer. Hier gibts voll gute Prospekte, ich nehm vor allem viel von den umliegenden Inseln mit, bin ja ein Inselfreak. Die anderen wollen noch einen Kaffee trinken gehen, ich bleib hier und geh ins Internet. Nach ner Stunde hab ich genug und treib mich noch ein bisschen am Hafen rum. Die Atmosphäre dort mag ich total, ausserdem riecht alles nach Fisch. Bei einem Imbisswagen kauf ich mir eine kleine Portion Muscheln und eine Hummerschwänze. Lecker! Das finden meine Mitreisenden nicht, die treff ich jetzt nämlich wieder und Siegrid probiert meine Leckereien. Egal, mir schmeckts. Die Busfahrt nach Glasgow dauert 2 h, ich versuch, zu schlafen, aber es klappt nicht. *grummel* In Glasgow bekommen wir am Busbahnhof den Tipp, mit der U-Bahn zu unserem Hostel zu fahren, das ist schneller. OK, aber wo ist die Station? Ich hab einige Prospekte in der Hand, als ich die Leute ansprech und die dachten wohl, ich wollte ihnen was andrehen. Na toll. Mela fragt dann im Starbucks und wir finden sie schlussendlich doch. Uuuuund - das Hostel liegt auf einem Hügel! Naja, wenn die Straße schon "Hillhead" heißt... Das Bunkum Backpackers übersieht man von außen fast, es ist ein normales Wohnhaus in einem alten, viktorianischen Wohngebiet. Das Hostel hat 3 Etagen und unser Zimmer liegt natürlich in der obersten... Wat solls, wir kochen uns was und fahren dann in die Stadt. Die Touri-Info macht schon bald zu, aber einen Plan für das Busnetz holen wir uns doch noch. Irgendwie blöd, die Busse fahren hier fast nur entweder in westliche oder in östliche Richtung, d.h. wenn man von einer Hälfte der Stadt in die andere will, muss man x-mal umsteigen. Wir stürmen noch den Safeway-Supermarkt, dann brüten wir im Hostel über unseren Busplänen, Prospekten und Stadtplänen. Wir werden uns wohl morgen zum Sightseeing trennen.

