[DE] Rennsteig vollständig, 8. -14. April 2006

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  • Issoleie
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    • Meine Reisen

    [DE] Rennsteig vollständig, 8. -14. April 2006

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Region/Kontinent: Mitteleuropa

    Vorbereitung

    Es war unsere erste Tour, ein Testlauf für die schon geplante dreiwöchige Norwegenwander¬ung im kommenden Sommer war vorgesehen; dass alles schwerer werden würde, sollte uns noch unerwartet treffen. Als Reiseziel war die grobe Richtung das unangekündigt und schein¬bar willkürlich platzierte Mittelgebirge in Deutschlands Mitte schnell gewählt und was läge näher als unser ältester Höhenweg, der Rennsteig im Thüringer Wald? Frühlings¬erwachen zwischen baumbedeckten Hängen, plätschernde Bäche die den leichten Schritt junger Wande¬rer begleiten, ein Lager unter dem klaren Himmel nach einem erfüllenden Tag mit der Musik der Natur und dem ruhigen, leise herüberschwebenden Klang von Kirchenglocken aus einem entfernten Städtchen. Ja, groß schon war die Freude auf das kommende Lustwandeln, das eine Flucht aus dem schnellen Großstadtleben Berlins bedeutete.
    Ursprünglich war nur ein Teil des Rennsteigs geplant gewesen, die Strecke von Neuhaus bis zum Inselsberg als finalen Höhepunkt in fünf Tagen. Da uns aber durch lange Ferien doch reichlich Zeit gegeben wurde, war eine Ausdehnung der Tour auf den vollständigen Rennsteig möglich, was ja als solches sehr viel mehr Reiz besitzt. In Unkenntnis der Tradition dieses Weges beschlossen wir jedoch eine Umkehrung der ursprünglichen Strecke, was eine sanfter beginnende Ost-West-Querung bedeutete und die Option des früheren Ausstieges bei langsa¬men Vorrankommen, Müdigkeit oder gar einer eintretenden Unlust am Inselsberg ermög¬lichte. Die Zeitspanne bedeutete Tagesstrecken von jeweils 20 Kilometern, für den ersten halben Tag waren deren zehn geplant. Ein realistisches Ziel also für jede Etappe.
    Die Anreise geschah mittels Regionalbahnen und einem Wochenendticket, wodurch sich die Reisekosten also für jeden auf 30 Euro reduzierten, zu welchen noch ein Verpflegungsgeld von 20 Euro pro Person hinzukam.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 06.11.2011, 07:14. Grund: Reisecharakter eingestellt

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    #2
    1 Tag - Samstag, der 8. April 2006

    Von Berlin Alexanderplatz fahren wir, Tim und meine Wenigkeit, 8:30 Uhr nach kurzer Zugverspätung mit der Regionalbahn los. Andere junge Leute mit auf unsere Karte nehmen, vor Zigarettenqualm aus dem ergatterten Zugabteil fliehen, Schachspielen, sich in Vorfreude ergehen. Magdeburg, Halle, Großheringen, Saalfeld und Brotkauf, Blankenstein nach kurzer Verzögerung und Umleitung aufgrund eines umgestürzten Baumes.
    15:30 Uhr steigen wir aus dem Zug und sehen Blankenstein in Sonne gebadet, gut sollte es uns gehen auf unserer bevorstehenden Wanderung. Wir gehen an die Saale halten unsere Anwesenheit mit der Kamera fest, motiviert gehen wir los. Leider jedoch in die falsche Richtung, eigentlich sind überall Schilder mit diesen freundlichen weißen „R“s, auch der Fahrradweg ist ausgeschildert. Natürlich muss das so sein, da ein Weg, will er als solcher gelten, natürlich immer auch zwei Richtungen hat, was uns aber zu diesem Zeitpunkt weniger erfreut und in noch größere Verwirrung treibt. Nachdem wir dann mal die eine, dann die andere Möglichkeit versucht haben und schließlich wenig sicher doch die erste favorisieren, die uns direkt wieder am Bahnhof vorbei führt, an dem uns ein mannshoher in Stein gehauener freundlicher Wandersmann begrüßt, der uns stumm aber deutlich die einzuschlagende Richtung weist, sind wir uns des Weges nun bewusst und freuen uns letztlich doch noch der Fehlschritte, da sie uns zum ursprünglichen und tatsächlichen Beginn des Rennsteigs geführt haben, den nicht zu finden uns am Ende sicher leid getan hätte.
    Steil führt der Weg an und auf der Straße, die die kleinen Städtchen der Umgebung verbindet, entlang, nicht schön aber schnell zu gehen. Die starke Steigung ist jedoch unter der Sonne nicht wenig anstrengend und wollen sie möglichst schnell hinter uns lassen. Hinter Schlegel nach etwa sieben Kilometer des Wegs wird die Strecke angenehmer. Die Geräusche der Straße sind nur noch entfernt zu hören, der Rennsteig führt breit und in sanften Steigungen und leichten Kurven durch Nadelwald, an Steinbrüchen und freien Lichtungen vorbei. Recht leicht wird es in uns und froh wandern wir fort. Obwohl der Hüftgurt der rund 18km schweren Rucksäcke drückt und die Sorge um die zukünftige Wasserplanung sich leicht aufs beschwin¬gte Gemüte legt, kommen wir Dank hoher Motivation und in Freude, nun endlich aus der Stadt zu sein und frei wandern zu können, schnell voran.
    Am Ende des Tages suchen langsam eine schöne Raststelle und bauen schließlich nach drei Stunden Wanderung und geschafften zwölf Kilometern unser Zelt um sieben Uhr zum ersten Mal auf. Wir lagern an einer wohl kürzlich eingestürzten Schutzhütte, die an einer Kreuzung zweier Waldwege aufgebaut war und die zwei noch stehenden Bänke mit ihrem Tisch in der Mitte bieten uns eine komfortable Möglichkeit des Kochens und des Ruhens, das durch den sonst sehr feuchten Boden erschwert worden wäre. Im goldenen Abendlicht und unter dem sich leicht vom Himmel abzeichnenden Mond bereiten wir unsere Abendmahlzeit. Der Tütengeist spendiert uns Spätzle in Käsesoße, welche letztere sich jedoch auch aufgrund fehlenden fließenden Wassers und der Abwesenheit eines Schwammes als ausgesprochen widerspenstig zeigt. Nachdem die Sonne verschwunden ist, sinkt die Temperatur deutlich und es wird ungemütlich. Wir beschließen um neun Uhr zu Bett zu gehen und schlafen nach kurzem Gespräch schnell ein.

