[DE] Allgäuer Alpen- Heilbronner Weg

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Tom
    Erfahren
    • 09.08.2003
    • 169

    • Meine Reisen

    [DE] Allgäuer Alpen- Heilbronner Weg

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Deutschland
    Region/Kontinent: Mitteleuropa

    @ Rosi: Here we go!

    Rosi hat's vorgeschlagen- ein kleiner Bericht über meine Wanderung auf dem Heilbronner Weg vom 1. bis 3. September... eigentlich fing das ganze schon n paar Tage vorher an...

    Seit ich vom Kungsleden zurück war hatte mich das Wanderfieber vollends gepackt, bloß- wohin? Wie immer war um mich rum keiner zu was zu bewegen, da musste ich halt (wieder mal) alleine los... denn nach dem letzten Desaster mit Reispartner-Suche bin ich von solchen Dingen geheilt, aber das war ne andre Geschichte! (Gell, Crautz, ich sag bloß H...!)

    Gut, also stöbere ich in meinem Alpenbuch und stoße auf den Heilbronner Weg, hört sich nicht schlecht an und ist alleine auch gut machbar. Auf Rosi's Seite stoße ich noch auf einen Reisebericht von ihr über den Heilbronner, und der hat mich dann vollends überzeugt. Ins Wanken gerät dieser Entschluss dann erst Sonntag abend, Montag soll's eigentlich losgehn, aber ein Kumpel meint es wäre wettertechnisch besser noch zu warten, aber dazu hab ich leider keine Zeit mehr...

    Montag, 1.9.03
    Nach einer kurzen Nacht stehe ich um 7.00 Uhr auf und setze mich erstmal vor den Computer, um den Wetterbericht vom Alpenverein abzuchecken. Nicht gerade erbaulich, aber besser als gedacht. Heute noch vereinzelt Schauer, aber dann langsame Wetterbesserung. Das passt, denke ich, und fange an zu packen. Um halb zehn geht's dann endlich los auf die 3stündige Fahrt nach Oberstdorf.
    Dort angekommen stelle ich mein Auto auf dem Schulparkplatz ab (Geheimtipp- der ist noch nicht gebührenpflichtig, während den Ferien- wie sonst alles in Oberstdorf) die Sonne scheint ab und zu mal und ich beeile mich, den nächsten Bus nach Birgsau um halb zwei noch zu kriegen, der nächste fährt nämlich erst ne Stunde später...
    Um 14 Uhr starte ich von Birgsau Richtung Einödsbach, übrigens die südlichste Siedlung Deutschlands. Die Berge sind verhangen, aber das macht im Grunde erstmal nichts, da ich sowieso nur noch zur ca. 3 ½ Stunden entfernten Rappenseehütte aufsteigen will. Der eigentliche Heilbronner Weg steht erst morgen auf dem Programm. Ich erwische mich selbst dabei, wie ich den Berg hochrenne, ohne irgendwelche Eindrücke aufzunehmen. Das macht wohl auch die lange Autofahrt- ich brauch’ Bewegung! Nach einer sehr knappen Rast (es wird immer kälter und fängt langsam an zu regnen) mache ich mich wieder auf und komme schon um 16.45 Uhr bei der Rappenseehütte an. Nur gerannt! Es wird recht voll, und ich war noch nicht der letzte auf dem Weg! Aber die „Hütte“ ist ganz schön (und groß) und die Lager auch. Ich gönne mir erstmal den Luxus einer warmen Dusche (3 Minuten warmes Wasser für 2.50 Euro) und genieße dann noch die Sicht ins Tal durch die wieder mal aufreißenden Wolken. In der Gasstube lerne ich eine Gruppe Dortmunder kennen und wir haben einen netten Abend zusammen. (Auch wenn der „Willi“ in der Rappenseehütte ohne Birne serviert wird...) Inzwischen hat es draußen angefangen zu schneien, es wird richtig kalt und ein wenig Winter-Stimmung macht sich in der Gaststube breit. Draußen Schnee, drinnen behagliche Wärme, ein Schnäpschen... nur leider sehen die Aussichten für den nächsten Tag gar nicht mehr so rosig aus... Schnee auf die ohnehin vereisten Stellen, der Hüttenwirt meint den „Heilbronner“ könne man morgen wohl vergessen... und mit diesen unsicheren Aussichten kehrt um 10.00 Uhr langsam Hüttenruhe ein, unterstützt durch die Ohrstöpsel, an die ich in Oberstdorf gerade noch gedacht hatte...