                    Tag 12, 14.9.03

                    Ich hab wieder schlecht geschlafen. Aber wat solls, heute hab ich ein volles Programm. Siegrid fährt gleich allein los, ich geh erst mit Mela und Dominic in den Hampden Park, das Fußballstadion, wo immer die Nationalspiele stattfinden. Auch wenn ich mich nicht für Fußball interessier, geh ich doch mit. Ich find es schon interessant, mal in einem großen Stadion unten zu stehen, wo sonst die Spieler sind und als Student krieg ich es für die Hälfte billiger! Wir machen die Stadiontour mit und ich übersetz wieder. Der Führer hat einen schweren Glasgower Akzent, aber es klingt lustig. In einem Raum darf man Torschießen und die Geschwindigkeit wird gemessen. Ich schieß über das Tor an die Wand und jemand öffnet die Tür vom Raum dahinter, um zu kucken, was los ist. Ups... Das Museum ist auch ganz interessant und nett gemacht, aber das in Barcelona gefällt mir doch besser. Nach dem Museum trenn ich mich von Mela und Dominic. Ich fahr zum People's Palace, ein Museum für und über die Bürger der Stadt. Dementsprechend steht auch an dem Museum dran "I belong to Glasgow". Es ist schön gemacht, über den Krieg und die Zeit davor und danach wird einiges gezeigt (manches voll schlimm), Alkohol wird verteufelt, das Leben Anfang des 20. Jahrhunderts wird dargestellt, usw. Einen schönen Wintergarten haben die, und der Eintritt ist (wie in fast allen Museen Glasgows) frei. Weil ich grad schon in der Nähe bin, besuch ich den Barras Market, den größten Flohmarkt Europas in dieser Art. Mein Reiseführer warnt vor den Taschendieben und ich seh vielleicht ein bisschen paranoid aus, wie ich unauffällig versuch, gleichzeitig meinen Brustbeutel und meine Kamera festzuhalten, die ich unter meinem Fleece versteckt hab. Ich bin hier in ner üblen Gegend, die Straßen sind dreckig und die Leute sehen aus... Der Flohmarkt selber sieht aus wie die in Florida letztes Jahr, es werden mehr neues Billigzeug und Lebensmittel verkauft als Gebrauchtes. Aber irgendwie gefällt mir die Atmosphäre doch voll gut mit den Verkäufern, die ihre Ware anpreisen ("Two for a poun' ") und den Besuchern auf Schnäppchenjagd. Aber irgendwann reicht es mir und ich muss weg aus dem Arbeiterviertel. Ich fahr zum Provand's Lordship, dem ältesten Haus Glasgows. Schön gemacht, aber es reißt einen nicht vom Hocker. Nur ein Raum: da sitzt mitten in den alten Möbeln eine Wachsfigur wie aus dem Leben damals und eine CD mit sakralen Gesängen läuft. Der gefällt mir am besten. Gegenüber ist das St. Mungo's Religionsmuseum. Ich bin nicht unbedingt religiös, aber der dort gezeigte Film über die verschiedenen Religionen ist ganz interessant, genauso wie die ganze Ausstellung. Aber mein Lieblingsexponat ist das Gemälde "Christus am Kreuz" von Dalí! Das fesselt mich irgendwie! Leider gibt es keine gescheite Postkarte davon und ich trau mich kein Foto zu machen, weil es von Leuten nur so wimmelt. Im Nachhinein ärger ich mich. Wenn ich schon mal da bin, geh ich auch in die Kathedrale. Schön, aber nur ne Kirche halt. Die untere Kathedrale gefällt mir besser als die obere, ist irgendwie stimmungsvoller. Auch der alte Friedhof drumherum ist schön. Das war alles, was ich mir für heute rausgesucht hatte. Auf dem Rückweg bummel ich noch durch den Botanischen Garten, der liegt gleich um die Ecke von unserem Hostel. So warm find ich es nicht, aber die Einheimischen lassen ihre kleinen Kinder in T-Shirt und kurzen Hosen rumlaufen. Die Schotten werden halt schon früh abgehärtet. Im Hostel setz ich mich in den Gemeinschaftsraum und kuck Simpsons. Siegrid ist auch bald da. Ich koch mir was und mach aus Versehen so viel Sambal Oelek dran, dass ich es fast nicht essen kann. Mela und Dominic schicken ne SMS: sie sind in nem Pub neben der U-Bahn-Station, ob wir auch kommen? Wir kommen! Um 11 macht der zu, also Hügel hoch und ins Bettchen.

                    ***und der letzte Teil kommt auch bald***
                    It\'s better to remain silent and be thought a fool than to speak out and remove all doubts.
                    Thomas Jefferson

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                    • Shirkan
                      Fuchs
                      • 12.09.2002
                      • 1901

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Zitat von LuNAtiC
                      Zitat von Scotlandfan
                      Crianlarich nördlich vom Loch Ness
                      ... das solltest du nochmal korrigieren (ganz oben), bevor sich hier andere verplanen hoh:
                      Crianlarich liegt höchstens oberhalb vom Loch Lomond ;)
                      Luna hat schon recht!

                      war das schon der ganze Bericht ?
                      mfg
                      Sebastian

                      --
                      Liebe das Leben. Lebe die Liebe.

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                      • Scotlandfan
                        Erfahren
                        • 23.06.2003
                        • 499

                        • Meine Reisen

                        #12
                        Nee, die letzten 5 Tage fehlen noch! Da bin ich gerade am tippen, bitte um ein bisschen Geduld. Aber um die Wartezeit zu überbrücken, hier mal ein paar Bilder.


                        Aus dem Zug raus fotografiert, in der Nähe von Mallaig (ich glaub Loch Eilt)


                        Mallaig. Ich liebe solche Küstenorte!


                        Ein Friedhof in Fort William


                        Mario hört ganz interessiert dem Führer in der Ben Nevis Distillery zu


                        Glencoe


                        Die Hafenpromenade von Oban bei Nacht


                        Jeremy Inglis vor seinem Hostel


                        Eine Fähre von Caledonian MacBrayne läuft gleich in Oban ein


                        Meine Muscheln und Hummerschwänze - lecker!!!


                        Glasgow City Chambers und der George Square


                        Glasgow Central Station und ein schöner Pub


                        Das Fußball-Nationalstadion Hampden Park von außen...