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      #3
      2. Tag – Sonntag, der 9. April

      8:00 Uhr wachen wir auf. Die Nacht war kalt und Thermounterwäsche notwendig. Die Schultern sind verspannt; ich vermute, der gestrige Stockeinsatz bergan war zu enthusiastisch, vielleicht auch der Rucksack noch nicht optimal eingestellt. Das Außenzelt ist voll von Kon¬dens, was bei einem moornassen Boden und nicht vorhandenem Wind jedoch nicht verwun¬dern darf. Wir liegen noch eine Weile in den Schlafsäcken, bis wir uns halb neun Uhr dazu überwinden können, aufzustehen. Frühstück, Zeltabbau, Rucksack aus- und wieder einräumen (ein Problem, welches sich auf der gesamten Wanderung nicht änderte...). bei bedecktem Himmel brechen wir 9:30 Uhr mit dem Ziel der 20-Kilometer-Marke auf.
      Schnell stoßen wir auf dem sonnengeschützten Waldboden auf Schnee, der sich als äußerst anstrengend zu laufender Untergrund darstellt, da man immer wieder einbricht, sich abstützen und die Balance halten muss. Zusätzlich führt unsere Strecke anfänglich häufig in schmalen Hohlwegen bergauf und wir müssen uns mit teilweise geringer Motivation besonders nach Steinbach, wo wir uns den Kauf eines Brotes zu benötigten Stärkung gönnen, über einen weiten Anstieg kämpfen, der uns unsere Beine spüren lässt. Glücklicherweise mangelt es jedoch nicht an Gelegenheiten, unseren Wasservorrat aufzufüllen, der sich auf insgesamt fünfeinhalb Liter belief. Am Anfang des Tages schon in Rodacherbrunnen, dann erneut in einem Gasthaus am Anfang von Steinbach und letztlich kurz vor der Schildwiese durch eine Quelle gab es hierzu ausreichende Möglichkeiten. Auch wurde der Weg im Verlauf immer angenehmer, wenn auch teilweise schlecht ausgeschildert, und das Wetter freundlich und lachend, das Gemüt leichter und das Wandern zur wahren Lust.
      Vollständig entschädigt wurden wir dann am Abend durch einen wundervollen Zeltplatz mit weiter Sicht in einem Naturpark kurz hinter dem Tourismushaus Kalte Küche, den wir um 18:30 Uhr erreichen. Weiches braunes Gras bedeckt den trockenen Boden, abgeschieden steht unser Zelt an einem baumbedeckten Hang gemütlich in einer Nische und wir sitzen auf dem Wege davor und Kochen Nudeln in Blattspinat, einen wahres Festessen für den heutigen Tag, an dem wir 26,9 Kilometer zurückgelegt haben und somit schon deutlich unsere geplanten Distanzen verblassen lassen.
      Die Körperuntersuchung ermittelt bei Tim Blasen an den Händen, eine Blase am rechten Fuß, geringe Druckstellen an der Hüfte sowie schmerzende Kniekehlen. Auch meine Kniekehlen sind angestrengt, die rechte Schulter ist noch immer verspannt, die Druckstellen an der Hüfte jedoch nur minimal. Wir gehen schlafen.

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        #4
        3. Tag – Montag, der 10. April

        Die Nacht war angenehm, das Zelt vollständig kondensfrei und wir wachen schon 7:30 Uhr auf. Tim hat es geschafft, mit Thermounterwäsche, zwei Paar Socken und einem Fleecepullover keinen Hitzschlag zu erleiden. Wir nutzen die frühe Stunde zur Entspannung und zur Planung der Tagesetappe, die bis Dreistromstein in 21,4 Kilometern angesetzt wird.
        Der Himmel ist bedeckt und wenig freundlich und als wir um acht Uhr loswandern, fallen erste kleine Schneeflocken auf uns nieder. Der Weg durch den Wald ist breit und von einer dicken Schneeschicht bedeckt und wir müssen den Großteil der Strecke auf der winterlichen Loipenspur gehen, um nicht einzubrechen. Einen Fuß vor den andern setzend und häufig zur Seite weg brechend schleppen wir uns durch das Weiß, angestrengt und unmotiviert. Der Wind wird stärker und der Schnee bläst uns nun auf offener Fläche in die Gesichter. Es ist ungemütlich zu uns trist, graue Flächen, harte Wege und wenig Sicht, dazu der kalte Wind. Wir laufen neben der Straße in Ernstthal und verlieren den Rennsteig, haben wenig Lust, weiter entfernte Wegweiser aufzusuchen und folgen den Schildern des Radweges. Als wir nach elf Kilometern in Neuhaus ankommen und uns Brot vom Bäcker gönnen und im Gasthaus am Bahnhof bei Tee unsere Lebensgeister erwärmen und den Wasservorrat auffüllen, steigt unsere Motivation. Weiter geht der Weg weitaus angenehmer und das Wetter wird ruhiger, der Schneefall lässt nach. Erneut gehen wir durch Wälder und kommen schneller voran, beschließen am geplanten Ziel durch verbleibende Zeit und Kraft noch weiter zu laufen. Uns begegnet eine Tafel in einer Schutzhütte mit den Verszeilen:

        „O lebe fort auf edle Art,
        Du herrlich schöne,
        Du schöne Rennsteigfahrt“

        und dem Ausruf „Gut Runst“, der 1900 auf einer Mitgliederversammlung des Rennsteig¬vereins als allgemeiner Gruß für dieses Weitwanderweg geprägt wurde und sich auch für uns in der Folge als Zuruf übernommen wurde.
        Hinter Friedrichshöhe verschlechtert sich die Situation jedoch enorm. Der Rennsteig trennt sich von der Loipenspur und führt als Hohlweg durch den Wald, wo er jedoch kaum mehr begehbar ist. Drei umgestürzte Bäume verhindern ein Weiterkommen und zwingen uns in den Wald neben dem Pfad. Doch schnell deutet sich an, dass die Wegwahl weitestgehend unwich¬tig wird, überall liegt der Schnee bis zu einem Meter hoch. Verzweifelt kämpfen wir uns weiter, mit vollem Gewicht auf die Stöcke gestützt gehen wir Schritt für Schritt und brechen immer wieder bis zu den Oberschenkeln ein. Der Schnee trägt am Ende des Tages nicht mehr so gut und ist hier zusätzlich unerschlossen. Langsam und angestrengt kommen wir voran und sind umso unruhiger, als schon zwei auf unserer Übersicht eingezeichnete Schutzhütten ausbleiben. Freude und Zuversicht erfassen uns jedoch beim Anblick des Loipenweges, der hier erneut nahe des Rennsteiges verläuft und auf den wir nun wechseln. Gesteigert von unsäglicher Erleichterung wird diese Hoffnung jedoch, als wir unseren Rastplatz, die offene Fläche der gut ausgebauten Eisfelder Ausspanne um 19:00 Uhr erblicken, die für uns nicht hätte charakteristischer bezeichnet werden können.
        Das Zelt wird auf sehr festem Schnee aufgebaut und das Essen in der Schutzhütte zubereitet. Der Tütengeist spendiert uns Nudeln in Käsesoße, die wir fast schweigend verzehren und uns anschließend in die Wärme der Schlafsäcke zurückziehen. Wir reden wenig und uns beiden ist die Last des Tages anzumerken, die sich körperlich in großer Erschöpfung zeigt und im Gemüte einen bitteren Geschmack von Verzweiflung hinterlässt. Physisch hat das ständige Wandern über Schnee deutliche Folgen hinterlassen. Tim hat Schmerzen in den Kniekehlen und am Fußgelenk, der Nacken ist verspannt. Bei mir wanderten die Schmerzen vom Knie am Anfang des Tages in den Fußspann und manifestierten sich schließlich mit garstiger Hart¬näckigkeit und Gewalt in beiden. 27,1 Kilometer haben wir mit der heutigen Etappe hinter uns gebracht und können uns nun sicher sein, einen Tag früher das Ende des Rennsteigs zu erreichen. Allein die Verhältnisse trüben diese Planungen und wir überlegen, die Tour abzu¬brechen, sollte der Weg nicht leichter zu begehen sein, was uns nur als schwache Hoffnung in Anbetracht der Tatsache erscheint, dass wir im Verlauf noch höher steigen müssen. Wir beschließen diese Entscheidung vom morgigen Tag abhängig zu machen, da die Motivation für eine solche essentielle Frage am Abend eines solchen Tages unzweifelhaft zu gering ist, das Kommende zu ungewiss. Gut Runst!

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          #5
          4. Tag – Dienstag, 11. April