    Dienstag, 2.9.03
    Nach einer- trotz Ohrstöpseln- fast schlaflosen Nacht (tausend Sachen gingen mir wohl durch den Kopf), stehe ich schließlich um 6.30 auf. Die Sonne scheint, draußen ist es aber ziemlich kalt... -1 Grad und es liegt eine dünne Schneedecke. (Hatten wir nicht gerade erst 40 Grad im Schatten?!) Trotzdem scheinen die Aussichten plötzlich wieder um ein Vielfaches besser zu sein. Andere Aussichten sind da eher miserabel: In der Eile des Rucksack-Packens habe ich meine Handschuhe zu Hause liegen lassen. Das wird ein Spaß mit den teilweise vereisten Drahtseilen...
    Warten ist angesagt, bis auch die höheren Berge langsam aus den Wolken auftauchen.
    Um halb 9 mache ich mich schließlich auf den Weg, mit „nur“ ein paar Dutzend Wanderern vor mir, die ich beim Aufstieg alle langsam aber sicher überhole... Schon wieder diese Rennerei! Die Aussicht ist (noch) fantastisch und die leicht überzuckerten Berge glänzen im Morgenlicht. Hinter uns türmen sich wieder die Wolken, trotzdem mache ich den kurzen Abstecher über das Hohe Licht (2651m) (den Rucksack kann man bei nem Überhang unweit vom Hauptweg zurücklassen) und genieße den Blick hinab ins Lechtal, bevor sich um mich herum alles zuzieht und es wieder zu schneien anfängt. Erst nach 1 ½ Stunden reißt die Wolkendecke wieder auf, der schönste Teil des Heilbronner Weges, am Grad entlang, liegt da allerdings schon hinter mir. Wieder scheint für zehn Minuten die Sonne, dann zieht’s wieder zu. Aber es hat auch was, bei schönem Wetter kann das ja jeder, denke ich mir.
    Jetzt übers Waltenberger Haus abzusteigen kommt nicht in Frage, schließlich könnte sich das Wetter ja jeden Moment zum Guten wenden... nur leider tut es das nicht und der Sonne-Wolken-Mix (mit 95 % Wolkenanteil) geht weiter, bis ich schließlich mein Tagesziel, die Kemptener Hütte erreiche. Dort leg ich mich im Matratzenlager erstmal flach.
    Für den nächsten Tag sagt der Wetterbericht schönes Wetter voraus... war ja klar. Schönes Wetter und ich will eigentlich nur noch absteigen nach Spielmannsau und wie geplant heimfahrn...?! Kommt nicht in Frage! Am Abend in der Gaststube (die eigentlich eher wie eine richtige Wirtschaft aussieht) sitze ich bei drei Bochumern am Tisch... Willi, Enzian und Obstler (Nein, das sind nicht deren Namen, obwohl man's hätte meinen können...!) rühr’ ich so schnell nicht mehr an...


    Mittwoch, 3.9.03
    Um 7.00 Uhr ist der Himmel tatsächlich klar und die Sonne scheint auf die oberen Hänge. Nach einem kurzen Frühstück geht’s los, wieder den Berg rauf und zurück auf den Heilbronner Weg, diesmal allerdings mit Aussicht (Der Hochvogel lässt grüßen!). Seltsamerweise erkenne ich den Weg kaum wieder, jetzt, wo’s Wetter schön ist und so macht’s auch nix aus, den Teil des Heilbronner Wegs ein zweites Mal zu gehen. Leider ist die Fernsicht auch heute nicht so gut, ziemlich viel Dunst und der Nebel steigt auch langsam aus den Tälern auf. Aber im Vergleich zum Vortag genial. Direkt neben dem Weg grast eine kleine Herde Steinböcke und Gemsen sind auch einige unterwegs. Allein das ist’s wert denke ich mir, und schieße gleich mal x Fotos. Schneller als erwartet erreiche ich die Mädelegabel, gleichzeitig mit drei anderen Wanderern, die ebenfalls rauf wollen. Der Aufstieg ist nicht ganz so leicht zu finden, laut Karte geht’s ein Stück über ein Schneefeld und dann rechts ab und den Ostgrad hinauf. Ich bin heute wohl der erste, der rauf will und gehe nach einer Weile einfach mal da lang, wo ich laut Karte den Weg vermute. Erst oberhalb des Schneefeldes treffe ich wieder auf Markierungen, der eigentliche Weg zweigt schon ein Stück weiter vorne vom Heilbronner ab, wie ich von oben sehen kann. Der Aufstieg ist auch hier recht einfach, der Weg ist markiert und eine halbe Stunde später stehe ich schon am Gipfelkreuz. Richtung Bayern werde ich mit einer genialen Aussicht belohnt, vor mir die Trettachspitze, ein freistehender Kletterberg, Oberstdorf und Berge Berge Berge... Richtung Österreich ist mittlerweile leider der Hochnebel aufgestiegen und macht wieder mal alles dicht. Schade. Kurze Zeit später tauchen auch die drei anderen Wanderer auf. Eine Stunde verbringe ich oben. Beim Abstieg begegnen mir mindestens 10 Leute. Ein Glück, dass ich so früh dran war. Unten ist die Sicht etwas besser, es klart wieder auf (hatten wir das nicht schon mal...?). Nach dem Schneefeld ist es nicht mehr weit zum Waltenberger Haus. Ich genieße das sich langsam eröffnende Bergpanorama noch mal, schieße noch ein Selbstauslöser-Foto von mir mit dem Schwarzmilzferner (Schneefeld) und der Mädelegabel im Hintergrund und steige dann um ein Uhr über die Bockkarscharte ab zum Waltenberger Haus. Gott sei Dank ist das Wetter schön, bei Regen oder Schnee diese steilen Serpentinen über loses Geröll runter zu kraxeln erscheint mir nicht gerade verlockend. Nach kurzer Rast geht’s dann weiter, immer noch über Serpentinen runter ins Tal, es wird grüner, der Bach rauscht unten und eine Stunde später stehe ich wieder vor dem Gasthof in Einödsbach, wo meine kleine Tour angefangen hatte. Um 16.00 fährt ein Bus ab Birgsau, wie ich höre und laufe los. Nach 20 Minuten komme ich- gerade noch rechtzeitig dort an und nehme den sich immer weiter füllenden und zum Schluss aus allen Nähten platzenden Bus nach Oberstdorf. Zum Glück- mein Auto steht noch da, ein guter Parkplatz also (es waren ja auch grad Schulferien :wink: )
    Bei Freunden in Akams gönne ich mir noch eine heiße Dusche und einen genialen Blick auf die von mir gerade erwanderten Berge und fahre mit zwei Tassen Kaffee intus um halb acht los. Das Allgäu ist auch ne Wochenendtour wert. Bald!