                        ...und von innen


                        Meine Freundin Melanie vor der Kommentarwand


                        Der Wintergarten im Museum People's Palace


                        Der Flohmarkt "The Barras"


                        Rentner bei ihrem sonntäglichen Schwätzchen


                        Im Museum "Provands Lordship"


                        Dalís "Christus am Kreuz" (aus dem Internet)


                        Die Kathedrale von Glasgow von außen - makaber, was?
                        It\'s better to remain silent and be thought a fool than to speak out and remove all doubts.
                        Thomas Jefferson

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                        • boehm22

                          Lebt im Forum
                          • 24.03.2002
                          • 8236
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Hi Anabelle,
                          schöne Bilder, nun warte ich nur noch auf den Rest Deines Berichtes.
                          Viele Grüße
                          Rosi

                          ---
                          Follow your dreams.

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                          • Scotlandfan
                            Erfahren
                            • 23.06.2003
                            • 499

                            • Meine Reisen

                            #14
                            So, hier ist der Rest!

                            Tag 13, 15.9.03

                            Wir fahren heute früh nach Edinburgh, damit wir noch was vom Tag haben. Aber zuerst statten wir noch dem Glasgower Transportmuseum einen Besuch ab. Das ist nicht so weit (find ich), also überzeug ich meine Mitreisenden, dass wir hinlaufen. Wir kommen an der Uni vorbei, die ist in einem total schönen alte Gebäude. Hier zu studieren muss echt schön sein, gleich nebenan ist der Kelvingrove Park. Am anderen Ende des Parks ist die Art Gallery, die aber leider bis Februar 2006 geschlossen ist. Egal, ich mach trotzdem ein Foto von außen. Außerdem gibt es ja noch das Transportmuseum. Wir dürfen unsere Rucksäcke bei den netten Museumswärtern am Eingang hinter dem Schreibtisch abstellen, da können wir uns gleich freier bewegen. Mir haben es besonders die Oldtimer-Autos und die Schiffsmodelle angetan. Siegrid und ich stehen grade vor einem Messerschmitt und einem Gogomobil, da kommt noch so einer von den netten Museumswärtern und spricht uns an. Er erklärt uns woher das BMW-Symbol kommt: die haben nämlich früher Sachen für die Luftfahrt hergestellt und der viergeteilte Kreis von heute symbolisiert einen Propeller, die Anfänge von BMW. Und noch was Interessantes hat er zu erzählen: heute kann man ganz billig einen BMW besitzen. Nach dem 2. Weltkrieg haben nämlich die Russen viele Maschinen mitgenommen, mit denen Autos und so produziert wurden. Daheim in Russland haben sie die weiter benutzt, aber nicht für Autos, sondern für etwas, das dringender gebraucht wurde - Bratpfannen! Also haben heute viele einen "echten BMW" daheim, ohne es zu wissen! Ich find die Geschichte cool!
                            So, jetzt aber genug für die Bildung getan. Wir holen uns einen Starbucks-Kaffee und dann fahren wir mit dem Bus nach Edinburgh. Dort führt uns unser erster Weg wieder in die Touri-Info, kostenlose Stadtpläne abstauben. So finden wir auch unser Hostel, das High Street Hostel, ganz leicht. Und wieder geht es den Hügel hoch, meine Mitreisenden fühlen sich mittlerweile echt schikaniert von mir! Was kann ich dafür, Schottland ist halt kein flaches Land... Das Hostel ist superschön, direkt neben der Royal Mile, in einem Gebäude aus dem Jahr 1600! Leider haben wir wieder getrennte Zimmer, aber Dominic nimmt das mittlerweile locker. Siegrid und ich gehen noch in das supersüße Museum of Childhood, bevor es schließt - ist ja nur 100 m (oder so) die Straße runter. Hier merken wir, wie alt wir mittlerweile doch schon sind - in der Ausstellung mit den Glanzbildern nämlich, die haben wir als Kinder selbst noch gesammelt... Danach bummeln wir noch ein bisschen die Royal Mile hoch und kucken Schaufenster. Da treffen wir Bert wieder (den aus Fort William und Oban), der ist mit einem Asiaten unterwegs. Vielleicht will er später mal bei uns vorbeischauen, aber so wild bin ich ehrlich gesagt nicht drauf. Bert ist ganz nett, aber eher langweilig, ich hab irgendwie kein Gesprächsthema mit ihm. Siegrid und ich gehen noch in den co-op, und wen treffen wir da? Paul, unseren Busfahrer von MacBackpackers! Und ich find endlich meine heißgeliebten Crumpets, die echten, nicht diese Pfannkuchendinger!!! Wir gehen zurück ins Hostel, da bleiben wir auch den Rest vom Abend. Pub muss ja nicht jeden Tag sein! Wir kochen uns jeder was und schreiben Postkarten. Als ich mir eine heiße Schokolade in der Küche mach, ist so ein netter Typ auch grad dabei. Ich glaub er ist ein bisschen schüchtern, aber als ich ihn anlächel, schenkt er mir ein bisschen Zimt für meine heiße Schoki. Schmeckt echt gut!