          Als wir aufwachen bemerken wir viel Kondens im Zelt, diesmal sogar tatsächlich innen: Der Boden des Innenzeltes ist mit vielen Tropfen bedeckt, die Wände im Bereich unserer Köpfe ebenso. Ausgesprochen unangenehm und ich habe nur die Erklärung, dass unsere abgegebene Körperwärme und der Atem durch den vom Schnee kalten Boden sofort kondensiert und sich dort niederschlägt, was für meinen Daunenschlafsack allerdings alles andere als schön ist. Wir stehen um 8:10 Uhr auf und frühstücken schnell, sodass wir um 9:10 Uhr loskommen und als einziges Ziel die sichere Ankunft in Neustadt nach 13 Kilometern festsetzen.
          Nach einer kurzen Zeit des Wanderns treffen wir auf der Verantwortlichen der in den Tagen zuvor immer wieder gesehenen Fußspuren. Die beiden ersten Weitwanderer auf dem Renn¬steig, die wir treffen geben nicht nur ein Gefühl der Sicherheit, sondern sind auch wahre Heilsbringer und berichten uns, der Weg solle von nun an sehr viel erschlossener werden und Loipenspuren besitzen. Und tatsächlich wird im Verlauf des Tages das Wandern zu einer großen Lust und Freude, mit der Abnahme von Schnee steigt unsere Motivation zunehmend, wir sind bester Dinge und das Gemüt ist so recht leicht. Der Schnee auf dem Weg ist fest und gut zu begehen und schon 12:30 sind wir in Neustadt, darum die Flächen schneefrei sind, die Wege offen und frei oder heimlich und gemütlich. Das Wetter ist schön und die Sonne lacht uns gar kräftig ins Gesicht. Der Wasservorrat wird hier in einer Tankstelle aufgefüllt und munter gehen wir weiter. Mit weiterhin hoher Motivation stören wir uns nicht an dem nun wieder zunehmend schneebedeckten Weg, der glücklicherweise sehr fest ist, und kommen weiter schnell voran bis wir die Hälfte des Rennsteiges am Großen Dreiherrenstein erreichen. Von hier an wird jedoch der Weg erneut anstrengender und der schwer zu begehender Schnee, in dem auch die nur noch wenig vorhandene Loipe wenig Wirkung zeigte, da die nötige Festigkeit nicht mehr gegeben war, zehrt bis zum Schluss Kräfte. So beschließen wir auch wenige Kilometer vor Mordfleck, dem neu gesetzten Etappenziel, den ursprünglichen Renn¬steig zu verlassen, der nun weiter schmal durch den Wald führt, und nutzen einen ebenfalls dort hinführenden Pferdeweg, der zwar länger angelegt, jedoch mit sehr viel höherer Ge¬schwindigkeit zu laufen ist. Die Weitenangaben dieses breiten und meist flachen Weges sind jedoch um etwa drei Kilometer zu kurz angegeben, was die Vermesser wohl auf ungefähr halber Strecke zur selbständigen Korrektur veranlasst haben muss, die uns jedoch nicht wenig verdrießt...
          Doch am Ende dieses insgesamt wunderbaren Tages erreichen wir doch noch um 18:45 Uhr unseren geplanten Lagerplatz, der sich allerdings als wenig einladend gibt und uns zwingt, ein wenig weiter am Rand einer Wiese neben der Straße und versteckt zwischen zwei Bäumen mit nur einer Apsis das Zelt aufzubauen, was jedoch aufgrund der schönen Aussicht in ein Tal unserem Empfinden entgegenkommt. Der Himmel sieht freundlich aus und wir kochen auf dem Boden sitzend und frohen Mutes den vom bestochenen Tütengeist erhaltenen Pilzreis mit Kräutern auf Risoninudeln, der uns nach 29,1 Tageskilometern reinen Rennsteigs, also über 30 realer Strecke, stärkt. Und doch musste auch an diesem Tag der Körper den Belastungen Tribut zollen; Tim hatte Blasen an den Füßen, eine schmerzende Achillessehne, verspannte Schultern und belastete Oberschenkel. Meine Füße ließen die Anstrengungen merken, das Knie zwickte noch immer doch der Problemfuß hat sich ein wenig erholt.

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            #6
            5. Tag – Mittwoch, 12. April

            Wir werden um 7:30 Uhr wach und stehen schnell auf, da sich der Himmel über Nacht zugezogen hat, die Temperatur ist gefallen und Schneefall und Wind begrüßen uns unfreundlich am Morgen des 5. Tages. Wir bauen zuerst das Zelt ab und gehen dann in die hinter uns liegende Hütte, um geschützt Frühstücken zu können. Die heutige Etappe führt über den Höchsten Punkt des Rennsteigs auf 973 Meter, den wir über einen steilen Anstieg am Anfang erreichen werden, vor dem es uns schon recht graut, und soll sich auf etwa 20 Kilometer belaufen, was uns angesichts der Steigung als realistisch erscheint.
            Wir brechen um 8:40 Uhr auf und steigen nach einigem Suchen des Weges auf schmalen und froh sich windenden Waldpfaden schnell und leicht auf und erreichen Plenckners Aussicht sowie unmittelbar danach die Marke der zurückgelegten 100 Kilometer um 10:17 und genießen die Aussicht(slosigkeit) dieses bestimmt wunderbaren Platzes, wie wir sie anhand der Tafel vermuten können. Anschließend wird die Strecke breiter, der Weg ebener und der Schneefall nimmt. Die uns die letzten Tage vorauseilenden Spuren der anderen beiden Weitwanderer sind nicht mehr zu finden und wir sind uns sicher, sie nach dem gestri¬gen Tag hinter uns gelassen zu haben. Wir erreichen den Grenzadler, wo wir eine öffentliche, zu bezahlende Toilette finden, in der wir uns mit Wasser versorgen können. Eine breite, er¬schlossene und mit Loipen versehene Strecke liegt vor uns, ein Langläufer fährt vorbei, wir stapfen zu Fuß über den festen Schnee. Die Etappe ist mit ihrem anhaltenden und starken Schneefall, der nur etwa 150 Meter weiten Sicht und dem stechenden Weiß von unten und seitlich von den bedeckten Bäumen in ihrer Wirkung so monoton, dass die dramatisch sinken¬de Motivation, das eintönige und stille Wandern sich mit großer Intensität auf das Gemüt niederschlagen. Durch langes Philosophieren wird der Geist jedoch wieder wach und eine recht eigentümliche Freude erwacht in uns. Wir steigen steil und weit hinab und erreichen schließlich schon um 16:45 Uhr unseren Rastplatz, die Weidepfuhlwiese.
            Das Zelt wird erneut auf einer sehr nassen Wiese neben einer Schutzhütte auf der letzten dünnen Schneeschicht aufgebaut und man spürt die veränderte Wetterlage in geringerer Höhe, hört das Tropfen des tauenden Schnees von den Bäumen und sieht braunes Gras und volle Erde. Als sich der Nebel in sanften Schleiern auflöst erblicken wir das einige hundert Meter zuvor angekündigte Haus der Bergwacht am anderen Ende der Wiese erscheinen und hoffen, nicht gebeten zu werden, doch recht freundlicher Weise in die von ihnen vermieteten Zimmer zu gehen und das unerlaubte Zelten zu unterlassen. Allerdings wird meine Zuversicht auf einen unbehelligten Aufenthalt bestätigt und wir können uns sorglos einige Zeit im Zelt ausruhen, nachdem wir an diesem kurzen Tag 24 Kilometer gelaufen sind. Anschließend bereiten wir das Essen, welches der Tütengeist als Nudeln in Broccolisoße bestimmt. Der Tag geht zeitig mit einer stark schmerzenden Achillessehne, einem belasteten Fußgelenk sowie den üblichen Verspannungen bei Tim, ein sehr wenig zwickendem Knie, einem sich nicht mehr beim Wandern meldenden Fuß, einer temporär stark belasteten Hüfte unter dem Rucksackgurt und auch den üblichen Verspannungen bei mir und einem kurzen Gespräch zu ende.