    Generell fand ich den Heilbronner Weg als Alpen-Einsteiger perfekt zu gehen (Wege sind markiert, schwierigere Stellen mit Drahtseilen gesichert- perfekt, ging am Ende auch ohne Handschuhe ganz gut...). Man wandert fast die ganze Zeit entlang des Allgäuer Hauptkammes und ist ziemlich hoch oben. Bei richtig klarem Wetter ist das sicherlich noch viel schöner, als es sowieso schon war.
    Auf den Hütten lernt man schnell Leute kennen, aus diesem Grund hab ich mich auch entschieden, kein Essen (außer für unterwegs) mitzunehmen und ansonsten eben auf den Hütten zu essen. Ist zwar teuer, gibt aber Gelegenheit mit anderen ins Gespräch zu kommen (und lustige Abende zu verbringen...) Allein ist man auch unterwegs kaum, ist eben ein ziemlich bekannter, manche würden sagen überlaufener Höhenweg.
    Da die Hütten bewirtschaftet sind gibt es, meines Wissens, keine Möglichkeit zur Selbstversorgung. Vielleicht ist’s auch mal ganz gut, das Zeug zu Hause zu lassen und damit auch gut Gewicht zu sparen...





    http://www.rappenseehuette.de
    http://www.kemptner-huette.de

    Gruß Tom
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 06.11.2011, 21:13. Grund: Reisecharakter eingestellt
    ... lasse deine Gedanken in die Nähe des Nordsterns gleiten...

  • boehm22

    Lebt im Forum
    • 24.03.2002
    • 8237
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    Hi Tom,
    schöner Bericht - und eine Super-Idee den Heilbronner in zwei Tagen gleich zweimal zu laufen.

    Mit der Verpflegung in den Hütten warst Du vermutlich besser dran - war schließlich kalt und ungemütlich da oben in den Bergen.
    Viele Grüße
    Rosi

    ---
    Follow your dreams.

    Kommentar


    • Flachlandtiroler
      Freak
      Moderator
      Liebt das Forum
      • 14.03.2003
      • 28995
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      Re: Allgäuer Alpen- Heilbronner Weg <Bericht>

      Hallo Tom,

      schöner & persönlicher Bericht. Das Thema alleine Losziehen hat mich auch berührt, wär' mir schon einen eigenen Thread wert.

      Zitat von Tom
      Nach einer kurzen Nacht stehe ich um 7.00 Uhr auf und setze mich erstmal vor den Computer, um den Wetterbericht vom Alpenverein abzuchecken.
      Den gibt's übrigens immer nachmittags frisch, morgens steht da kein neuer.
      Dort angekommen stelle ich mein Auto auf dem Schulparkplatz ab (Geheimtipp- der ist noch nicht gebührenpflichtig, während den Ferien- wie sonst alles in Oberstdorf)
      Ich frage mich, wie dort mehrtägiges Parken gehandhabt wird; am Renksteg hatte ich den Eindruck, die haben noch nie ein Ticket für mehrere Tage verkauft.
      An vielen anderen Parkplätzen ist nach Dienstschluß die Schranke hoch, auf diese Weise haben wir mal nolens volens 30 Franken hinterziehen müssen...

      Gruß, Martin
      Meine Reisen (Karte)

      Kommentar

      Lädt...
      X