                            Um 4 h nachts, als wir schon selig schlummern, kommen unsere beiden schwedischen Zimmerkumpaninnen total besoffen ins Zimmer und machen Radau. Irgendwann reicht es mir und ich motz die beiden an. Und schon ist Ruhe... *zzz*

                            Tag 14, 16.9.03

                            Ein Grund, warum ich mich für das Hostel von MacBackpackers entschieden hab (außer den süßen Bildern im Internet) war die kostenlose Stadtführung, die hier angeboten wird. Um 10 h geht es los. Meine 3 Mitreisenden haben da keine Lust drauf, sie wollen lieber shoppen gehen. Also geh ich allein mit. Unser Führer Jamie ist ein lustiger kleiner Schotte mit Lachfalten an den Augen und einer Menge Hintergrundwissen über Edinburgh. So eine Stadtführung lässt sich echt nicht vergleichen mit einem Spaziergang auf eigene Faust mit dem Buch in der Hand! Die Führung dauert fast 2 Stunden und geht über die ganze Royal Mile, vom Palace of Holyroodhouse bis hoch an das Edinburgh Castle. Dort verabschiedet sich Jamie dann von uns und ich geh erst mal zurück ins Hostel - es regnet und ich hab nur den Fleece an. Im Zimmer ist die eine von den Schwedinnen, die entschuldigt sich 100.000 Mal bei mir wegen heute Nacht. Sie haben einen netten Typ kennengelernt und im Aufenthaltsraum Wein getrunken, da konnten sie dann nicht mehr so leise sein. Ich bin schon längst nicht mehr sauer (war ich eigentlich nie) und wir unterhalten uns nett. Aber ich will ja noch was sehen, also zieh ich wieder los. Zuerst geh ich in die Kathedrale, in meinem Reiseführer wird nämlich die angebaute Thistle Chapel so gelobt. Und wirklich, sie ist wunderschön! Ich steh grad mit offenem Mund ganz alleine da und staune, da kommt die Frau vom Postkartenstand am Eingang lächelnd auf mich zu: "Oh, ganz alleine hier? Genießen Sie es, das kriegt man so gut wie nie!" Bilder können das gar nicht widerspiegeln. Anschließend geh ich die Straße runter zum Museum People's Story, das im ehemaligen Zollhaus untergebracht ist. Es wird gezeigt, wie die Leute früher lebten. Ganz schön beengt. Die Reichen und die Armen lebten in einem Haus, die Reichen in den mittleren Etagen. Dann mussten sie weder zu viele Treppen steigen (anstrengend) noch wohnten sie unten, wo man (mit dem Ruf "Gardey loo!") die Nachttöpfe auf die Straße ausleerte. Das Personal schlief auf der Treppe, um immer in Rufnähe zu sein. Ich will ja eigentlich auch gern das Schloss von innen sehen, also wieder den Hügel hoch. Dort steht ein Schotte im Kilt und blau angemalt im Gesicht. Ich unterhalt mich mit ihm, er verkleidet sich schon seit Jahren als William Wallace und lässt sich gegen eine Spende von Touristen fotografieren. Das Geld spendet er der Kinderkrebshilfe. Gute Sache, das muss man unterstützen, ich spende £ 1 und mach auch ein Foto. Als ich mich rumdreh und gehen will, ruft er "STOP!". Ich erschreck total, aber er will nur meine Haare anfassen und bewundern. Das Schloss kuck ich mir doch nicht mehr an, da stehen mir zu viele Leute an. Ich glaub ich flieg irgendwann mal ein paar Tage nur nach Edinburgh und schau mir alles an, laut Jamie sollte man einen ganzen Tag für das Schloss einplanen! Auf dem Weg wieder den Berg runter schau ich zufällig nach links durch eine von den kleinen closes (Gassen) und hab voll die schöne Sicht auf das Scotts Monument! Mittlerweile ist es schon weit nach Mittag und ich hab langsam Hunger. Gestern auf dem Weg zum co-op hab ich ein Schild gesehen mit Werbung für ein chinesisches Buffet-Restaurant, mit £ 5,50 ist das nicht viel teurer als McDonalds und leckerer obendrein! Also nix wie hin. Ich ess fast nur Gemüse und zum Nachtisch Obstsalat, danach hatte ich richtig Heißhunger und in Schottland ist Frisches ziemlich teuer. Als ich gerade wieder gehe, spricht mich draußen eine Asiatin an. "Haben Sie hier gegessen? War es gut?" Ich bin ein bisschen perplex und frag, warum sie das wissen will. Sie hat eine Busrundfahrt mitgemacht und der Fahrer hat gesagt, dass dieses Restaurant früher eine Teestube war. Sie geht rein und fragt die Besitzer, ich bin neugierig und warte. Und tatsächlich: ich hab dort gegessen, wo J.K. Rowling "Harry Potter" geschrieben hat und wusste es nicht!!! Nach dieser Überraschung geh ich zurück ins Hostel. Nach und nach kommen Siegrid, Mela und Dominic zurück. Siegrid und ich haben keine Lust auf Pub, die beiden anderen gehen aber trotzdem, Fußball (VfB Stuttgart - Rangers) kucken. Wir trinken dafür einen Frappucchino bei Starbucks und machen danach einen Spaziergang durchs wunderschöne nächtliche Edinburgh, das ist echt atemberaubend! Ich find, man kann Glasgow mit Mannheim vergleichen (gut zum einkaufen, Fußgängerzone, Industrie) und Edinburgh mit Heidelberg (Schloss auf dem Berg, schöne Altstadt, viele Touris). Im Hostel unterhalten wir uns noch lange mit James und Julie, ein paar Australiern. Die sind auf Weltreise und wollen im Winter nach Deutschland. Ich schreib ihnen ein paar nützliche Sätze in Lautschrift auf (wie "Entschuldigung, ich spreche kein Deutsch") und sie lesen uns dafür Sachen aus ihrem Rough Guide-Sprachführer vor. Hey, da stehen Sachen drin wie "Berühr meinen *zensiert*", boah!