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              #7
              6. Tag – Donnerstag, 13. April

              In der Nacht gab es Schneeregen, das Zelt ist nass und es gibt wenig Grund, lange liegen zu bleiben. Wir wollen zeitig aufbrechen, um den festen Schnee am Morgen zu nutzen. Um 8:40 Uhr laufen wir los.
              Die Wege sind angenehm, ganz leicht zu begehen. Breit und schneefrei führen sie durch die Wälder, die nun auch Laubbäume aufgenommen haben. Wir haben die Möglichkeit, unser Wasser an einem schnell fließenden und überbrückten Fluss aufzufüllen und gehen ebenso frisch wie die Natur sich gibt voran. Der Himmel zieht sich mehr und mehr zu und starker Regen setzt ein, wir freuen uns schon jetzt auf eine ähnlich schöne Weitsicht vom Inselsberg wie bei Plenckners Aussicht. Nach einem vorgelegten steilen An- und Abstiegs, der uns beide aufgrund von Glätte fallen ließ, erreichen wir schon ein wenig erschöpft den Hang des 916 Meter hohen Inselsberges. Vor uns liegt eine breite geteerte Straße, recht gemütlich für Tages¬touristen. Wir streben jedoch unglücklicherweise nach Anstrengung und erdigen Böden und sehen mit Interesse den vom Hauptweg abzweigenden Rennsteig zwischen den Bäumen nach oben führen. Nicht lange nachgedacht stapfen wir durch hohen Schnee die wohl 40 Grad Steigung hoch, mit Poncho, Schnee und schwerem Rucksack weniger spaßig. Kaputt und verschwitzt kommen wir oben an und müssen feststellen, dass sich die Mühe wenig gelohnt hat. Aussicht hatten wir ja überhaupt nicht erwartet, aber dass es nicht einmal eine Rasthütte außer dem plump und viel zu groß wirkenden hässlichen Bauwerk, dass uns mit Hohn erwar¬tet, gibt ist schon enttäuschend und wir verlassen mit schnellem Schritt einen Höhepunkt der ganzen Tour, um einen Kilometer weiter eine Rast einzulegen. Der nun noch vor uns liegende Weg sieht auf dem Höhenprofil wunderbar flach aus, wir werden nur noch an Höhe verlieren. So kommen wir den Rest des Tages auf breiten Straßen mit weniger werdendem Schnee schnell voran.
              16:00 Uhr erreichen wir nach 25 Kilometern nach der heutigen Etappe unser Lager kurz hinter dem Glöckner und stellen unser Zelt neben eine Schutzhütte in den Wald. Mit Achilles¬sehnen- und Knieschmerzen sowie den üblichen Leiden bei Tim und einer am Anfang des Tages stark schmerzenden Hüfte sowie Blasen an den Füßen bei mir legen wir uns schnell in die Schlafsäcke, um uns ein wenig zu regenerieren. Nach Gespräch und Lektüre schlafen wir ein und schlafen mit 19:50 Uhr. In der Zeltapsis werden nach einem geglückten Bestechungs¬versuch des Tütengeistes Nudeln in Tomaten-Käsesoße gekocht. Wir haben den wunderbaren Einfall, schon morgen am Freitag in Hörschel anzukommen und fragen über Handy zu Hause nach einer geeigneten und günstigen Verbindung, deren Nennung wir jedoch zu ungenau finden, um genaue Planungen für den kommenden Tag machen zu können. Wir schlafen.

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                #8
                7. Tag – Freitag, 14. April

                Wir brechen um 9:50 Uhr mit verbleibenden 24 Kilometern bis Hörschel auf, ein Katzensprung. Wir sind himmelhoch motiviert, gut gelaunt. Die Strecke ist leicht, breite, schneefreie Waldwege mit kurzen, aber steilen An- und Abstiegen und wir kommen mit rund sechs Kilometern in der Stunde schnell voran. Die Zuversicht, noch heute Nacht in Berlin anzukommen, treibt uns munter voran und wir nehmen erneut Kontakt auf, um die genauen Möglichkeiten der Rückreise zu erfahren. Um 11:30 Uhr dann die Nachricht, dass es kein preiswertes Ticket am Freitag gäbe. Die Motivation ist nicht einmal mehr messbar und wir schlendern langsam auf dem nun von Tagestouristen befüllten Rennsteig. Wir haben Zeit. Zu viel Zeit. Wir planen noch heute bis nach Hörschel hineinzulaufen, am Bahnhof nach dem am nächsten Tag ersten Zug zu schauen und anschließend wieder den Rennsteig ein wenig zurückzulaufen, um unser Zelt aufzuschlagen. Die letzten Kilometer sind ruhig und von gedämpfter Stimmung, der Schlussspurt allerdings von unheimlicher Freude und schöner Landschaft bestimmt, den Rennsteig bei solchen Bedingungen in nur sechseinhalb Tagen geschafft zu haben. Erschöpft und mit schmerzendem Körper kommen wir 15:40 Uhr in Hörschel an; 168,3 Kilometer Weg liegen hinter uns. Wir plaudern kurz mit Einheimischen über unseren zurückgelegten Weg und setzen uns an die Werra, dem historischen Beginn des Rennsteigs, einem wahrhaft einladenden und friedlichen Platz, der nur von einer riesigen Betonbrücke im Hintergrund entstellt wird. Wir sind unsäglich froh, das Gemüt einzig von der Tatsache getrübt, bei Regen und in sehr erschöpften Zustand noch eine Nacht zelten zu müssen. Nach kurzer Zeit der Erholung gehen wir wie geplant an den Bahnhof.
                Neben uns hängt ein Plakat der Bahn: „Thüringen-Ticket“. Ich erinnere mich. Wir lesen noch einmal genau nach. Der Zug kommt um halb fünf und wir steigen überglücklich ein. Wir fahren nach Berlin, zwei Tage vor der geplanten Heimfahrt; die Kosten sind kaum höher als am Samstag mit einem Wochenendticket. Fußballfan, Lesen, Gespräche, Rückblicke. Eisenach, Halle, Magdeburg. 22:40 Uhr erreichen wir Berlin Alexanderplatz.