                            Tag 15, 17.9.03

                            Mela und Dominic fahren heute schon früher als Siegrid und ich zurück nach Glasgow. Mich zieht es noch nicht zurück dorthin, Edinburgh ist viel schöner. Siegrid und ich gehen zusammen ins Edinburgh Dungeon, eine witzige, aber stellenweise schon gruselige Show, ähnlich wie das in London. Ich erschreck nur einmal richtig, ganz am Anfang - und zwar im Dunkeln vor unseren eigenen Spiegelbildern! Sowas blödes! Von einem Richter werd ich beschuldigt, völligst besoffen und nackt durch die Princes Street gewankt zu sein und mich dann an das Schaufenster bei McDonald's gedrückt zu haben, wo unschuldige Kinder gerade ihr Happy Meal verzehrt haben. Natürlich hab ich mich schuldig bekannt. Ich hab mir meinen Fleece umgebunden und Siegrid hält sich die ganze Zeit dran fest und läuft nur Zentimeter hinter mir. Teuer ist der Eintritt schon, aber meiner Meinung nach 1.000 Mal besser als z.B. ne Geisterbahn auf dem Backfischfest. Am Eingang wird ein Foto von uns gemacht, wo ich Siegrid köpfen will. Sie schreit und ich kuck so richtig fies - genial, das kaufen wir uns jeder! Wieder heil draußen gehen wir zu so einem Touri-Nepp-Laden auf der Royal Mile, ich hab meinem guten Freund Arno versprochen, ihm einen nachgemachten Kilt mitzubringen (für die Fastnacht). Er will max. € 75,- sowas ausgeben und weil die Fake-Kilts gerade runtergesetzt sind, hab ich auch noch Geld, um ihm eine passende Mütze und einen Leder-Sporran zu kaufen. Der wird sich freuen! Ich wusste nicht genau seine Größe, also musste der junge Verkäufer für uns Model spielen. Hat er gemacht, obwohl er zuerst verschämt gemeint hat, er hätte sich die Beine nicht rasiert. Siegrid hat für Paul (auch ein Freund) auch einen Sporran gekauft und weil wir so viel Geld dort ausgegeben haben, hat der nette Verkäufer uns noch ein paar Zuckerstangen geschenkt. Jetzt ist es aber langsam Zeit, wir holen unsere Rucksäcke aus dem Hostel und fahren zurück nach Glasgow. Dort nehmen wir nicht die U-Bahn, sondern den Bus zum Hostel - was mir zum Verhängnis wird! Ich hab die Trekkingstöcke und das Zelt unten quer am Rucksack festgeschnallt und rein komm ich damit auch super in den Bus. Aber als er dann hält, komm ich nicht mehr raus, ich bleib immer hängen! Der ganze Bus inkl. Fahrer lacht, Siegrid ist schon draußen und lacht auch. Irgendwann erbarmt sich dann ein Inder und hilft mir. Peinlich... aber ich muss trotzdem mitlachen. Als der Bus weiter fährt, winken sie mir alle und ich wink zurück. Wir haben im Bunkum das gleiche Zimmer wie vorher schon und wir belegen auch wieder die gleichen Betten. Wir statten Safeway noch einen Besuch ab, dann kochen wir und warten auf Mela und Dominic. Später gehen wir alle zusammen in den Pub, das Spiel Bayern München - Glasgow Celtic schauen. Coole Atmosphäre da, lauter junge Leute. Man merkt genau, dass der eine ein Rangers-Fan ist, als das erste Tor für Bayern fällt, jubelt er. Er ist der Einzige im ganzen Pub, wir sind für Celtic (bzw. ich für niemanden). Als das Spiel sich dem Ende zuneigt, kommen auch immer mehr Mädels