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                  #9
                  Schlussbetrachtungen

                  Als unsere Einstiegstour hatten wir uns etwas Leichteres vorgestellt. Wir haben unzweifelhaft das Wetter unterschätzt und hätten danach besser recherchieren müssen. Auch wenn wir nicht gefroren haben, so war es doch zum einen durch schneeigen Untergrund anstrengend zu wan¬dern und weiterhin schwer, sich von dieser körperlichen Belastung zu erholen. Die Pausen vielen aufgrund von ungemütlicher Kälte und feuchter Wetterlage sehr kurz aus, der Körper benötigte zu viel der aufgenommen Energie zum Wärmeerhalt und konnte sie kaum zur Re¬generation nutzen. Damit verbunden war auch die zu knappe Essensplanung, die den zwei¬maligen Kauf von Brot notwendig machte. Im Ganzen sind wir aber froh, diese diffizilen Bedingungen recht ordentlich gemeistert zu haben und zusätzlich sehr schnell gewesen zu sein. Die Ausrüstung ließ keine Wünsche offen und bestätigte das in sie gesetzte Vertrauen und Geld. Überflüssig war das Handtuch und ein zweites Shirt, seltsam das Wasser im Zelt. Der Kompass war angesichts einer nicht vorhandenen Karte leider zwecklos und ich konnte den Umgang somit nicht weiter üben. Die Kamera war zwar letztlich nett mitgenommen zu haben, allerdings fehlte mir leider oft das Motiv und die Kraft, viel zu fotografieren.
                  Die Landschaft blieb uns leider zum großen Teil verborgen und reduzierte die Wanderung so nicht selten zum Selbstzweck des Vorankommens, was angesichts des schönen Thüringer Waldes, dessen Umgebung ich glücklicherweise schon kannte, noch bedauernswerter war, mich jedoch sicher diese im Ganzen ausgesprochen schöne und empfehlenswerte Strecke des wundervollen Rennsteigs noch einmal besuchen lassen wird.


                  [eigentlich wollte ich am Anfang noch die Packliste, ein excel-Dokument, einfügen. Wenn mir jemand verrät, wie ich das anstelle, mach ich das gerne noch]

                  Eigentlich wollten ja auch einige aus dem Forum hier um Ostern da eine Tour machen, falls diese zustande gekommen ist, würden mich natürlich die dabei gemachten Erfahrungen stark interessieren...
                  Oder vielleicht sind ja auch die beiden getroffenen Weitwanderer, die im Bericht erwähnt wurden, mit hier im Forum auch von denen wäre ein Bericht mal spannend.

                  Also, zum Schluss noch herzlichen Dank an alle im Forum Aktiven, da diese Unterstützung und Beratung maßgeblich dazu beigetragen hat, dass diese Tour hervorragend gelungen ist.

                  Bis dahin
                  Flo

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                  • papajoe
                    Dauerbesucher
                    • 07.04.2004
                    • 725

                    • Meine Reisen

                    #10
                    respekt. wir ham uns ja ne woche später da rumgequält und wegen den vorgefundenen bedingungen und dem pech mitm wetter enorm verkürzt. sind im endeffekt nur vom großen dreiherrenstein bis zum inselsberg (und von da nach tabarz runter) gegangen. das erinnert mich dran, dass ich die fotos noch online stellen wollte und sollte... folgen also noch.
                    ..:: if it keeps on rainin', levees goin' to break. ::..
                    --->roll-the-rocks

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                    • pl24.de
                      Erfahren
                      • 01.07.2005
                      • 202
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Sehr schön geschrieben , wie ich finde. Netter Schreibstil. Mit dem Schnee in heimischen Mittelgebirgen hatte ich dieses Jahr auch so meine Erfahrungen. Auch von mir Respekt, dass ihr euch da 'durchgekämpft' habt.
                      Wir wollen morgen in zwei Wochen einen Teil des Rennsteigs laufen; auch als kleine Testwanderung und nur ein paar Tage. Start wird in Ernstthal sein, Ende in Blankenstein.
                      Das Zelten neben den Schutzhütten war also kein Problem, oder?

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                      • Issoleie
                        Erfahren
                        • 29.10.2005
                        • 324
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        Mit dem Zelt war problemlos. Kann aber auch daran gelegen haben, dass wir die einzigen ohne feste Unterkunft waren. Also ich denke nicht, dass da jemand was sagen wird. Einmal kam zum Glück kurz vor dem Aufbau ein Förster vorbei, die anderen Male halt Kurzwanderer, die sich dann kurz mit uns unterhalten haben. Also nach meiner Einschätzung solltest du damit keine Probleme bekommen, kannst dich aber auch zur Not nen bissel ins Versteckte zurückziehen. Wir haben ja nur aufgrund des scheußlichen Wetters die Nähe der Schutzhütten gesucht...