in den Pub, alle so 15-17 Jahre alt. In Glasgow ist es zur Zeit Mode, sich anzuziehen wie in den 80ern, mit Stulpen und so. Und bei den Mädels werden die Röcke immer kürzer. Bei einer geht er gerade über den Po, hinsetzen kann die sich damit gefahrlos nicht. Das Spiel ist fertig und die Leinwand fährt hoch - jetzt verwandelt sich der Pub in eine Disco mit megalauter Musik. Das reicht, wir gehen. Vor dem Hostel rauchen die anderen noch eine und wir unterhalten uns. So nach und nach kommen ein paar der anderen Gäste zurück und wir stellen fest, wie viele Deutsche es hier gibt. Wir stehen irgendwann zu siebt auf der Treppe und unterhalten uns, bis wir merken, wie spät es ist. Siegrid fliegt morgen schon heim, die ist schon im Bett, aber auch für uns andere wird es langsam Zeit.

                            Tag 16, 18.9.03

                            Als wir aufwachen, ist Siegrid schon weg, sie wollte schon um 7 h sowas los. Ich frühstück erstmal gemütlich, bis dahin sind auch Mela und Dominic aus den Kojen gekrochen. Die beiden wollen irgendwo richtig schottisch frühstücken und danach das 3. Fußballstadion anschauen, das es in Glasgow gibt. Also trennen sich unsere Wege wieder. Ich kauf mir ein Tagesticket für den Bus und fahr zum Victoria Park, wo ich Fossil Grove sehen will, lauter versteinerte Bäume. Ich bin um kurz vor 11 h da, das Museum macht aber erst um 12 auf. Nee, so lang wart ich nicht, es regnet und Unterstellmöglichkeiten gibt es hier keine (unter den Bäumen im Park bleibt man auch nicht trocken). Also nehm ich den nächsten Bus und bin weg. Über ein paar Umwege fahr ich zum "Gürteltier" (Glasgow Royal Concert Hall) und dem Science Centre SECC, aber auch dafür soll man sich länger Zeit nehmen und ich verschieb das auf meinen nächsten Urlaub. Außerdem nieselt es ununterbrochen und ich hab eigentlich keine Lust zu gar nix mehr. Also fahr ich zurück ins Hostel. Dort sitz ich bei einem Tee im Aufenthaltsraum, als unser Zimmerkollege Philip reinkommt, der stand gestern auch auf der Treppe dabei. Ich unterhalt mich mit ihm, aber der redet über alles so herablassend. Voll das Würstchen, aber bildet sich Wunder was auf sich ein, das kann ich gar nicht leiden! Ich erzähl ihm vom SECC und, dass ich das gern gesehen hätte, da meint, er "Ach, sowas in der Art hab ich doch schon hundertmal gesehen." Und das sagt über alles, seien es Kirchen, Museen, Schlösser... egal. Warum fährt der dann überhaupt noch in Urlaub. Irgendwann kommt endlich Mela und wir lassen ihn grad sitzen. Den Rest vom Nachmittag verbringen wir mit gammeln, Rucksack packen, Simpsons kucken (es gibt einen Fernseher in der Lounge), kochen, ich les "The Broons", eine schottischen Comic, usw. Dominic kuckt noch einen Actionfilm, Mela und ich gehen nacheinander ins Zimmer noch ein bisschen lesen. Als Domini kommt, wollen wir eigentlich das Licht ausmachen, von unserem Zimmer sind alle schon da. Und was ist? Der blöde Philip will noch sein Kapitel (4 Seiten!!!) fertig lesen und lässt das Licht noch eine halbe Stunde an. Wenn der Angeber halt unbedingt "Das Netz" auf spanisch lesen muss...