                        @ Papajoe
                        wahscheinlich hattet ihr mit dem Schnee sogar noch mehr Probleme, da er ob der höheren Temperaturen, die es dann ja glaube ich gab, einfach nicht mehr so gut getragen hat. Das haben wir ja schon immer am Nachmittag gemerkt... Welche Strecke seid ihr denn letztlich gelaufen und habt ihr wirklich in den dreckigen Schutzhütten übernachtet?

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                        • papajoe
                          Dauerbesucher
                          • 07.04.2004
                          • 725

                          • Meine Reisen

                          #13
                          naja, die hütten warn halt büschn zugemüllt. warscheinlich, weil die die mülleimer im winter nich leeren (können?), sonst wars ok. wir hatten auch planen als unterlage mit. gelaufen sind wir wie gesagt vom großen dreiherrenstein bis zum inselsberg, weitgehend originalrennsteig. und denn noch der abstieg nach tabarz. in der bergwachthütte, die du erwähntest wollten wir uns büschn trocknen und aufwärmen, weils an dem tag durchgehend geregnet hatte. die hütte hatte aber nen kirmesverein für ne lustige fete gemietet. die warn auch alle schon gut behopft und alkoholisiert, als wir da ankamen und somit auch sehr gastfreundlich. mit dem resultat, dass wir teilweise auch recht angetrunken bis überhopft waren, als wir im dunkeln noch bis zur ebertswiese gestolpert sind um da ne hütte zu beziehen. war aber lustich, ^^

                          wenn ich dazu komme, die bilder online zu stellen, werde ich auch mal die gps daten hochladen...
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                          • Monika
                            Fuchs
                            • 04.11.2003
                            • 2051
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            Zitat von papajoe
                            respekt. wir ham uns ja ne woche später da rumgequält und wegen den vorgefundenen bedingungen und dem pech mitm wetter enorm verkürzt.
                            Mir ging genau das gleiche durch den Kopf - am schlechtesten Tag haben wir läppische 13km geschaftt, bevor wir total geschafft waren (normalerweise schaffen mit deutlich weniger Anstrengung das doppelte). Dannach haben wir uns dann versucht rechts und links des Rennsteiges zu halten und uns vorgenommen das nächste Mal Schneeschuhe einzupacken

                            Gruß Monika

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                            • alaskawolf1980
                              Alter Hase
                              • 17.07.2002
                              • 3389
                              • Privat

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                              #15
                              Ist es möglich ohne Wasserfilter und ohne Gaststätten und Tankstellen genug Wasser an Quellen und einsamen sauberen Bächen zu finden?
                              \"Everything, absolutely everything, is possible\" Lars Monsen

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                              • eisbärin
                                Gerne im Forum
                                • 09.01.2009
                                • 72
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [DE] Rennsteig vollständig, 8. -14. April 2006

                                Hallo zusammen!
                                Ich habe vor wie schon Flaublosch mit 2-3 weiteren Leuten den Rennsteig entlang zu wandern. Mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit wird es sogar diese Kalenderwoche oder die darauffolgende treffen.
                                Ich bin im Gespräch mit den Mitreisenden auf einige Fragen gekommen, von denen hier aber auch schon einige beantwortet wurden. Ich hoffe, dass jemand Muße findet zu antworten!

                                1. In wie weit sind die Hütten Wintertauglich? meine Logik sagt mir: gar nicht
                                2. Braucht man Zelt und/oder Tarp?
                                3. Was sollte mein Schlafsack für diese Jahreszeit hergeben?
                                4. Wie sieht es mit dem Trinkwasser aus? Mitschleppen oder genügend Bäche/Quellen vorhanden? bei Schnee tut's bestimmt der Schnee...
                                5. Wenn die Natur Wasser hergibt (und das nicht zufällig gefroren ist), muss man dieses entkeimen und wenn ja wie?
                                6. Wie sieht's mit den Wegverhältnissen im April aus? Wenn wir Schneeschuhe brauchen, bleibe mer dahaam. Habe ich jetzt beschlossen.
                                7. Und überhaupt: Wie häufig hat's da oben denn Schnee Mitte/Ende April?

                                Soa, hoffe ihr seid nachsichtig mit mir. War bis jetzt nur im Sommer unterwegs und da auch nur die meiste Zeit mit dem Rad...

                                Gruß, eisbärin
                                "Mir bereitet Fernweh körperliche Schmerzen."
                                Farin Urlaub

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                                • Dalsland
                                  Anfänger im Forum
                                  • 02.11.2008
                                  • 42
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [DE] Rennsteig vollständig, 8. -14. April 2006

                                  Hallo Eisbärin,

                                  den Rennsteig bin ich zweimal abgelaufen, einmal im Herbst mit leider viel Nebel, einmal im Sommer bei allerschönstem Wetter und herrlicher Aussicht. Eine Wintertour mussten wir nach 2 Tagen abbrechen, da wir ohne Schneeschuhe immer knietief einsackten. Auf den Loipen laufen war natürlich tabu, obwohl diese einladend harten Untergrund geboten hätten.

                                  Nach Weihnachten war ich 2 Tage in der Gegend wandern (Schneekopf, Mönchshof, Allzunah, Gabelbach, Kickelhahn, mit Übernachtung), die Bedingungen konnte man als absolut traumhaft ansehen. Es lag genug Schnee, dieser war vorher angetaut und durch die Minusgrade stabil hart. Man konnte hervorragend mit Trekkingschuhen laufen. Da das Wetter nun seit ein paar Tagen stabil kalt ist und viele Wanderer unterwegs waren und sind, kann ich Dir zu einer Tour ohne Schneeschuhe jetzt raten, oder könnt ihr nicht sogar Skier mitnehmen, daß wäre jetzt optimal.

                                  Zu Deinen Fragen:

                                  1. Die Hütten sind alle zum Eingang offen, d.H. Zugluft und Schneeverwehungen sind wahrscheinlich.

                                  2. Zelt würde ich als Sicherheitsfaktor mitnehmen, im Frühjahr reicht ein Tarp aber im Winter kann es windig werden.

                                  3. Rechne mal bei den Temperaturen zur Zeit mit -8 bis -12 Grad in der Nacht.

                                  4. Wir haben immer aus Quellen getrunken, auch jetzt im Winter. Das Wasser ist hervorragend. Du findest aber mehrmals pro Tag Nachschub für Wasser. Du kannst auch in den Gaststätten oder Häusern fragen, einfach ein paar Cent Trinkgeld geben. Die Leute sind alle sehr hilfsbereit und gut drauf.

                                  5. Wasser musst Du nicht entkeimen, kann aber gefroren sein (ergo: Auftauen mit dem Kocher). Tipp: Besorge Dir einfach morgens so 2 bis 3 Liter Wasser, Petflaschen zum Nachfüllen (Volvic, sind billig und robust).

                                  6. Wegverhältnisse im April, da musst Du sehr vorsichtig sein: Schlamm und Matsch wahrscheinlich, 2 Schritte vor, einer zurück, Boden kann aber auch hart sein, dies ist schwer zu sagen.

                                  Mein Tipp: Wenn Du spontan jetzt Zeit bekommst, dann laufe den Rennsteig jetzt ab, der Thüringer Wald ist zur Zeit ein echtes Wintermärchen und Du sparst Dir die Schneeschuhe.

                                  VIEL Spaß, leider kann ich nicht mitkommen.

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                                  • eisbärin
                                    Gerne im Forum
                                    • 09.01.2009
                                    • 72
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [DE] Rennsteig vollständig, 8. -14. April 2006

                                    Hi Dalsland! Danke für die Antwort!

                                    Ich glaube ih habe mich an einer Stelle undeutlich ausgedrückt. Ich werde nicht in den nächsten zwei Wochen dort wandern, sondern überlege, ob ich es in der Zeit, in der Flaublosch dort gewandert ist, also Anfang April dorthin fahren soll.

                                    Wie das Wetter dort ist, weiß ich. War erst vor kurzem da, wusste aber zu dem Zeitpunkt noch nichts von unseren Plänen, sonst hätte ich mich ja vor Ort erkundigen können.

                                    Ich denke wir werden die Witterungsverhältnisse im April abpassen und uns dann überlegen, wo wir wandern gehen. Mitstreiter neben des Rennsteigs sind Rhein- und Rothaarsteig sowie die Eifel. Die Wasserversorgung und die Hötten sprechen FÜR den Rennsteig. Mal schaun
                                    "Mir bereitet Fernweh körperliche Schmerzen."
                                    Farin Urlaub

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                                    • almma
                                      Neu im Forum
                                      • 04.02.2009
                                      • 5
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [DE] Rennsteig vollständig, 8. -14. April 2006

                                      War jemand kürzlich auf dem Rennsteig unterwegs und kann berichten, wieviel Schnee dort noch liegt?

                                      Wir haben für Anfang April eine 5 tägige Rucksacktour (unsere erste) geplant und sind nun unsicher, mit welchen Bedingungen wir dann kämpfen müssten.

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                                      • Dalsland
                                        Anfänger im Forum
                                        • 02.11.2008
                                        • 42
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [DE] Rennsteig vollständig, 8. -14. April 2006

                                        Hallo Alma,

                                        zur Lage der klimatischen Bedingungen kannst Du auch Webcams benutzen:

                                        Masserberg:

                                        http://www.masserberg.de/index.php?id=9

                                        Oberhof:

                                        http://www.oberhof.de/index.php?id=75&no_cache=1#

                                        Neuhaus am Rennweg:

                                        http://www.webcam.rennsteig-travel.de/

                                        Webcam Kickelhahn (ganz unten):

                                        http://www.ilmenauwiki.de/wiki/Webcams

                                        usw.

                                        Zur Zeit sieht es sehr nach Schneematsch und Regen aus, vielleicht überfrierende Nässe in der Nacht.

                                        Wenn ich Dir einen Tipp geben darf: Mai/ Juni/ Juli/ August sind für eine erste Tour die beste Wahl. Im August wird es schon recht feucht, im Juli ist es krachend heiß. Nehmt Euch den Mai oder Juni vor, dann ist es wunderschön.

                                        Wenn ihr das ganze in 5 Strecken abwandern wollt, kommt am letzten Tag die 45 km Etappe, überlegt Euch ob ihr diese an einem Tag laufen oder verlängern wollt (6 Tage). Wir sind sie jeweils komplett gelaufen, daß ging ganz gut, nur bei dem jetzigen Wetter oder im Winter ist das Fortkommen mit Gepäck kräfteraubend. Seid ihr aber mit leichtem Rucksack unterwegs und übernachtet in Herbergen, ist es etwas einfacher.

                                        Ansonsten empfehle ich einen einfachen, aber soliden Nässeschutz (z.B. Jeantex, wasserdampfdurchlässig). Da oben kann es ganz schön stürmen. Stopft auch einen dichten Müllsack in Euren Rucksack gegen die Regengüsse und eventuellen, anhaltenden Nieselregen. Dichte Schuhe sind ein Muss. Ihr weicht sonst schnell durch und dann ist die schöne Tour kein Genuss mehr.

                                        Zum Schluss: Viele Grüße nach J- Town!

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