                            Tag 17, 19.9.03

                            Besondere Mühe, leise zu sein, geben wir uns nicht beim Aufbruch - soll Philip ruhig aufwachen. Mist, der fliegt auch noch im gleichen Flugzeug heim wie wir. Aber er nimmt den Bus, wir den Zug. Wir frühstücken in Ruhe und fahren dann früher als nötig mit der U-Bahn zur Central Station. Das haben wir extra so geplant, wir wollen nämlich noch einen letzten Frappucchino bei Starbucks trinken! Die Zugfahrt, das Warten am Flughafen und der Flug (wir haben so getan, als hätten wir Philip nicht gesehen, deshalb saß er auch nicht bei uns ) waren sowas von unspektakulär, darüber muss ich nix schreiben. Um kurz vor 15 h sind wir wieder auf heimischem Boden. Meine Mutter und mein kleiner Bruder Nick holen mich ab, Mela und Dominic fahren erst noch an den Donnersberg zu Dominics Familie. Und daheim warten auf uns schon 4 Tage Winzerfest, juhu!

                            *ENDE*
                            It\'s better to remain silent and be thought a fool than to speak out and remove all doubts.
                            Thomas Jefferson

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                            • Shirkan
                              Fuchs
                              • 12.09.2002
                              • 1901

                              • Meine Reisen

                              #15
                              ist schon nicht schlecht, wenn man zu der Zeit in Schottland weilt, inder 3 Fussballspiele zw. Deutschen und Schottischen Mannschaften steigen

                              ich war auch in einem BackpackerHostel in einer Querstraße der Royal Mile, hatte mindestens 4 Etagen und war glaube mit gemischten Zimmern (Männlein-Weiblein in einem Zimmer), alle Wände waren bunt gesprayt!

                              ich denke man kann das Edinburgh Castle auch bequem in nem halben Tag anschauen, hab mir so ein Führung auf Cassette gegönnt (man bekommt da Kopfhörer und nen Walkman und bekommt dann zu allen Sights im Schloss ne Erklärung) --> ich war dann vielleicht max. 3h dort drin!

                              wenn du nochmal nach Glasgow fährst, dann im August während des großen Festivals --> dann finden IMO auch die bekannten Military Tatoo-Vorführungen statt

                              ansonsten nochmal Lob für den netten Bericht, vielleicht an manchen Stellen zu umfangreich ;) aber ich könnte mich bei sovielen Erlebnissen auch nicht kürzer fassen 8)

                              mfg
                              Shirkan
                              mfg
                              Sebastian

                              --
                              Liebe das Leben. Lebe die Liebe.

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                              • boehm22

                                Lebt im Forum
                                • 24.03.2002
                                • 8236
                                • Privat

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                                #16
                                Hi Anabelle,
                                danke für den langen Bericht.

                                He, ich will auch einen Frappuccino bei Starbucks trinken - leider gibts die in Süddeutschland immer noch nicht.
                                Viele Grüße
                                Rosi

                                ---
                                Follow your dreams.

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                                • Jens
                                  Fuchs
                                  • 09.06.2002
                                  • 1575

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  OT: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,268367,00.html
                                  - - - User out of order - - -

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                                  • boehm22

                                    Lebt im Forum
                                    • 24.03.2002
                                    • 8236
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    OT:
                                    Hi Jens,
                                    danke für den interesanten Link.
                                    Viele Grüße
                                    Rosi

                                    ---
                                    Follow your dreams.

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